Verküsst & zugenäht!
von einem Fuß auf den anderen und räusperte sich. „Ich habe in den letzten Tagen sehr viel nachgedacht“, begann er langsam, „und bin zu dem Schluss gekommen, dass es besser wäre, Austin hier bei dir zu lassen.“
Da er wusste, wie wichtig ihr der Junge war, rechnete er mit einem kleinen Freudentänzchen oder etwas in der Art, doch danach sah es nicht aus. Stattdessen kniff Jenny die Augen zusammen, ihre Lippen wurden zu einem schmalen Strich.
Ihr Schweigen verunsicherte ihn. „Gut, ich gebe zu, dass ich mir das alles vorher nicht gut überlegt hatte, okay? Durch meine Arbeit bin ich immer wochenlang unterwegs und dann wäre Austin mehr oder weniger mit einer Haushälterin allein in einer fremden Stadt.“
„Du hast vor, gleich wieder zu arbeiten?“
„Das muss ich – eher früher als später. Ich habe bereits zwei Aufträge abgesagt, und der Verlag ruft jeden verdammten Tag an.“ Da sie ihn nur ansah, fühlte er sich in die Defensive gedrängt. Er hob die Augenbrauen. „Was ist? Du hast doch nicht erwartet, dass ich meinen Job aufgebe, oder?“ Er legte Ironie in seine Stimme, die er gar nicht empfand.
Sie betrachtete ihn geringschätzig. „Nein, habe ich nicht“, sagte sie in eiskaltem Ton. „Aber ich bin auch nicht davon ausgegangen, dass es hier um ein Entweder-oder geht. Ich könnte ja begreifen, wenn du Austin in den Sommerferien noch bei mir lässt und erst mal zu Hause bleibst, wenn die Schule in New York beginnt, ihm hilfst, sich einzugewöhnen. Dann hätte er Zeit, Freundschaften zu schließen, bis du wieder auf Reisen gehst. Aber das hier – ihm einen derartigen Schlag ins Gesicht zu verpassen, nachdem du alles dafür getan hast, dass er dich liebt und mit dir geht –, das kapiere ich nicht.“
Ihr Plan klang so gut, so logisch und war ihm selbst nicht eine Sekunde in den Sinn gekommen. Das machte ihn nur noch wütender, doch er war ein Profi, wenn es darum ging, ein hochmütiges Gesicht aufzusetzen. Das hatte er schließlich viele Jahre praktiziert. Er musterte sie von Kopf bis Fuß. „Sprechen wir hier immer noch über Austin? Oder vielleicht über dich, Jenny?“
Er sah, wie sie zusammenzuckte. Eines musste er ihr jedoch zugestehen, sie ließ sich nicht kleinkriegen. Das war vom ersten Tag an so gewesen, wie er mit einem merkwürdigen Anflug von Stolz feststellte. Sie sah ihm fest in die Augen.
„Oh, beziehst du dich etwa darauf, dass ich das L-Wort in den Mund genommen habe? Ich dachte schon, du würdest diese Tatsache lieber totschweigen. Ich enttäusche dich nur ungern, aber was ich gesagt habe, tut mir nicht leid. Es ist mir immer wichtig, mir meine wahren Gefühle einzugestehen.“ Ihre Gesichtszüge wurden ein wenig weicher. „Ich würde nur zu gern wissen, warum du deine dermaßen unterdrückst.“
Sein Herz hämmerte und hämmerte und hämmerte. Er zwang sich zu lachen. „Wie bitte? Glaubst du im Ernst, dass ich dich liebe?“
„Genau genommen habe ich von Austin gesprochen – ich glaube, dass du den Jungen von ganzem Herzen liebst. Aberaus irgendeinem Grund macht dich das völlig nervös und du bist zu Tode verängstigt!“
„Ich habe vor überhaupt nichts Angst.“ Allerdings konnte er ein ungutes, ziemlich nervöses Gefühl im Magen gerade nicht leugnen.
„Da bin ich mir sicher, solange es um eine körperliche Bedrohung geht. Doch ich rede hier von Gefühlen, Jake. Über deine Beziehung zu Austin, zu mir und von deiner wahnsinnigen Angst, die Verantwortung zu übernehmen. Und weißt du was?“ Sie baute sich breitbeinig vor ihm auf. „Ich glaube, dass du sogar sehr viel für mich empfindest.“
Er rieb über die schmerzende Stelle auf seiner Brust, Himmel, bekam er vielleicht gerade einen Herzinfarkt? Wegen dieser Befürchtung war er durchaus stolz auf seine amüsierte Reaktion, als er gelangweilt fragte: „Glaubst du, ja?“
„Ja“, entgegnete sie übertrieben geduldig. „Das glaube ich. Aber falls ich falsch liege …“ Sie zuckte mit den Schultern. „Was soll’s. Ich bin erwachsen, ich werde darüber hinwegkommen.“ Ihr Blick wurde hart. „Und ich wünschte, das könnte ich auch von Austin sagen. Vielleicht würde er es nicht so schwernehmen, wenn du ihm nicht bereits gesagt hättest, dass er dich begleiten soll.“ Sie schüttelte den Kopf. „Doch das hast du, und nun kannst du es nicht mehr ungeschehen machen. Hast du ihm überhaupt schon von deinem tollen neuen Plan erzählt?“
Das war’s? Sie war erwachsen und würde darüber
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