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Veritas

Titel: Veritas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Francesco Rita & Sorti Monaldi
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Gerätschaften heraus, welche er auf einem kleinen Teppich deponierte. Nicht einmal schaute er auf: Er schien vollkommen sicher, dass niemand in der Nähe war.
    Mit ernster, undurchdringlicher Miene warf er sich gen Osten auf die Knie; dann setzte er sich mit geschlossenen Augen hin. Nach einer Weile erhob er sich, kniete vor dem Teppich nieder, auf welchem die Gerätschaften lagen, und küsste den Boden. Darauf hielt er die Hände über die Utensilien, als wollte er sie segnen, wobei er halblaut einige unverständliche Formeln sprach. Schließlich erhob er sich wieder, legte den Umhang und das Ziegenfell ab und stand nun, der Kälte nicht achtend, mit entblößtem Oberkörper da, welcher mager und kräftig zugleich erschien.
    Er holte zwei Schellenarmbänder aus dem Sack und streifte sie sich über die Fesseln. Hierauf zog er aus dem Inneren des Fells einen langen, mit Glöckchen geschmückten Dolch und stellte sich mit nackten Füßen auf den Teppich, mitten zwischen die Gerätschaften. Bis jetzt hatte er ein ruhiges und versonnenes Gebaren gezeigt. Nun aber wurde er allmählich lebhaft, wie durch ein inneres Feuer: Seine Brust blähte sich auf, die Nüstern weiteten sich, und seine Augen begannen mit ungewöhnlicher Schnelligkeit in ihren Höhlen zu rollen.
    Diese Verwandlung wurde von seinem eigenen Gesang und Tanz begleitet und angefeuert. Hatte er zunächst mit einem monotonen Sprechgesang begonnen, erhöhte er alsbald die Lautstärke, um schließlich in rhythmische Rufe und Schreie zu verfallen, denen das regelmäßig sich beschleunigende Stampfen der Füße mit den Schellenbändern an den Fesseln und die Glöckchen am Dolch einen fieberhaften Takt vorgab.
    Als der Rhythmus sich in höchster Erregung überschlug, hob und senkte der Derwisch wiederholte Male, wie von einer fremden Macht getrieben, den Arm mit dem Dolch, als würde er seiner eigenen Bewegungen nicht gewahr. Ein Zucken durchfuhr seine Glieder, mittlerweile schrie er so laut, dass Schellen und Glöckchen fast nicht mehr zu hören waren. Dann begann er zu springen und vollführte, ohne seinen dröhnenden Gesang zu unterbrechen, derart gewaltige Sprünge, dass der Schweiß ihm in Strömen über die nackte Brust rann.
    Dies war der Augenblick der Inspiration. Erst schien er einen ekstatischen Blick auf das ferne Gebilde aus weißem Stein zu werfen. Dann zückte er den Dolch, den er nie losgelassen hatte und dessen geringste Bewegung die unzähligen Glöckchen in rasendes Geklingel versetzten, streckte den Arm vor sich aus, warf ihn dann plötzlich mit einem Ruck zurück und bohrte sich die Klinge in die Wange, sodass die Spitze durch das Fleisch stieß und im Inneren des geöffneten Mundes hervorkam. Augenblicklich trat Blut an beiden Schnittflächen der Wunde aus, und ich konnte eine Handbewegung nicht zurückhalten, mit der ich mich vor diesem grauenhaften Anblick schützte.
    Der Derwisch kniete nieder, zog die Klinge heraus und wusch sich, nachdem er eine Hand mit Speichel benetzt hatte, die verwundete Wange. Die Operation währte nur wenige Sekunden, doch als er sich erhob und umwandte, sodass wir ihn besser sehen konnten, war jede Spur der Verletzung verschwunden.
    Dann setzte Ciezeber sich wieder einige Augenblicke lang mit geschlossenen Augen auf den Boden. Kaum hatte er sich erhoben, begann das gleiche Spektakel von neuem, und er fügte sich eine Verletzung am Arm zu, die er in derselben Weise kurierte. Auch diesmal verschwanden die Spuren der Wunde vollständig.
    Das dritte Ritual rief bei mir noch größeres Entsetzen hervor. Nachdem er in seinen Utensilien gekramt hatte, bewaffnete Ciezeber sich mit einem großen Krummsäbel. Diesen ergriff er an beiden Enden, setzte sich die konkave Seite der Klinge an den Bauch und ließ sie mit einer leichten, schaukelnden Bewegung in sein Fleisch dringen. Sofort zeichnete sich eine purpurrote Linie auf seiner dunklen, glänzenden Haut ab, schwarzes Blut floss ihm die Beine hinab und färbte die Schellen an seinen Fesseln. Während er sich diesem Martyrium unterwarf, lächelte der Derwisch. Cloridia und ich wechselten einen fassungslosen Blick.
    Leicht schwankend beugte Ciezeber sich sodann über seine Werkzeuge. Er ergriff eine Schachtel mit bemaltem Deckel und öffnete sie. In der Hand hielt er nun ein Stückchen schwärzlicher Materie, wie eine Brotkruste. Dann zog er aus dem Haufen der Geräte etwas wie ein spitzes, kleines Messer hervor und hub zu einem sonderbaren, halblauten Gebet an.
    «Fast

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