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Veritas

Titel: Veritas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Francesco Rita & Sorti Monaldi
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Maria, Justinians oder Konstantins ist oder aber die auf der Spitze des Stephansdoms. Zyprian sagt, sie stamme aus der Mitte der Erde oder sogar von Alexander dem Großen, aus dem Vierten Himmel oder aus dem Ring des Salomon. Sei es, wie es will, aber wenn diese Kugel aus solarer Materie, wie er sie nennt, im Grab von Eyyub aufbewahrt wurde, dann ergibt der Satz des Agas ‹Ganz allein sind wir zum Goldenen Apfel gekommen› überhaupt keinen Sinn mehr.»
    «Ich verstehe es auch nicht», pflichtete Populescu ihm bei, und seine Stimme klang, als hätte er schon mehr Bier als Blut in den Adern, «aber es muss ja einen Grund geben, warum die Türken unserem Prinzen vom Goldenen Apfel gesprochen haben.»
    «Ich meine, Dragomir sollte nach diesem Eyyub forschen, dem Bannerträger des Propheten Mohammed. Schließlich hat Danilo seinen Namen nicht ohne Grund genannt, bevor er starb», schlug der Grieche vor, als wir in die Kutsche einstiegen.
    «O nein, unser Dragomir darf von jetzt an überhaupt nicht mehr forschen», widersprach ich, warf meinem Gehilfen einen bösen Blick zu und zog das Geld hervor, um Populescu auszuzahlen. «Und eure anderen Kameraden auch nicht, denn …»
    «Wohl gesprochen!», rief der Rumäne aus, dessen Miene sich beim Anblick der Münzen aufgehellt hatte. «Ich bin ganz Eurer Meinung. Fürs Erste haben wir genug erfahren. Heute Abend habe ich eine Verabredung mit meiner Süßen bei einer Andacht auf dem Kalvarienberg, da kommt das Geld gerade recht, vielen Dank!»
    «Pass auf, Dragomir», versuchte ich, ihm zu erklären, während ich ihm das Geld aushändigte, «du musst nämlich wissen, dass …»
    «Wie ein Luchs werde ich aufpassen! Denn sie behauptet, sie sei noch Jungfrau», lachte er, «aber ich werde mit ein paar Tricks überprüfen, ob das auch stimmt.»
    Er war betrunken. Kein idealer Zustand, um sich anzuhören, was ich ihm zu sagen hatte. Wir halfen ihm, zu uns in die Kutsche zu steigen.
    «Ja, aber jetzt hör mir zu: Der Derwisch des Agas …», versuchte ich es wieder.
    «Der Derwisch? Einer von diesen brüllenden Drehkreiseln in weißen Röckchen?», grinste er und rülpste. «Das ist gewiss nicht das Röckchen, das ich heute Abend heben werde! Ob der Derwisch noch Jungfrau ist, interessiert mich nicht die Bohne, haha! Meinem brünetten Hühnchen aus dem Kaffeehaus aber, hoho, hört gut zu, dem werde ich Sal Armoniacum mit Quellwasser zu trinken geben, und wenn sie keine Jungfrau ist, wird sie sich bepinkeln, haha! Und außerdem habe ich verkohlte Ephen-Wurzeln, die kann ich ihr unter die Nase halten: Wenn sie keine Jungfrau ist, wird wieder gepinkelt! Stellt euch mal vor, wie peinlich, haha!»
    Ich war verzweifelt. In das grobe Gelächter Dragomirs stimmte bald auch mein Gehilfe ein, der, als wäre das nicht schon genug, sogar noch dem Pennal befahl, mitzulachen.
    «Natürlich wäre es wirklich schade, wenn sie keine Jungfrau ist …», erklärte Dragomir und zog einen Schmollmund, «doch wenigstens kann ich dann sicher sein, dass sie sich früher oder später flachlegen lässt, ohne dass ich sie lange beknien muss! Haha!»
    Die Kalesche hielt an. Wir waren vor Populescus Haus. Bevor ich etwas sagen konnte, öffnete er den Schlag und stieg aus.
    «Einen Moment noch, Dragomir», rief ich ihm hinterher, «es gibt da eine Sache, die du wissen musst …»
    «Tausend Dank, Herr Meister!», lachte dieser jedoch sturzbetrunken, indem er sich mehrmals verbeugte und dann, das Säckchen mit Münzen schwenkend, in die Eingangstür trat.
    «Fahr weiter, Pennal!», forderte Simonis ihn auf.
    «Nein, warte!», protestierte ich. «Also wirklich, Simonis, ich konnte ihm fast gar nichts sagen!»
    «Er hat zu viel getrunken, er hätte es eh nicht verstanden. Wenn Ihr wollt, könnt Ihr heute Abend mit ihm sprechen. Er hat doch gesagt, dass er eine Verabredung mit diesem Mädchen auf dem Kalvarienberg hat.»
    «Natürlich, jetzt bleibt mir ja nichts anderes übrig», seufzte ich ergeben. «Ich bin völlig am Ende, und wir konnten keinen deiner drei Kameraden warnen. Ich frage mich, ob es nicht besser gewesen wäre, erst Koloman oder Opalinski statt Dragomir zu suchen.»
    «Die beiden waren zu Hause und schliefen.»
    «Wie bitte?», entrüstete ich mich. «Und warum hast du mir geraten, mit Dragomir anzufangen?»
    «Es wäre unhöflich gewesen, die beiden zu wecken. Sie unterstehen ja nicht meinem Befehl, wie der Pennal.»
    Ich schwieg erstaunt. Eine gar zu idiotische Antwort für einen Halbidioten,

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