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Verkehrt!

Verkehrt!

Titel: Verkehrt! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thorsten Nesch
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bekloppt. Egal, ich muss jetzt Schluss machen, so leid mir das tut. Aus die Maus.
    – Warte! Termin? Welcher Termin da? Mutti ist doch bei Claudia heute Abend. Hey … hey!

55

    Mein altes Gesicht verschwindet mit einem Klick von dem Bildschirm. Und nachdem ich den Computer heruntergefahren habe, spiegelt sich mein neues Gesicht in dem matten Grau. Ich lächle.
    Es klingelt an der Tür.
    Clarissa und Eva!
    Ich springe auf und sprinte zur Haustür. Da stehen die beiden mit Sporttaschen über den freien Schultern. Sie sehen umwerfend aus, Eva in einer Art kurzem Schottenrock und weißem Tanktop, Clarissa in einem kurzen, bunten Sommerkleid. Ich könnte sterben.
    Nur bitte nicht jetzt.
    Wir fallen uns in die Arme, sie kreischen, und ich kreische mit, und so hüpfen wir ins Wohnzimmer, und ich spüre sie, und ich rieche sie, und das Einzige, was ich verstehe, ist Whirlpool, Pool, Whirlpool, Pool.
    Im Wohnzimmer neben dem Tisch beginnen wir uns auszuziehen. Die Sandalen fliegen in die Ecke. Eva beginnt mit ihrem Oberteil, Clarissa streift die Träger von ihren Schultern. Wenn Ralf das hier sehen könnte … Vielleicht sollte ich meine Handykamera …?
    – Hallo! Liz, träumst du?, fragt Clarissa und wedelt mit einer Hand vor meinem Kopf.
    – Nein.
    – Also?
    – Was?
    – Wann ist deine Mutter wieder zurück?
    – Nicht vor zehn.
    – Wo ist Elizabeth?, meldet sich der blöde Vogel zu Wort.
    – Maul, sage ich.
    Evas Rock fällt auf ihre Knöchel, – Was ist mit dem denn los?
    – Der möchte eine Katze als Spielkameraden.
    Die beiden lachen.
    – Ich kenne dich nicht. Ich kenne dich nicht.
    Sie tragen wie ich ihre Bikinis unter den Klamotten. Und schon rennen sie los in den Garten und ich hinterher.
    Für einen Augenblick sehe ich die beiden vor mir in Zeitlupe laufen. Wie ihre Haare fliegen, das Spiel ihrer Rückenmuskeln beim Laufen und ihre Pobacken. Bei meinem nächsten Lidschlag ist die Zeitlupe zu Ende.
    Kopfüber hechten sie in das blaue Wasser des Swimmingpools, die Beine gerade ausgestreckt. Ich bin in meiner Bewunderung gegenüber der Natur hinter ihnen zurückgefallen, sodass sie bereits aufgetaucht sind, als ich am Beckenrand abhebe, um das Einzige zu tun, was mir gerade einfällt, und ich rufe, – Arschbombe!
    Es klatscht, es sprudelt, gluckert in meinen Ohren, und als ich prustend auftauche, nach Luft schnappe, hat sich durch die Wucht des Aufpralls meine Hose zu einem ungemütlich kneifenden Stringtanga gewurstet, während mein Bikinioberteil von meinen Ohren baumelt.
    Eva und Clarissa lachen sich schlapp, und ich falle mit ein.

56

    Die
Gossen Posse
brüllt aus dem Handy.
    Frank?
    Aber auf dem Display steht
Ralf
.
    Super. Soll ich? Ach, was soll’s?
    Ich nehme das Gespräch an und sage, – Hi Ralf.
    Ich sacke auf dem Stuhl zusammen, im Hintergrund bei Ralf läuft der gleiche Song wie mein Klingelton. Fast nahtlos geht das eine in das andere über. Ich hätte nicht annehmen sollen.
    – Wow, das klingt aber förmlich. Vergiss den Manga, behalt ihn. Ich habe mir einen neuen besorgt.
    – Toll, sage ich wenig begeistert.
    – Alter, was geht, Alter? Biste sauer auf mich? Deswegen? Grummel-grummel? Du bist ja wohl nicht sauer auf mich! Es war mein Manga, Alter, wie soll ich denn reagieren? Ich …
    – Nein, nein, ich bin nicht sauer.
    – Also, was geht?
    – Nicht viel und selbst?
    – Wie bist du denn drauf? Du bist unheimlich scheiße drauf in letzter Zeit. Irgendeine Scheiße mit Harry?
    – Nein, keine Scheiße mit Harry.
    – Ist was mit mir? Wenn was mit mir ist, dann würdest du es mir ja sagen, richtig, oder nicht?
    – Klar.
    – Gemeldet hast du dich auch nicht. Ich höre gar nichts mehr von dir. Willst du nichts mehr mit mir zu tun haben, deinem Kumpel?
    Ich hätte wirklich nicht annehmen sollen.
    – Doch.
    – Hast du ein Problem mit mir, dann sag’s. Ich bin dein Kumpel.
    – Nein.
    – Los.
    – Nein, ist nix.
    – Ich kann nicht deine kranken Gedanken lesen.
    – Nix, gar nix, echt.
    – Da fehlt mir die App für. Ich raff es nicht.
    Er macht einen Moment Pause, – Hast du dich verknallt?
    – Nein.
    – Das ist ja oft so. Die besten Kumpels hängen nicht mehr miteinander rum, nur weil sich einer verknallt hat.
    – Hat sich keiner verknallt.
    – Und dann hat derjenige nur noch Augen und Finger für seine neue Flamme. Dann ist der beste Kumpel abgemeldet.
    – Nein.
    – Hast du das Veilchen von ihrem Ex-Lover?
    – Welchem Ex-Lover,

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