Verküsst & zugenäht!
die Eltern der Spieler interessiert und ein paar andere Einwohner. Wie du bereits bemerkt hast, wollen die, wenn sie abends schon mal ausgehen, sich nicht ausgerechnet ins Hotelrestaurant nebenan setzen, sondern fahren nach Seattle oder Tacoma oder ins ‚Seven Cedars Casino‘ in Sequim.“
„Also, wozu das alles dann?“
Da musste er fragen? Sie starrte ihn an. War das nicht eindeutig? Offenbar nicht, denn er sah sie erwartungsvoll an. „Um der Stadt, die so viel für mich getan hat, etwas zurückzugeben“, erklärte sie. Daraufhin begann er zu grinsen. Interessiert legte sie den Kopf schief und fragte: „Warum hasst du diesen Ort eigentlich so sehr?“
„Ich hasse ihn nicht direkt.“ Zu seiner Überraschung stellte Jake fest, dass er schon länger nicht mehr das Gefühl hatte, so schnell wie möglich wieder aus Razor Bay verschwinden zu müssen. Irgendwann in den vergangenen Wochen hatte dieser Wunsch sich verflüchtigt, so unauffällig, dass er nicht hätte sagen können, wann.
„Liegt es daran, dass deine Frau hier gestorben ist?“
„Nein. Oder nicht nur jedenfalls.“ Überhaupt nicht . „Ich kann mich einfach an keinen Zeitpunkt erinnern, wo ich mich nicht nach mehr gesehnt habe, als dieser Ort einem bietet.“
„Es muss furchtbar gewesen sein, sie bei der Geburt von Austin zu verlieren. Das hat dir wahrscheinlich, was Razor Bay betrifft, den Rest gegeben.“
Er hatte mit Max kurz über Karis Tod gesprochen, deswegen verstand er nicht, weshalb ihre Frage ihn so ärgerte – und wieso plötzlich Gefühle an die Oberfläche kamen, von denen er nichts wissen wollte, aber so war es. Deshalb sah erJenny scharf an. „Warum interessierst du dich so für Kari?“
Sie hob eine Augenbraue und schürzte die Lippen. „Ich weiß nicht. Vielleicht weil Austin mir so viel bedeutet und ich dich besser kennenlernen möchte.“
„Tatsächlich?“ Leute anzumeckern ist wirklich nicht die klügste Art und Weise, sich Freunde zu machen, Austin Jacob, hatte sie gesagt . „Indem du mich über die schlimmste Zeit in meinem Leben ausquetschst?“ Wieso war ihm vorhin entgangen, dass sein Sohn seinen Namen trug?
Sie blinzelte und sagte erschrocken: „Entschuldige. Das hatte ich nicht vor.“
„Von wegen. Kari und ich waren nicht Romeo und Julia, verdammt noch mal. Das mit uns war keine tragische schicksalhafte Liebesgeschichte.“ Hässliche Gefühle brodelten unter der Oberfläche, und er hatte keine Ahnung, wo die auf einmal herkamen.
Auf jeden Fall gelang es ihm nicht, sie zu unterdrücken, deswegen richtete er sich abrupt auf und lehnte sich nach vorn. „Liebe ist eine Illusion, Schätzchen. Ein Hirngespinst, das sich in Nichts auflöst, sobald man genauer hinschaut.“
„Das ist nun wirklich zynisch.“
„Nein, nur realistisch. Du willst wissen, was mir den letzten Rest gegeben hat?“, fragte er mit kalter Stimme, obwohl er sich einbildete, Austin leise und vorwurfsvoll „Dad“ sagen zu hören. „Dass es zu dem Zeitpunkt, als Kari starb, zwischen uns überhaupt keine Zuneigung mehr gab, geschweige denn Liebe. Und dass ich mein eigenes Kind gesehen habe und nichts anders wollte, als so schnell wie möglich das Weite zu suchen!“ Austin Jacob .
Sie musterte ihn lange, ihre herrlichen Augen suchten nach weiß Gott was, schließlich stieß sie die Luft aus.
„Hör mal“, sagte sie. „Ich finde es furchtbar, dass Austin deinetwegen all die Jahre so viele Enttäuschungen erleben musste.“
Er ließ sich wieder in die Kissen zurücksinken und hob eine Augenbraue.
„Andererseits“, fügte sie langsam hinzu, „warst du damals gerade mal achtzehn. Deine sämtlichen Wünsche und Pläne sind von einer Sekunde auf die andere in sich zusammengefallen und du hattest auf einmal eine Riesenverantwortung.“
Sie betrachtete ihn prüfend, und sein Herz hämmerte hart gegen seinen Brustkorb. Er setzte ein leicht ironisches Lächeln auf, damit sie von seiner Erschütterung nichts mitbekam.
„Ich schätze, ihr beide, du und Kari, hattet das Gefühl, in der Falle zu sitzen“, fuhr sie fort. „Und Kari musste außerdem zusehen, wie ihr Körper sich in etwas verwandelte, das sie sich vorher gar nicht hatte vorstellen können. Ich weiß, wie Emmett und Kathy sie verwöhnt haben, und dass sie immer alles bekommen hat, was sie wollte. Auf einmal nicht mehr. Bestimmt war sie ganz schön unglücklich. Und du hast einen Job gehabt, der dir keinen Spaß machte, und musstest auf das Stipendium verzichten, auf
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