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Verkehrt!

Verkehrt!

Titel: Verkehrt! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thorsten Nesch
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denn?
    – Singapur.
    – Aha.
    Sein Gesicht ist alles andere als ernst.
    – Also? Was machen wir jetzt?, frage ich, – Hast du einen Plan? Oder warum grinst du so blöde?
    – Du, weißt du, was?
    – Nein.
    Er hebt den Kopf und wirft einen Blick in die Kronen der Bäume, die den Bürgersteig säumen.
    – Wir müssen nicht unbedingt heute tauschen.
    Habe ich mich da verhört?
    – Natürlich müssen … wir … warum nicht?
    – Es geht halt nicht. Ist nicht unsere Schuld. Erzwingen können wir nichts.
    – Wir müssen sofort tauschen. Am besten schon eben.
    – Er ist krank. Da können wir nichts machen.
    – Dann … dann … dann …
    – Und ehrlich gesagt, eigentlich gefällt mir das alles gar nicht so schlecht.
    Meine Beine werden weich. Ich glaube, ich eiere ein bisschen.
    – Was meinst du damit?
    – Na, ich bin du, du bist ich.
    – Das … das meinst du nicht ernst.
    – Doch.
    – Du willst mich verarschen.
    – Nein.
    Ich muss mich festhalten. Meine Hand umfasst die Kante eines runden Tisches. Er gehört zu einer Dönerbude. Drinnen räumt ein Angestellter die frischen Salate in die Auslage.
    – Du … Frank!
    Er schaut hoch zu der halb ausgerollten Marquise, die auch die Auslage des benachbarten Obstladens beschattet.
    – Wir könnten doch eine Weile so bleiben. Nicht für immer. Irgendwann gucken wir wieder, ob wir zurücktauschen können.
    – Gucken … ob!
    – Ja! Irgendwann.
    – Irgendwann?
    – Ja.
    – Nicht irgendwann. Heute. Jetzt!
    – Wie denn?
    – Egal.
    – Nein.
    – Doch.
    – Nein.
    – Doch, ich greife mir sein T-Shirt, ziehe an ihm, – Doch-doch-doch-doch …!
    Der Angestellte erscheint mit dem Dönermesser in der Rechten und brüllt mich an, – Was machst du da mit dem Mädchen? Was machst du da? Lass sie los. Sofort. Sonst rufe ich die Polizei.
    Ich lasse Frank los, ich bin sprachlos.
    Frank bedankt sich bei dem Mann.
    Der fragt, – Alles in Ordnung mit dir?
    – Ja, sagt Frank mit meinen großen Augen.
    – Verschwinde!, raunt mich der Dönermann an.
    – Er …
    – Verschwinde!, schreit er.
    Ich weiche zurück, in die Richtung, aus der wir kamen.
    Frank bedankt sich noch einmal, schaut mich ein letztes Mal an und marschiert den Bürgersteig weiter runter. Der Dönermann bleibt noch eine Weile draußen stehen.
    Als er in der Dönerbude verschwindet, sprinte ich los, an den Tischen vorbei, hinter Frank her, der gerade um die nächste Ecke biegt.

39

    – Warte!, höre ich sie hinter mir plärren.
    – Fass mich besser nicht wieder an, sage ich und setze noch einen drauf, – Frank!
    Sie ditscht neben mir herum, – Nenn mich nicht so. Nenn mich nicht so. Fang das gar nicht erst an. Tu das nicht, ich bin Elizabeth, ich, Elizabeth …
    Ich sehe meinen Körper aufgeregt herumtanzen und «Ich bin Elizabeth» schreien.
    Über uns meldet sich eine alte Frau zu Wort, deren Ellbogen auf einem roten Kissen im Fenster ruhen, – Kleiner, mit der Nummer landest du nie bei dem Mädel.
    – Da haben Sie recht, rufe ich hoch, und zu Elizabeth sage ich, – Ich würde das nicht allzu laut und allzu oft hier herumbrüllen. Das sieht ziemlich … doof aus.
    Und dann ahme ich sie noch leise nach, – Ich bin Elizabeth, ich, Elizabeth … ehrlich. Du ruinierst meinen Ruf! Ich kann mich als ich selbst gar nicht mehr blickenlassen. Wer weiß, was du noch alles verbrochen hast. Jeder denkt, ich bin ein Depp. Das lohnt sich für mich bald gar nicht mehr mit dem Rücktausch.
    – Sag das nicht! Denk das nicht mal.
    – Was hab ich denn davon?
    Ich zwinge meine Beine dazu, stur weiterzumarschieren.
    Sie schnieft die Nase hoch, – Wovon?
    – Von einem Rücktausch. Hä? Was habe ich davon?
    Still ist sie. Ihr fällt auch nichts ein. Nicht mal ihr, und sie sollte voller Argumente für einen Rücktausch sein. Aber sie weiß nicht einen Grund. Nicht einen.
    – Bleib doch mal stehen, sagt sie.
    Ich tue ihr den Gefallen. Wir stehen uns am Anfang der Fußgängerzone gegenüber. Ein Straßenmusiker spielt auf einem Akkordeon vor einem geschlossenen Geschäft eine russische Melodie.
    – Und? Ist dir auch nur ein Grund eingefallen? Ein einziger?
    – Es ist nicht gerecht.
    – Nicht gerecht? Ha!
    – Denk doch mal nach.
    – Mmmh, okay, Porsche, Whirlpool, Singapur. Reicht das? Komm, jetzt du!
    Sie holt tief Luft, als würde sie etwas ganz Wichtiges sagen wollen, aber es kommt nur, – Harry …
    – Schrott, Pot und ’ne

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