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Verkehrt!

Verkehrt!

Titel: Verkehrt! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thorsten Nesch
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aufgepasst.
    – Wie?
    – Ich habe den Zug nicht kommen sehen.
    – Dann geht man über die Gleise, wenn man ihn nicht kommen sieht. Man legt aber nicht seine Birne drauf. Warum … wolltest du … dich … umbringen?
    Er denkt wirklich, ich wollte mich umbringen. Natürlich. So muss das für ihn ausgesehen haben.
    – Nein, nein, nein, das war wegen den Indianern.
    Er steht auf. Nur die Augen rollen nach links und rechts, dann dreht er sich blitzschnell um, wirft den Kopf von einer Richtung in die andere, als würden wir belauert, schaut mich wieder an, – Welche Indianer?
    – Die haben doch so gehört, ob ein Zug kommt.
    Er stutzt, – Ja, wenn er ein Punkt am Horizont war, nicht wenn er aus fünfzig Metern auf einen zurast. Das hier sah nach was anderem aus.
    – Nein …
    – Du kannst mit mir reden, wenn du magst.
    – Nein.
    – Sind es die Punks in der Schule, die dich wegen deiner Nase ärgern?
    Scheiße.
    – Irgendwann nagt das an einem. Das verstehe ich, auch wenn du das bisher immer ignoriert hast.
    Scheiße, Frank. Du hast ihm davon erzählt, von deinem Spitznamen, von den anderen, wir haben doch nur, ich wollte doch … das war doch nicht … nie. Das hast du dem erzählt?
    – Das ist es, huh, deswegen, was?
    – Ich habe nicht versucht, mich um…
    – Hör mal. Das ist das Alter.
    – Wirklich, das war kein Selbstm…
    – Jetzt kommen die Mädels ins Spiel. Da ist das schon so was. Da verschieben sich einige Dinge gewaltig. Frag mal Harry.
    Ja, der ist da eine ganz große Hilfe.
    – Ich spreche jetzt mal von Mann zu Mann zu dir.
    Na, hurra.
    – Als ich so alt war wie du …
    Wir haben ganz langsam begonnen, einem schmalen Pfad durch den Busch zu folgen. Ich gehe mit einem fremden Mann in den Wald. Er hat mir das Leben gerettet. Dieser Albtraum muss ganz schnell ein Ende haben. Der Versuch muss klappen.

35

    Ich steige aus und schmeiße die Porschetür zu.
    Mutti gibt Gas. Der Motor röhrt auf, kurz quietschen die Reifen. Stil hat sie, das muss man ihr lassen.
    – Elizabeth?, Eva tippt mir auf die Schulter.
    Dieser lange Name geht mir ziemlich auf den Wecker. Wie konnte sie das all die Jahre aushalten?
    Eva hält mich an den Schultern fest, beugt sich vor und haucht mir ihr gesamtes Lungenvolumen ins Gesicht. – Und?
    – Was und?, frage ich zurück.
    – Riecht nicht mehr, mein Atem, oder?
    – Nein.
    Das habe ich doch nur gesagt, weil du mich als Frank beleidigt hattest.
    – O.m.g., bin ich froh. Danke, dass du mir das gesagt hast, daran erkennt man echte Freundinnen. Ich bin gleich zum Zahnarzt und habe auf einer Tiefenreinigung bestanden, mit Betäubung, Ober- und Unterkiefer. Hat danach trotzdem noch ganz schön gezogen, sag ich dir. Werde ich jetzt alle halbe Jahr machen. Das ist den Schmerz wert.
    Oh ja, denke ich, o.m.g.
    Ich bin zufrieden mit mir und sage, – Hat sich gelohnt, echt. Aber eins noch: Nenn mich nicht mehr Elizabeth, nenn mich … Liz! Liz.
    – Wie?
    – Nenn mich Liz.
    – Häh? Warum?
    – Liz reicht.
    – Liz?
    – Ja, Liz, verstehste, kurz für Eeeeliiiizaaaabeeeth.
    – Liz.
    – Yeah, Liz.
    – Liz?
    – Ja?
    – Hast du verschlafen, Liz?
    – Ja, aber ich hab’s noch rechtzeitig geschafft.
    – Ohne dich anzuziehen.
    – Bin ich nackt oder was?
    – Nein, aber was ist mit deinen Klamotten?
    Sie zeigt auf mein T-Shirt und die Jeans runter.
    – Was soll damit sein?
    – Nicht gerade …
    – Gerade richtig.
    Ich gehe los, über den Schulhof, sie folgt, ein paar Schritte hinter mir.
    – Geschminkt bist du auch nicht.
    – Bin ich dir zu hässlich?
    – Nein, aber …
    – Na! Passt doch dann. Ist jetzt der neue Style.
    – Wer sagt das?
    – Ich.
    – Penner-Style?
    Ich bleibe stehen und drehe mich um. Sie läuft gegen mich, prallt ab und geht einen Schritt zurück, – Pass auf, was du sagst!
    – Was ist denn los mit dir heute?
    Du riechst gut. Sie riecht so gut.
    – Nichts. Mag’s nur nicht, wenn man sich … ach.
    – Hey, ihr zwei!, ruft Clarissa und kommt auf uns zugefedert.
    – Hi, sagen wir.
    Auch sie mustert mich von oben bis unten.
    Eva zeigt auf mich und übernimmt die Erklärung, – Ihr neuer Style. Der neue Style von Liz!
    – Liz?
    – Ihr neues Ich.
    – Aha, und die Striemen am Hals?, fragt Clarissa.
    – Habe ich noch gar nicht gesehen, meint Eva, und es sieht aus, als beschnuppere sie mich von nahem.
    Im Gehen rede ich weiter, – Ihr kennt doch Andi, den aus der

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