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Veritas

Titel: Veritas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Francesco Rita & Sorti Monaldi
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Grabinschriften (zum Gedächtnis an die Episode mit dem Engel, der die Auferstehung des Christus verkündet) ISVM geschrieben wird, mit dem V für das U und ohne das e, manchmal aber auch als I e SVM, also mit hochgestelltem e. Daneben findet sich auf denselben Grabsteinen das Symbol ATTΩ , welches bedeutet, dass das Alpha und das Omega des Lebens, also sein Anfang und sein Ende, unter dem Tempel Gottes stehen, der von den zwei «TT» dargestellt wird. Aber man kann es auch als «Atto» lesen.
    Atto, oder besser ATTΩ , sind wir alle: Ob wir wollen oder nicht, wir stehen unter dem großen Dach Gottes.

    Ich weiß, dass eigentlich noch zwei der sieben Worte, die die Botschaft bildeten, fehlen. Hoffen wir, dass das Ganze nicht einfach eine Ausgeburt der fürchterlichen Phantasie Ugonios ist …

    Gehet hin in Frieden

    Kardinal Lorenzo dell’Agio

ANMERKUNGEN
    Inhalt: Die Blattern Kaiser Josephs I . – Das Fliegende Schiff und sein Erfinder – Ciezeber-Palatino – Der Ort Ohne Namen und seine Feinde – Eugen von Savoyen -Joseph der Sieghafte – Die zensierte Biographie und Karls Geheimnisse – Atto Metani – Camilla de’ Rossi – Türkische Gesandtschaften und Legenden – Ilsung , Hag Ungnad , Marsili – Bettelstudenten und Rauchfangkehrer – Freizeit , Beisln , Fressgelage und andere Besonderheiten – Die Wiener und ihre Geschichte
DIE BLATTERN KAISER JOSEPHS I.

    Kaiser Joseph I. starb am Freitag, dem 17. April 1711 um 10 Uhr 15, noch vor der Vollendung seines dreiunddreißigsten Lebensjahrs. Die offizielle Diagnose: Blattern.
    Eine Vorbemerkung: Die Blattern, oder Pocken, eine entsetzliche, heute (fast) ausgestorbene Krankheit, konnten noch nie erfolgreich behandelt werden. Ein Heilmittel gegen Blattern gibt es nicht.
    In Harrisons berühmtem Handbuch der Inneren Medizin (M. Dietel, Harrisons Innere Medizin , Berlin 2005,16. Aufl., S. 1377), einer Standardlektüre für jeden Medizinstudenten, liest man, dass das Pockenvirus neben dem Anthraxbakterium zu den zehn gefährlichsten Krankheitserregern der Klasse A gehört, die im Kampf gegen den Bioterrorismus besonders überwacht wird.
    Vor zehn Jahren, 1996, haben sich Vertreter von 190 Nationen auf eine Resolution geeinigt: Am 30. Juni 1999 sollten alle auf der Welt noch gelagerten Pockenerreger vernichtet werden. Dies ist nicht geschehen. Im CDC (Center for Disease Control and Prevention) in Atlanta gibt es noch virulente Stämme von Pockenviren.

    Als Joseph am 7. April erkrankte, hatte niemand am Hof die Pocken. Spätere historische Forschungen (vgl. z.B. C. Ingrao, Joseph I ., der « vergessene Kaiser », Graz/Wien/Köln 1982) berichten, dass in jenen Tagen in ganz Wien eine Pockenepidemie wütete. Das trifft nicht zu.
    In seinem Überblick über sämtliche Epidemien, die Wien seit dem Jahr 1224 heimsuchten ( Historiam Pestilentiarum Vindobonensis , Wien 1817), erwähnt der Historiker Hermann Joseph Fenger mit keinem Wort eine Pockenepidemie im Jahr 1711. Ebenso wenig Erich Zöllner (Geschichte Österreichs , S. 275-278).
    Doch wir wollten die Sache persönlich überprüfen. Im Wiener Stadtund Landesarchiv haben wir die «Totenbeschauprotokolle» eingesehen, wo die städtischen Gesundheitsbehörden jeden einzelnen Todesfall verzeichneten. Dort sind wir die Monate März, April und Mai 1711 Tag für Tag durchgegangen und haben keine Spur einer Pockenepidemie gefunden. Nicht nur das: Die Anzahl der Todesfälle blieb immer im Durchschnittswert dieses Zeitraums.
    Bis zu dem Tag, an dem er erkrankte, um innerhalb von zehn Tagen zu sterben, war Joseph I. ein junger Mann im Vollbesitz seiner Kräfte und von ausgezeichneter Gesundheit, sehr sportlich und ein begeisterter Jäger.
    Im medizinischen Bericht heißt es, das Gesicht des Toten sei von einer Unmenge Pusteln bedeckt gewesen. Darüber findet sich jedoch kein Wort in der unmittelbar nach dem Ereignis gedruckten und verteilten Gazette, die den Tod und den zur Schau gestellten Leichnam des Kaisers schildert ( Umständliche Beschreibung von Weyland Ihrer Mayestät /JOSEPH / Dieses Namens des Ersten / Römischen Kayser / Auch zu Hungarn und Böheim König / u . Ertz-Hertzogen zu Oesterreich / u . u . ehrwürdigsten Angedenckens Ausgestandener Kranckheit / Höchst-seeligstem Ableiben / Und dann erfolgter Prächtigsten Leich-Begängnuß / zusammengetragen / und verlegt durch Johann Baptist Schönwetter , Wien 1711). Zudem wäre ein von Blasen entstelltes Gesicht den Untertanen gewiss nicht gezeigt worden.

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