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Verkehrt!

Verkehrt!

Titel: Verkehrt! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thorsten Nesch
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weiterspricht, – schmieren Sie am besten mit einer Feuchtigkeitscreme ein. Das ist alles, was man da tun kann.
    Frau Dr. Imörjenci spricht nun direkt zu mir, – Übrigens gilt das auch für dich. Wenn du Schwindel merkst, Kopfschmerzen, Rückenschmerzen, Halswirbel, oder einen komischen Geschmack im Mund, irgendetwas, das dir seltsam vorkommt, oder wenn du merkst, dass du deine Gedanken nicht ordnen kannst und dich wiederholst, dann sag deiner Mutter Bescheid.
    – Mache ich.
    – Sehr schön.
    – Eine Frage?
    – Natürlich.
    – Was ist, wenn ich die Symptome bei anderen beobachte?
    Mutti unterbricht unsere Unterhaltung, – Sei nicht frech. Ich weiß wirklich nicht, was mit dir dieser Tage los ist. Und vielen Dank noch mal an Sie, Frau Doktor!
    – Kein Problem, dafür bin ich ja da, die Rechnung bekommen Sie nächste Woche.
    Und mit diesen Worten schließt sie ihren Koffer. Laut schnappen die Schlösser zu.
    Auch Frau Wadenpohl bedankt sich bei ihr und wendet sich dann an Mutti, – Ich kann mich nur noch einmal wiederholen. Ein solches Verhalten hat Suzy noch nie an den Tag gelegt. Noch nie hat sie bei einer vertrauten Person den Befehl verweigert, und schon gar nicht ist sie einfach durchgegangen. Das habe ich noch nicht erlebt.
    – Trotzdem wäre es mir, ehrlich gesagt, lieber, wenn das Training das nächste Mal mit einem anderen Pferd stattfindet.
    – Natürlich, natürlich, Frau von Enwieh.

25

    Zurück nach Hause gehe ich zu Fuß. Das wird eine gute halbe Stunde dauern, aber das brauche ich jetzt. Frische Luft.
    Ich zücke mein Handy und wähle meine eigene Nummer.
    Der Teilnehmer ist zurzeit nicht erreichbar.
    Die Menschen, die mir entgegenkommen, starren mich an. Männer und Frauen. Von Männern bin ich das gewohnt, aber auch nicht auf diese Art und Weise. Normalerweise ist es dieser Blick, den minderbemittelte Cockerspaniel aufsetzen, wenn oben auf dem Küchenschrank ein offenes Glas Würstchen steht.
    Jetzt ist in den Augen der Menschen Bedauern zu lesen, andere reagieren angewidert und blicken schnell zur Seite. Eine Mutter schützt sogar mit der Hand die Augen ihres Fünfjährigen vor meinem Anblick. Ein Aussätziger bin ich, eine Aussätzige.
    Mein linkes Auge schwillt langsam zu. Es pocht und tränt. Ich wische mir die Tränen von der Wange und ziehe die Nase hoch.
    Mit der Sporttasche auf dem Rücken merke ich, wie ich immer schneller marschiere. Meine Arme fliegen an den Seiten nach vorne und nach hinten, als müsste ich irgendwo pünktlich ankommen. Dabei gibt es bei Frank zu Hause noch nicht einmal vernünftiges Abendessen. Von den beiden wird sicherlich keiner einkaufen gegangen sein.
    Ich gehe in den nächstbesten Supermarkt und kaufe Vollkornbrot, Camembert, Weintrauben, Äpfel, Bananen und Orangen. Alles passt in die Sporttasche.
    Kurz vor dem Haus kommt mir ein pickeliger Typ entgegen, der mich tatsächlich blöde angrinst. Er ist etwas kleiner als ich, schmaler, mit einem zu großen Mund, und seine Haare sind an den Seiten abrasiert. Ein bestimmter Stil ist nicht zu erkennen bei seinem Geschmack.
    Bevor ich etwas sagen kann, zeigt er übertrieben mit dem Zeigefinger auf mich und hält sich mit der anderen Hand den angeblich bebenden Bauch, wobei er künstlich auflacht, – Alter, haha, wie siehst du denn aus?
    Besser als du. Ach nein, nicht wirklich.
    Völlig unerwartet umarmt er mich kumpelhaft, und ich erstarre.
    – Hey, was ist? Was machste dich so steif, haste nen Ständer, Alter? So, boing?
    Mit seiner Hand macht er eine eindeutige Bewegung im Hüftbereich.
    Und wenn es so wäre, sicherlich nicht von dir.
    – Nix. Nein.
    – Ich möchte nicht wissen, wie der aussieht, der dir das verpasst hat. Matsch.
    Er untermalt gestenreich seine Worte. Zieht mit den abgespreizten Fingern seiner linken Hand seine unreine Gesichtshaut runter.
    – Nein, das möchtest du nicht.
    – Beim Boxen?
    – Nein, beim Schach.
    – Sch…? War das … ja, heute, das war dein erster Kampf? Dein erster Kampf, ja!
    – Ja.
    – Gewonnen? Alter! Wievielte Runde? Erzähl, Alter!
    Er tänzelt wie ein Boxer um mich herum, schlägt Haken in die Luft.
    – Das war so. In der ersten Runde …
    – In der ersten Runde! Ein K. o! Alter, peng, knall, im ersten Kampf! Du machst Karriere. Ich werde dein Manager. Ich werde dein Boxmanager. Wir werden reich! Steinreich. Ferrari fahren, mit den Coolen abhängen. Die Mädels werden Augen machen. Wir können so viele Mädels haben, wie wir

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