Verkehrt!
anderen Alkoholflaschen sehe ich eine Knopfleiste. Ich drücke den ersten, und die dünne Gardine öffnet sich.
– Verhext, ich schwörrrre bei Gott, ich bin verhext.
Verhext? Was ist denn das für ein Vieh?
Ich rette mich nach draußen und höre ihn hinter mir.
– Ich heiße Theo, wie heißt du? Ich heiße Theo, wie heißt du? Ich …
27
Ich öffne die Wohnungstür, und auch hier wieder die Katzenmusik, – Jemand zu Hause?
– Nein, ruft die Studentin aus dem Wohnzimmer und lacht.
Ich gucke Franks Freund an und rolle mit den Augen.
Er flüstert, – Hat Harry wieder eine neue Schnecke?
– Eine Nacktschnecke.
– Echt?, seine Zunge fährt um seine spröden Lippen, und er sagt, – Lechz-lechz, hechel-hechel.
Ekelhaft. Womit ich sie eigentlich dissen wollte, gerät bei dem Primaten neben mir zum Kompliment. Gefangen mit einer Nutte und einem Schwachsinnigen. Franks Leben, ein Primatenstadl.
– Wo ist sie?, fragt er.
– Such! Such! Wo ist das Stöckchen?
– Ich würde ihr gerne zeigen, wo mein Stöckchen ist …
Bedauernswert. Ist das Franks bester Freund? Oder sind alle Jungs so? Nein, das kann nicht sein. Wir wären ausgestorben.
– Ich gehe mal hallo sagen.
Ich schaue ihm nach, wie er Richtung Wohnzimmer schleicht, gehe selber in die Küche, wo ich das Obst, den Käse und das Brot auf das Gerümpel auf dem Tisch lege, und danach in mein Zimmer, wo ich meine Tasche neben der Tür abstelle.
Buch? Welches? Hier liegt nur Mist herum.
Da kommt er zur Türe rein, läuft zu der Matratze und lässt sich fallen.
– Ich habe mich gerade verliebt, seufzt er.
– Glückwunsch.
Er schaut neben sich und greift sich einen Comic, – Hier ist er ja!
Endlich habe ich mal Glück. Mir kann ja nicht immer nur Mist passieren.
Der Kerl will in dem Buch blättern, aber die Seiten kleben aneinander, ein paar reißen ein. Er schaut genauer hin, worauf er das Gesicht verzieht und mich langsam angewidert anschaut, – Das ist … du Wichser! Du hast das vollgespritzt!
– Nä!
Glückwunsch.
Er lässt das Buch fallen wie eine heiße Kartoffel und springt auf.
– Da wichst der meinen Manga voll. Spritz-spritz-spritz. Schleudert der über die Seiten! Einfach so. Gucken hat nicht gereicht, oder wie?
Was soll ich sagen. Ich stehe da, in der Hülle von Frank.
– Flinke-Finger-Frank ist gar nicht so falsch. Und in der linken Ecke mit den ausgebeulten Hosen: Frank, der Masturbator Zach.
– Reicht jetzt, ist alles, was ich sagen kann.
– Alter, war das Absicht?
Ich lache kurz auf, die Nerven, – Nein.
– Du findest das lustig? Wolltest du mir das so zurückgeben? Ey, hier, Ralf, danke, guck mal, wie schön ich das fand, wie sehr mir das gefallen hat. Wie gut mir die Heldin gefallen hat!
Ralf, Ralf, immerhin weiß ich jetzt seinen Namen.
– Versiegelt der mir die Seiten. Ich fasse es nicht. Da fehlt mir die App für. Und ich hab das auch noch angefasst, ich gehe mir jetzt die Hände waschen.
Hinter mir erscheint die Studentin, – Was ist, Jungs? Streitet ihr euch?
– Nein, sage ich.
– Frank! Was ist mit deinem Auge passiert?
– Nichts.
– Aber …
– Boxen ist kein Bodenturnen.
Ralf schnappt sich mit zwei Fingern den Comic und fragt sie, – Magst du Manga? Hier lies mal! Ist ein Geschenk von mir … und Frank!
Dann wirft er es ihr zu, und ich fange das Buch in der Luft auf, kurz vor ihrer Nase.
– Hey, beschwert sie sich.
– Sorry, ich bin noch nicht durch.
Ralf zuckt mit den Schultern, – Das kann ich kaum glauben.
– Danach bekomme ich es aber, ja?, fragt sie und geht.
Ich halte den Comic mit zwei Fingern.
– Weg da, Häuptling Ausdemhandgelenk, ich muss mir jetzt die Hände waschen, desinfizieren, das ganze Programm, und dann bin ich raus hier.
Mein Blick fällt auf den verkrusteten Comic. Ich lasse ihn fallen, mit einem dumpfen Laut bleibt er auf einer ehemals weißen Sportsocke liegen, die aussieht, als hätte man sie als Nikotinfilter benutzt. Ich schaue meine Finger an.
– Ich auch.
28
Vor meinen Füßen liegt der türkisblaue Swimmingpool. Das Wasser ist warm, ich streiche mir die Finger im Haar trocken und rieche Pferd. Ich schlendere zu dem Whirlpool. Nachbarn sind nicht zu sehen. Hohe Hecken und Bäume umgeben den großen Garten, hauptsächlich Wiese, aufgelockert durch Sträucher und Bäume.
Mit Pool und Whirlpool! Man kann beschissener leben.
Hinter mir ruft Mutti, – Ich bin fertig, du kannst jetzt unter die
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