Verlangen
änderte seine Taktik. »Ich will doch nur, dass du mit Wager redest«, beschwatzte er sie. »Finde heraus, wie ihre Befehle lauten. Welche Methoden er anwendet. Welcher Widerstand ihm geleistet wird.«
»Welchen Vorwand hätte ich dafür, all das wissen zu wollen?«
Er küsste sie, bis ihr die Luft ausging; seine kühnen Lippen gaben ihr ein unverfrorenes Versprechen auf Belohnung, hinter dem er seine Verzweiflung zu verbergen hoffte. »Ich werde dich reichlich dafür entschädigen, Morgan, Liebes.«
»Da müsstest du mir schon einiges bieten.« Als sein harter Brustkorb ihre Brüste berührte, holte sie scharf Luft. Sie ließ sich einen Moment Zeit, doch dann schlang sie ihre Arme um ihn.
»Ich habe viel zu bieten.« Er brachte seine Hüften in die richtige Position und stieß geschmeidig in ihre enge, feuchte Möse. Dann zog er sich vollständig aus ihr zurück. »Aber nur, wenn du es willst.«
Sie knurrte leise, ein Geräusch, das sein Herz mit einer Mischung aus Erregung und Beklemmung schneller schlagen ließ. »Du mogelst«, klagte sie.
Ja, genau das tat er, aber er würde alles tun, was notwendig war, um Aidan zu helfen. Er würde seinen befehlshabenden Offizier und besten Freund dort draußen nicht allein lassen.
Stonehenge.
Während Erinnerungen über ihn hereinbrachen, glitten Aidans Fingerspitzen über den kürzlich dechiffrierten Text in dem Buch mit dem juwelenbesetzten Einband. Er war schon einmal in Stonehenge gewesen. Eine Träumerin hatte dort eine Fantasie ausgelebt – leidenschaftlicher Sex unter den Sternen inmitten des Steinkreises. Damals war die Anlage noch vollständig gewesen, nicht teilweise verfallen, was, wie er wusste, heute der Fall war.
Diese Frau und der Sex, den er mit ihr gehabt hatte, waren so fern und verschwommen, dass sie dadurch jeglicher Bedeutung entbehrten. Von dem Moment an, als er sich das erste Mal in Lyssas Bewusstsein eingeschlichen hatte, war jede Frau in seiner Vergangenheit bis zur Bedeutungslosigkeit verblasst. Einen derartigen Gedächtnisverlust hätte er nicht für möglich gehalten. Er hatte sogar die Möglichkeit in Betracht gezogen, die Reise aus dem Zwielicht hätte sein Gehirn in irgendeiner Form verändert. Aber er erinnerte sich an alles andere in seinem nahezu ewigen Leben. Nur wenn es um seine sexuelle Vergangenheit ging, wurde alles unscharf. Die Einzige, die sich in seinen Gedanken in einem strahlenden goldenen Glanz abzeichnete, ihm das Blut wärmte und sein Herz schneller schlagen ließ, war Lyssa.
Lyssa.
Seine Hand ballte sich zur Faust, und ein leises Knurren stieg aus der Tiefe seines Brustkorbs auf. Er war in schlechter Verfassung. Sie war jetzt schon seit fast zwei Stunden weg, und er wurde langsam, aber sicher wahnsinnig. Es half zwar ein klein wenig, sich auf den alten Text zu konzentrieren, aber nicht sehr. Sogar als es ihm gelang, einen ganzen Abschnitt zu entziffern, führte das nicht zu einem umfassenden Verständnis. Stonehenge, Petroglyphen und Astronomie wären faszinierend, wenn Lyssa bei ihm wäre und an ihn glaubte. Wenn sie in Sicherheit wäre. Aber das war nicht der Fall. Er fürchtete, sie zu verlieren. Er, ein Mann, der nie etwas gefürchtet hatte.
Er zwang sich, wieder an das Buch zu denken. Er brauchte mehr Informationen. Da eine Reise nach England Lyssa angreifbar machen würde, verwarf er diese Möglichkeit sofort wieder. Irgendwie musste er das, was notwendig war, über eine Entfernung von Tausenden von Meilen in Erfahrung bringen.
Das unverwechselbare Geräusch, mit dem die schwere Hintertür geöffnet wurde, ließ ihn abrupt den Kopf heben. Er stand mit trockenem Mund auf und wartete auf ihr Erscheinen. Als sie hereinkam, hielt er sich mit feuchten Handflächen an der Kante des Schreibtischs fest und suchte in ihren Gesichtszügen nach einem Hinweis auf ihre Gedanken.
»Hallo«, sagte sie matt.
Er kam um den Schreibtisch herum, ging aber nicht zu ihr, da er befürchtete, sie nur in die Flucht zu schlagen, wenn er sie bedrängte. »Hallo.«
»Ist alles glatt gelaufen, während ich weg war?«
»Du hast mir gefehlt.« Das war die Untertreibung seines Lebens. Sie gab ihm das Gefühl, lebendig zu sein, und ihre Nähe ließ die Luft zwischen ihnen fühlbar vibrieren. Wie anders es doch war, wenn ihre physischen Körper existierten und einander auf derselben Daseinsebene berührten. Im Zwielicht war der Sex mit ihr erstaunlich gewesen. In Echtzeit war er phänomenal. Geradezu bewusstseinsverändernd.
Sie seufzte
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