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Verkehrt!

Verkehrt!

Titel: Verkehrt! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thorsten Nesch
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Zehnten?
    – Ja, boah, sagt Eva.
    – Stabhochsprung-Andi, ergänzt Clarissa.
    – Genau der.
    – Was ist mit dem?, fragt Clarissa.
    Eva wischt sich unsichtbaren Speichel weg, – Sabber.
    – Na ja, der hat ja schon eine Weile ein Auge auf mich geworfen …
    – Was?
    – Nein!
    – Doch. Auf jeden Fall spaziere ich gestern so die Straße runter …
    – O.m.g., was-was-was?, fragt Clarissa.
    – Es war eine kurze Nacht, und ihr solltet mal seine Handgelenke und Knöchel sehen, wie die erst ausschauen!
    Die beiden glotzen abwechselnd mich und sich gegenseitig mit offenen Mündern an, unsicher, ob sie lachen oder ausschwärmen und es jedem erzählen sollen.
    Dann kann ich meine Fassade nicht mehr aufrechterhalten und lache los, sie ebenso, beide erleichtert, nicht geschätzte fünf Jahre in ihrer Entwicklung hinter ihrer Freundin Liz zurückgefallen zu sein.
    – Geile Story, sagt Clarissa.
    Wir lachen noch, als wir das Gebäude betreten.
    Eva tippt mir an den Hals, – Und woher hast du …?
    – Ist ein seltener Ausschlag.
    Ihr Arm zuckt zurück.
    – Nicht ansteckend.
    – Hast du schon gepackt?, fragt mich Clarissa.
    – Nein.
    – Ich hätte schon alles dreimal ein- und wieder ausgepackt.
    – Aha.
    – Bist du gar nicht aufgeregt?
    – Sollte ich?
    – Also, ich wäre es, wenn ich übermorgen in Singapur wäre.
    – Wer?
    – Na du! Hallo?
    – Wo?
    – Singapur.
    – Singapur?, ich bleibe im Flur stehen. Das exotische Wort hallt im kahlen Gang nach, – Ich fliege nach Singapur?
    – Ja! Oder hast du uns nur einen erzählt?
    – Wie geil ist das denn?!, staune ich laut.
    – Sehr, sagt Eva, und die beiden blicken sich irritiert an.
    – Ja, ey, ich in Singapur.
    – Na ja, hauptsächlich ja Thailand, sagt Clarissa.
    – Thailand. Singapur, lasse ich mir die Orte auf der Zunge zergehen.
    – Du tust gerade so, als hörst du davon zum ersten Mal.
    – Ach, ich kann es gerade erst so richtig glauben.
    Am Flurende steht die Tür zu unserem Klassenraum offen. Wir schlendern weiter. In den Schaukästen an den Wänden sind Bilder aus dem Kunstunterricht aufgehängt.
    Das wäre der Hammer. Fliegen, in einem Flugzeug, nach Singapur, Thailand, Strand, Thai-Boxen live.
    – Liz?
    – Ja, sage ich und drehe mich um.
    Sie stehen vor der Klassenraumtür. Ich bin vorbeigelaufen.
    – Liz? Was ist los mit dir?
    – Ist die Vorfreude.

36

    – … Und deswegen kann ich dir nur immer eines raten: Wenn du ein Mädchen gut findest, sag es ihr, aber nett. Was hast du zu verlieren? Gar nichts. Und wenn sie sich über dich lustig macht, dann hat sie dich nicht verdient. Dann sei froh. Es war eh die Falsche. Die würde dir sowieso das ganze Leben lang nur auf den Geist gehen. Oder bis zur Scheidung. Ach, und noch länger.
    Pernod geht voran und redet vor sich hin. Ich höre ihm zu und passe auf, dass mir die von ihm zur Seite gedrückten Zweige nicht ins Gesicht peitschen.
    – Und alle anderen Mädels fühlen sich geehrt, das ist doch ein Kompliment, das schönste Kompliment, das ein Mädchen oder eine junge Frau bekommen kann. Wenn man dann nicht ihrem Geschmack entspricht, ist das auch in Ordnung. Das muss man akzeptieren, aber man kann zu sich sagen, ich habe es versucht, und denkt nicht für den Rest seines Lebens: Hätte ich damals nur. Dafür kann man sich nichts kaufen.
    Wann haben wir endlich diesen Wald durchquert?
    – Ich bereue das ein oder andere Mal. In Bayreuth, die Melanie, der hätte ich es sagen sollen, aber ich habe gekniffen. Und? Was hätte passieren sollen, außer einem Nein? Jemandem zu sagen, dass man ihn gernhat, ist keine Operation am offenen Herzen, na ja, irgendwie schon, aber bei einem Fehler stirbt niemand. Hör auf den alten Pernod. Wie heißt es so schön: Auf jeden Topf passt ein Hintern.
    Ich muss losprusten, er lacht heiser mit, scheinbar überrascht über meine Reaktion. Den Spruch habe ich noch nie gehört.
    Das klingt alles gar nicht so falsch, was er da sagt, aber mir fallen auch alle die notgeilen Blicke ein, und ich sage, – Aber es gibt schon sehr viele Jungs, die die Girls anglotzen wie ein Köter die Fleischwursttheke. Angenehm sind denen ihre Blicke nicht.
    – Genau das sind die Typen, die ein Mädel ansprechen sollten. Die gucken so blöde, weil ihnen nix einfällt. Geradeheraus wäre die Lösung.
    – Und dann? Dann sagt das Girl: Nein. Und die Jungs glotzen einfach weiter.
    – Glaube ich nicht. Die gehen dann zum

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