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Veritas

Titel: Veritas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Francesco Rita & Sorti Monaldi
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einem dunklen Ort aufbewahrt und mit Gold bedeckt werden. Dringt auch nur ein einziger Sonnenstrahl ein, flieht die Mühre in die himmlischen Sphären, jener Materie entgegen, die ihr verwandt ist.»
    Das war nicht alles. Nach dem Bericht des unglückseligen Jungen, der sich mehrmals an den schmerzenden Kopf griff, trugen die einstigen Kaiser von Byzanz, oder Konstantinopel, als Weltenlenker einen leuchtenden Stein in ihrer Krone, welcher aus der Schatzkammer des Nebukadnezar stammte, des Gründers von Babylon. Diesem war der Stein von den Heiligen Drei Königen übergeben worden. Um das kostbare Gut mit Hilfe magischer Kräfte zu schützen, hatte Nebukadnezar in seinem gesamten Reich zahllose Zeichen in Form einer Schlange anbringen lassen.
    «Denn auch die kosmische Stadt war von einer Schlange umgeben, einer Nachahmung jener Schlange, die die ganze Welt umgibt», erklärte Zyprian.
    Und er erzählte, dass Alexander der Große, als er auf der Suche nach dem Quell des Lebens im Land der ewigen Dunkelheit weilte, einen leuchtenden Stein auf die Spitze seiner Lanze gesetzt hatte. Im Okzident sagte man, der Stein habe ihn zur Pforte des Irdischen Paradieses geführt; im Orient hingegen behaupteten die Weisen, dass Alexander und sein Wesir Sûrî in die Kupferne Stadt gelangt seien, die Salomon erbaut hatte. Der Stein sei dann zum Goldenen Apfel geworden.
    «Einen Moment, Dragomir, einen Moment, ich verstehe gar nichts mehr», protestierte ich. Ich fühlte mich, als hätte mich ein starkes Kopfweh befallen.
    «Ich habe kein Wort von dem geändert, was dieser Grünschnabel gesagt hat», verteidigte sich Populescu und zapfte sich schon wieder einen Krug ab.
    Der Junge, der sich von den Schlägen erholt zu haben schien, erklärte, dass Hüma, der Vogel des Paradieses, Salomon die Ursprünge des kostbaren Steines, genannt Mühre, enthüllt habe.
    «Im Vierten Himmel erhebt sich ein Berg aus goldenem Sand, auf dessen Gipfel ein prächtiger Palast aufragt. Die Kuppel dieses Palasts besteht aus den steinernen Ringen aller Mächtigen, welche die Welt vor Adam regierten. Nachdem sie sich die Erde Untertan gemacht hatten, erlagen sie der Versuchung, auch den Himmel zu erobern und Götter werden zu wollen. Da kam ihnen der Engel des Todes entgegen und verlangte die Ringe von ihnen zurück. In der Kuppel des Himmelspalasts fehlt nur noch der letzte Ring, der die Kuppel abschließt. Aus diesem hat sich die Mühre gebildet.»
    Simonis und ich blickten uns verblüfft an. Zyprians Auskünfte waren ziemlich verworren und widersprachen einander.
    «Meiner Meinung nach ist diese Mühre der Granat aus der Madonnenstatue der Heiligen Sophia, von der uns Koloman erzählt hat», bemerkte Simonis.
    «Aber sie könnte auch die goldene Kugel sein, die Süleyman auf den Turm des Stephansdoms setzen ließ, wie Jan Janitzki gesagt hat», fügte Populescu hinzu.
    «Wir wollen ihn fragen, wie Eyyub in den Besitz der Mühre gekommen ist», schlug ich vor.
    «Sie befand sich im Mittelpunkt der Welt. Eyyub stahl sie, um sie dem zukünftigen Sultan und Eroberer zu überreichen», lautete Zyprians Antwort.
    «Die Mitte der Welt muss Konstantinopel sein», vermutete Populescu, «da es sich ja um türkische Legenden handelt.»
    «Und wo ist die Mühre jetzt?», fragte ich.
    «Das weiß man nicht.»
    «Und die Vierzigtausend von Kasim? Frag ihn, ob er etwas von den Vierzigtausend weiß.»
    Der Verhörte brummte unwillig ein paar Worte.
    «Er hat gesagt: Die vierzigtausend Märtyrer schreien am Freitag», übersetzte Dragomir.
    «Aber das hatte uns schon Danilo gesagt, bevor er starb», wandte ich ein.
    Zyprian wurde erneut befragt.
    «Genau genommen schreien sie am Freitagabend. Mehr weiß er nicht.»
    Die letzte Antwort grenzte fast an Albernheit.
    «Frag ihn, ob die Worte soli soli soli ihm etwas sagen», schlug ich dann vor.
    Zyprian hatte sich unterdessen wieder hingesetzt und trocknete sich das Blut an der Lippe. Als er die Frage gehört hatte, schüttelte er den Kopf und spuckte abermals auf den Boden. Klaus ballte schon die Faust und blickte Dragomir Populescu fragend an, doch der bedeutete ihm mit einem Wink, es gut sein zu lassen.
    «Ich verstehe gar nichts mehr», klagte Simonis, während wir den Keller verließen und zu Peniceks Kalesche zurückkehrten. «Einzelne Informationen passen zueinander, aber das Gesamte ergibt keinen Sinn. Es ist nicht klar, ob der Goldene Apfel diese Mühre ist und ob die Mühre die Kugel aus der Statue der Jungfrau

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