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Veritas

Titel: Veritas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Francesco Rita & Sorti Monaldi
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Firmament hat eine blauviolette Färbung.
    Nun neigte sich das Schiff ein wenig und beschrieb einen weiten Halbkreis nach links.
    «Wir umschiffen die Stadt», folgerte ich.
    Langsam richtete das Fliegende Schiff den Bug in die Richtung des Ortes Ohne Namen.

    Den kurzen Rückflug von der Stadt zum Neugebäu legten wir schweigend zurück. Als unser Schiff mit dem Abstieg zum Ballhaus begann, tat es uns fast leid, dass die geheimen Götter dieses Seglers nunmehr beschlossen hatten, sich zu verabschieden. Alles endete mit der größten Ruhe und Präzision, als wollte der unsichtbare Pilot, der an unserer Seite das Steuerruder gelenkt hatte, den Tag mit einer ordentlich ausgeführten Arbeit beschließen. Von weitem sahen wir Froschs Mäuslein wieder zu Tigern und Löwen werden, die Pfützen des Ortes Ohne Namen zu Fischteichen und das Schloss von Spielzeuggröße zu seinen majestätischen Ausmaßen zurückkehren. Ohne große Umstände, als wäre dies eine hundertmal durchgeführte Aktion, setzte das Fliegende Schiff mitten im Ballspielhaus auf, fast an derselben Stelle, von der es sich erhoben hatte. Der Rumpf legte sich mit einem dumpfen Aufprall auf die Erde, als hätte seine Lebenskraft sich urplötzlich verflüchtigt. Mein Kleiner hatte uns schon seit einiger Zeit zurückkehren sehen, und kaum setzten wir unsere Füße auf den Boden, brach er unter Tränen in Jubelschreie aus. Durch die Anspannung zitterten mir die Beine wie nach einer Fastenwoche, und als ich aus dem Schiff sprang, wäre ich fast zu Boden gestürzt.
    Da ich nicht wusste, was ich sagen sollte, umarmte ich mein Söhnchen und sagte, als wäre ich von einem alltäglichen Ausritt mit dem Esel zurückgekehrt: «Da bin ich wieder.»

    Frosch war von seinem Erkundungsgang noch nicht zurückgekehrt. Wer weiß, ob er das Fliegende Schiff hatte abheben sehen. Es war besser, sogleich den Heimweg anzutreten, damit er nicht erfuhr, dass wir diejenigen an Bord des Seglers gewesen waren.
    «Man kann nie wissen», sagte ich, Simonis und den Kleinen drängend, das Neugebäu so schnell wie möglich zu verlassen, «niemand garantiert uns, dass Frosch kein Spion ist. An diesem Ort habe ich schon zweimal mein Leben riskiert: einmal wegen Mustafa und einmal wegen des Schiffes. Ich möchte wenigstens vermeiden, ins Gefängnis zu kommen.»

    Innerhalb weniger Minuten hatten wir unsere Werkzeuge zusammengepackt und befanden uns auf dem Heimweg zur Himmelpforte. Immer noch benebelt und bestürmt von den Fragen meines Kleinen, war es fast ein Wunder, dass ich beim Verlassen des Ortes Ohne Namen wieder das sonderbare Geräusch, halb Trompete, halb Trommel, hörte, das in der großen Loggia des Neugebäus erklungen war. Aber ich war zu abgelenkt von den jüngsten Erlebnissen, um sonderlich darauf zu achten.

17. Stunde, Ende des Arbeitstages: Werkstätten und Kanzleien schließen. Handwerker, Sekretäre, Sprachlehrer, Priester, Handelsdiener, Lakaien und Kutscher speisen zu Abend (während man in Rom gerade die nachmittägliche Zwischenmahlzeit einnimmt).
    Zurück in der Himmelpforte, war es für Simonis zu spät geworden, um noch an der Wiedereröffnungsfeier der Universität teilzunehmen.
    «Es wird heute Abend ja noch eine zweite inoffizielle Feier geben, die wir Studenten veranstalten», teilte er mir mit, «da werde ich, so Gott will, nicht fehlen.»
    «Ich kann dich begleiten und mit Populescu und den anderen sprechen.»
    «Gewiss, Herr Meister, wie Ihr wünscht.»
    Trotz der aufregenden Ereignisse hatte ich nämlich nicht vergessen, dass ich die drei überlebenden Kameraden vor der Gefahr warnen wollte, die mit der Suche nach dem Goldenen Apfel zusammenhing, und vorzüglich wollte ich ihnen raten, nicht damit fortzufahren. Bei Dragomir hatte ich es in der gestrigen Nacht schon versucht, aber der Rumäne war zu betrunken gewesen, um auch nur ein Wort zu verstehen. Darum würden wir ihn heute wieder suchen, in der Hoffnung, ihn nüchtern anzutreffen oder wenigstens Koloman Szupán oder Jan Janitzki Opalinski zu finden.
    Auf der Heimfahrt hatten wir vermieden, vor meinem Jungen von dem soeben überstandenen Abenteuer zu sprechen. Nun bat ich meinen Gesellen, mit dem Kind zum Abendessen zu gehen. Mein Magen erschien mir nach der Fahrt durch die Lüfte noch wie zugeschnürt, und so eilte ich zu Cloridia.
    Seit wir am Vorabend von der Krankheit des Kaisers erfahren hatten, war mir keine Zeit mehr gegeben, mit ihr zu sprechen. Es war so viel geschehen: mein Zornesausbruch

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