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Verkehrte Welt

Verkehrte Welt

Titel: Verkehrte Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juergen von der Lippe
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könnten, dass ich mein Goldkettchen auch toll finde, es ist nämlich ein Geburtstagsgeschenk meiner Frau, und deshalb würde ich es gerne behalten.«
    »Sie tragen ein Kettchen, das Ihre Frau zum Geburtstag bekommen hat? Dann hat Ihre Frau aber einen ziemlich dicken Hals, oder? ... ach sehen Sie mal, Clyde hat den Verschluss ganz alleine aufbekommen, also ich staune doch immer wieder, welch praktische Intelligenz diese Menschenaffen entwickeln, wenn auch nicht so viel wie die Schimpansen, die außerdem viel aggressiver sind, also ein Schimpanse hätte Sie schon übel zugerichtet, wenn Sie sich bei dem so angestellt hätten wegen Ihres Kettchens!«
    »Sagen Sie mal, könnte es sein, dass Ihre Laut-Zeichen-Kombinationssprache in erster Linie den Zweck erfüllt, Clyde zum Einsammeln von Schmuck zu animieren? Mir scheint, er geht sehr systematisch zu Werke, und wenn er noch länger an meinem goldenen Ohrring zieht, übrigens auch ein Geschenk meiner Frau, besteht die Gefahr, dass mein Ohrläppchen einreißt.«
    »Sie wollen mir doch wohl nicht unterstellen, meinen Freund zum Dieb abgerichtet zu haben, seien Sie lieber froh, dass er Ihren Intimschmuck noch nicht bemerkt hat, ups, zu früh gefreut.«
    Ein gellender Schrei erfüllte den kleinen Raum.
    »Komm Clyde, wir gehen zu den Damen in die Finnsauna!«
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DIE WELTHERRSCHAFT
    Es war gegen 11.30 Uhr Ortszeit, als Ado beschloss, nach der Weltherrschaft zu greifen. Er hatte einen ziemlich beschissenen Tag hinter sich, war bei der Frau, die er schon lange im Visier hatte, kläglich abgeblitzt. Sie hatte lieber irgendeinem Idioten ihre Gunst geschenkt.
    Heinrich Heine war ihm in den Sinn gekommen: »Ein Jüngling liebte ein Mädchen, das hat einen anderen erwählt . es ist eine alte Geschichte, doch bleibt sie immer neu, und wem sie just passieret, dem bricht das Herz entzwei.« Doch er hatte diese trüben Gedanken abgeschüttelt und sich in eine »Jetzt erst recht«-Haltung hineinmeditiert. Wenn er erst die Weltherrschaft besitzen würde, käme sie angekrochen oder besser gesagt: gewatschelt, denn Ado und seine Angebetete, das sei noch erwähnt, waren Pinguine.
    Sein Wunsch wurde im Freundeskreis sehr kontrovers diskutiert: »Ist ein Pinguin der Richtige für die Weltherrschaft, kann er das bei seinen bei Licht besehen eher bescheidenen Fähigkeiten stemmen? Er kann gut schwimmen, zugegeben, aber gehen ist seine Stärke nicht, von fliegen ganz zu schweigen.«
    »Wie heißen wir?«, fragte Ado mit schneidender Stimme. »Kaiserpinguin, nicht Lehrerpinguin, Polizistenpinguin, Müllmannpinguin, Beamtenpinguin, Kanzlerpinguin, sondern Kaiserpinguin. Und was macht ein Kaiser? Er beherrscht mindestens ein Land, früher auch mal die ganze Welt. Also fast. Der römische Kaiser Augustus hat die gesamte zivilisierte Welt beherrscht. Konnte er fliegen? Nein. Er konnte vielleicht besser gehen als einer von uns, aber im Wasser hätte er echt alt ausgesehen.«
    »Aber die Bezeichnung Kaiserpinguin tragen wir doch nur, weil wir mit durchschnittlich 1,30 Meter die Größten unserer Art sind, daraus kannst du doch nicht den Anspruch auf Weltherrschaft ableiten, Ado. Ein Brillenbär macht sich ja auch nicht als Optiker selbstständig.«
    »Napoleon war auch nicht viel größer«, wischte Ado den Einwand vom Tisch, »und außerdem bedeckt Wasser 4/5 der Erdoberfläche, das heißt, es ist höchste Eisenbahn für einen Imperator, dessen Reich das Wasser ist.«
    »Aber Ado, sag mal einem Orca oder Seeleoparden, das Wasser wäre dein Reich und er solle sich vom Acker machen, der lacht sich doch tot. Du bist doch bloß sauer, weil dich Iffi hat abblitzen lassen, und jetzt flüchtest du dich in irgendwelche Spinnereien; bei Nietzsche ist das ja ganz ähnlich gelaufen.«
    »Nietzsche erwähnst du jetzt nur, weil der bei den Weibern auch kein Bein ins Nest bekam, das ist gemein. Aber Nietzsche hat auch gesagt, ›Keiner ist so verrückt, dass er nicht einen noch Verrückteren findet, der ihn versteht.«
    »Ja sicher, Ado, und wir verstehen dich auch, aber mit Trotz kommst du hier nicht weiter. Fakt ist, wir haben hier totalen Frauenüberschuss, die buhlen um uns, Junge, und nicht umgekehrt. Die wollen coole, entspannte Partner und keine von Machtfantasien gequälte Hirnis, die einen Haufen Orcascheiße labern.«
    »Vielleicht bin ich einfach überarbeitet, Burn-out, versteht ihr? Mein Hirn läuft

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