Verlangen
Geschmack.«
»Ja, das stimmt. Ich weiß immer schon vorher Bescheid, wenn ein Vertreter vor der Tür steht, denn dann pinkelt sie auf die Kacheln in der Diele.«
Aidan unterdrückte ein Lachen, öffnete die Fahrertür und sah zu, wie sich aus dem Fahrgestell eine maßgefertigte Stufe herabsenkte, die es ihr ermöglichte, ohne seine Hilfe in das Fahrzeug zu steigen. Sie überraschte ihn damit, dass sie ihm einen Hundertdollarschein hinhielt.
»Den will ich nicht«, sagte er.
»Nehmen Sie ihn. Ich habe jede Menge davon. Mein guter Charles, der Herr hab ihn selig, hat uns reich gemacht.«
»Ich will ihn trotzdem nicht.«
»Ich habe Ihren Arsch angegafft.« Sie fuchtelte mit dem Schein unter seiner Nase herum. »Nehmen Sie das verdammte Geld. Sonst fühle ich mich schuldig, weil ich es getan habe. Sie wollen doch nicht etwa, dass sich eine alte Frau schuldig fühlt, oder?«
Lachend nahm Aidan das Geld, entschlossen, es Stacey zu geben, damit sie es Mrs. Laughins Konto gutschrieb.
»Dr. Bates hat auch einen hübschen Hintern«, sagte sie.
»Ja, den hat sie«, stimmte er ihr zu.
Sie strahlte ihn an, während sie ihre Sonnenbrille aufsetzte. »Ich wusste doch gleich, dass ich Sie mag. Und jetzt kaufen Sie sich etwas Hübsches, oder kaufen Sie etwas für Dr. Bates. Frauen mögen Geschenke. Für mich war das eine gute Ausgabe. Einen so schönen Hintern wie Ihren habe ich schon lange nicht mehr gesehen.«
»Danke.« Er winkte ihr nach, als sie vom Parkplatz fuhr, drehte sich dann im Kreis und hatte die lachhafte Hoffnung, e r würde ganz in der Nähe eine Bücherei entdecken. Das wa r natürlich nicht der Fall, doch stattdessen sah er einen städtischen Bus vorbeirollen, auf dessen Seite eine Werbung für einen Discovery Channel prangte.
Er war bereit zu wetten, dass er die Dinge, die er haben wollte, auch kaufen konnte, statt sie auszuleihen. Schließlich wusste er, wo die Geschäfte waren, und das war mehr, als er über die Bücherei sagen konnte. Was auch immer sein nächster Schritt sein würde – er musste ihn rasch unternehmen. Heute schien alles gegen ihn zu arbeiten, aber er würde sich nicht kampflos geschlagen geben. Der Teufel sollte ihn holen, wenn die Nacht anbrach und er nichts vorzuweisen hatte.
Er kehrte in die Praxis zurück und blieb am Empfang stehen. »Wo ist Lyssa?«
»Bei einem Patienten.«
Er stützte die Ellbogen auf die Theke. »Können Sie mir nicht ein klein wenig entgegenkommen? Bitte.«
Sie starrte ihn einen Moment lang an und seufzte dann. »Untersuchungsraum eins.«
»Danke.«
Als er die getäfelte Tür mit einem Schild in einem vergoldeten Rahmen erreichte, auf dem »Untersuchungsraum eins« stand, klopfte Aidan leise an und wartete.
Im nächsten Moment wurde die Tür aufgerissen, und genau wie beim ersten Mal, als er Lyssa auf goldenem Sand unter sich hatte liegen sehen, hatte er das Gefühl, jemand hätte ihm einen unerwarteten Hieb in die Magengrube versetzt. Blonde kurvenreiche Perfektion mit dunklen Augen, die nur durch seinen Anblick von professioneller Distanz auf schmelzendes Verlangen umschalteten. Er packte den Türrahmen, um nicht aus dem Gleichgewicht zu geraten, und schnappte hörbar nach Luft.
»Oh, Mist«, zischte sie, und ihre Finger wurden dort, wo sie den Drehgriff der Tür umklammerte, weiß. Sie trat in den Flur hinaus, damit sie etwas ungestörter miteinander reden konnten. »Du hättest mich warnen sollen, dass du es bist, ehe ich die Tür aufgemacht habe.«
»Ich wusste, dass du es bist, und es hat auch nicht geholfen.«
Sie starrte ihn mit verführerisch glänzenden Augen an. Er brauchte ihre Gedanken nicht zu lesen, um zu wissen, dass sie an dieselben Dinge dachte wie er – heißen Sex, nackte, verschwitzte Körper, die einander entgegenstrebten, die stürm ische, schmerzende Lust, mit der sie kaum umgehen konn ten. So war es von Anfang an zwischen ihnen gewesen – die Tiefe des Verlangens hatte bis auf das Bedürfnis, einander so nah wie möglich zu sein, jeden anderen Gedanken ausgelöscht.
Aidan konnte sich einfach nicht zurückhalten. Er streckte eine Hand aus und legte sie unter dem offenen Revers ihres Laborkittels auf ihre Brust. Sein Daumen strich über ihre Brustwarze und stellte fest, dass sie sich bereits stramm aufgestellt hatte.
Lyssa schlug auf seine Hand. »Hör auf. Ich brauche meine Gehirnzellen.«
Seine Mundpartie spannte sich an, um gegen den Drang anzukämpfen, dem er nicht nachgeben durfte, weil jetzt keine Zeit dafür
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