Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Verlangen

Verlangen

Titel: Verlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sylvia Day
Vom Netzwerk:
sich verkniff, ließ Aidans Lippen zucken. »Welche Haarfarbe habe ich?«
    »Schwarz.«
    »Überall?«
    Lyssa ließ die Finger durch seine Brustbehaarung gleiten und senkte dann die Hand, um seine Eier zu umschließen. »Ja. Überall.«
    »Was ist mit meiner Augenfarbe?«
    Sie kniff die Augen zusammen und beugte sich zu ihm vor. »Ich bin nicht sicher«, sagte sie schließlich mit gesenkter Stimme. Ihr Tonfall klang zaghaft. »Sie sehen dunkel aus. Ich glaube, die Beleuchtung ist nicht gut.«
    Er nahm ihre Hand und ließ sie gleich wieder sinken, als hätte er sich daran verbrannt. Das gab ihr einen ersten Hinweis darauf, dass etwas nicht stimmte. Sie sah, wie sich seine Hände zu Fäusten ballten, und fragte sich, was zum Teufel hier vorging. »Die Beleuchtung ist gut.«
    »Daraus schließe ich, dass du nicht so aussiehst?«
    »Nein.«
    Ein Schauer überlief sie. Sie hatte gerade mit einem Mann geschlafen, den sie nicht sehen konnte. Es war so bizarr, dass sie nicht wusste, was sie empfinden sollte. »Was tut ein Traumwächter?«
    »Je nachdem«, sagte er mit rauer Stimme. »Es gibt viele von uns, und wir haben verschiedene Spezialgebiete. Jeder Wächter hat seine Stärken. Manche sind sanft und spenden denen Trost, die trauern oder tief betrübt sind. Andere sind verspielt und schmücken Träume von Sportskanonen oder Reality-TV-Sendungen in leuchtenden Farben aus.«
    »Ich nehme an, du bist einer der Sanften«, riet sie, da sie sich an sein Mitgefühl und seine Fürsorglichkeit erinnerte und inneren Frieden daraus schöpfte. Sie wusste nicht, wie er aussah, aber sie wusste, was für ein Typ Mann er war, und das war es doch, was wirklich zählte.
    Aidan erstarrte unter ihr.
    Sie zog die Augenbrauen hoch. »Was ist?«
    »Ich bin Captain der Elitekrieger«, sagte er, als sei damit alles erklärt.
    Ich halte die Bösewichte fern , hatte er in jener ersten Nacht zu ihr gesagt. Aber er war nett zu ihr gewesen. Zärtlich.
    »Was ist ein Elitekrieger?«
    »Mein Auftrag besteht darin, Träumer zu schützen, die stets wiederkehrende Albträume haben.«
    »Wie ein Leibwächter?«
    »Eher wie ein militärischer Rettungseinsatz.«
    »Deshalb bist du so groß und kräftig.«
    Er sah sie eindringlich an. »Ich bin ein großer, kräftiger Mann, das stimmt, aber ich weiß nicht, was du siehst, wenn du mich anschaust, Lyssa. Dein Traum fabriziert mein Äußeres. Träumer können Wächter nicht sehen. Dein Unterbewusstsein füllt die Lücken aus.«
    »Ach.« Lyssa ließ sich tiefer in die Tücher sinken. »Warum brauche ich einen Elitekrieger in meinen Träumen? Ich habe keine Albträume.«
    »Das Tor, das du errichtet hast, ist äußerst eindrucksvoll. Wir mussten irgendwie reinkommen, und ich bin der Muskelprotz.«
    Ihr kurzes Lachen war humorlos. »Deshalb bist du heute Nacht zurückgekommen? Weil ich den anderen … Wächtern die Tür nicht öffnen wollte?«
    »Ja.«
    Ihr Magen verknotete sich. Sie hatte ihm den Spruch, er hätte sich Sorgen um sie gemacht, vorbehaltlos geglaubt. »Warum wollen sie unbedingt reinkommen? Hier gibt es nichts zu sehen.«
    Aidan setzte sich auf und lehnte sich an einen Stapel Kissen. Abgesehen von der silbernen Kette mit dem Stein als Anhänger, die er um den Hals trug, war er vollkommen nackt. Das herrlichste männliche Tier , das sie jemals gesehen hatte. Selbst während sie sich zu ihrer Einbildungskraft gratulierte, beklagte sie, dass er nicht wirklich so aussah.
    Seine männliche Perfektion entsprang ausschließlich ihrem eigenen Kopf.
    »Albträume sind reale Wesen«, sagte er. »Nur eben nicht auf die Art, wie Menschen sie heute sehen.«
    »Hm?« Sie wartete darauf, dass er etwas sagte, und dann lauschte sie mit feuchten Handflächen, als er ihr mit aus drucksloser Stimme den verkürzten Raum, die Raumzeit un d die Daseinsebenen erklärte.
    Seit die Albträume durch die Spalte, die die Ältesten erschaffen hatten, das menschliche Unterbewusstsein entdeckt hatten, war es ein endloser Kampf. Die Träume, die im menschlichen Geist erschaffen wurden, hatten Albträumen eine neue Energiequelle gegeben, die sie gedeihen ließ. Furcht, Wut, Elend – diese Gefühle ließen sich so leicht durch Träume wecken und versorgten sie mit so guter Nahrung .
    »Ich habe viel zu oft die dunklen Ringe unter menschlichen Augen gesehen, die hängenden Schultern, die matten Schritte, den schlurfenden Gang.« Aidans Hände ballten sich auf seinem Schoß rhythmisch zu Fäusten. »Im Lauf der Jahre haben die

Weitere Kostenlose Bücher