Verlangen
körperlichen Erleichterung willen, sondern wegen der körperlichen Nähe, einer so echten Vereinigung wie der, die er in seinem Innern fühlte.
Anschließend, wenn sie erschöpft war und ihr Geist geradewegs durch das Zwielicht in tiefe Bewusstlosigkeit stürzte, würde er in der Lage sein, dem Hinweis auf Stonehenge ohne jede Ablenkung nachzugehen.
»Genug«, protestierte sie, nachdem sie zwei Drittel des Inhalts verspeist hatte. »Ich platze.«
»Nur noch ein paar Löffel«, redete er ihr gut zu, ermutigt durch die gesunde rosige Gesichtsfarbe, die ihre Blässe vertrieben hatte. Er zwinkerte ihr zu. »Du wirst deine Kraft später brauchen.«
Sie erschauerte so reizend, dass sein Schwanz zuckte. Dann machte sie den Mund auf und aß die Suppe bis auf den letzten Tropfen auf.
Als sie sich wieder an die Arbeit machte, schloss sie die Tür, und Aidan wandte seine Aufmerksamkeit erneut den Büchern zu, die er den Ältesten gestohlen hatte. Das Buch mit dem juwelenbesetzten Einband las sich, als sei es Teil einer Sammlung, mit Verweisen auf Informationen, von denen er den Verdacht hatte, sie befänden sich anderswo. Der Text, den er aus dem Tempel der Ältesten gestohlen hatte, war sogar noch schwieriger – voller Wörter, die es nicht mehr gab und die nicht den Wurzeln der Sprache glichen, die sie heute benutzten. Aber es war alles, was er hatte, und er würde das Beste daraus machen.
Er stieß sich von dem Schreibtisch ab, stand auf und ließ seine Schultern kreisen, um die Steifheit zu mildern. Diese stundenlange körperliche Untätigkeit war er einfach nicht gewöhnt. Dann öffnete er die Tür und ging durch den Flur zum Empfang.
Stacey sah ihn mit hochgezogenen Augenbrauen stumm an, und ihre Härte strafte das goldige Image Lügen, das ihr Kittel mit den lustig aussehenden tropischen Fischen versprach. »Was ist?«
»Wo ist die nächste Bücherei?«
»Der Teufel soll mich holen, wenn ich das weiß.« Sie öffnete eine Schublade, zog ein Telefonbuch heraus und klatschte es auf die Empfangstheke. »Bitte sehr. Tun Sie sich bloß keinen Zwang an.«
Mist. Aidan schnappte sich das Telefonbuch, und als er sich abwandte, hätte er fast die ältere Frau umgerannt, die hinter ihm stehen geblieben war.
»Entschuldigen Sie, junger Mann.« Sie hatte gebeugte Schultern und trug einen Jogginganzug in einem grellen Pink mit einem farblich dazu passenden Stirnband in ihren grauen Locken. Sie bedachte ihn mit einem strahlenden Lächeln.
Er grinste über die Anrede »junger Mann«, wenn man bedachte, dass er locker einige hundert Jahre älter war als sie. »Es war ganz allein meine Schuld«, sagte er und gab ihr mit einer Hand unter dem Ellbogen Halt.
»Also, wenn Sie nicht toll aussehen«, murmelte sie und zwinkerte ihm zu. »Würden Sie mir helfen, meine Mathilda rauszutragen? Ihr geht es in der letzten Zeit nicht besonders gut, und wenn ich ihren Korb trage, wird sie zu sehr durchgerüttelt.«
Aidan bückte sich und ließ seine Hand um den Griff des Katzenkorbs zu ihren Füßen gleiten. »Es wäre mir ein Vergnügen.«
»Den sollten sie sich warmhalten«, sagte die Frau zu Stacey.
»Ach ja? Sagen sie ihm das«, gab Stacey zurück. Dann lächelte sie freundlich. »Ich rufe Sie am Montagmorgen an, Mrs. Laughin, um mich zu erkundigen, wie es Ihnen und Mathilda geht.«
»Bis dann, meine Süße.«
Aidan hielt die Glastür auf, die den Vordereingang der Praxis bildete, und bedeutete Mrs. Laughin vorauszugehen, doch sowie sie draußen waren, drängte sie ihn voranzugehen.
»Warten Sie nicht auf mich«, sagte sie. »Ich bin so langsam, dass Sie Krämpfe in Ihren langen Beinen bekämen. Dort drüben steht mein Wagen, der gelbe Humvee.« Die Hupe ertönte einmal, und die Rücklichter leuchteten kurz auf, als sie die Alarmanlage abschaltete. »Sie können den Katzenkorb einfach auf den Boden stellen.«
Aidan befolgte ihre Anweisungen und hatte Mathilda im Nu auf dem Boden vor dem Beifahrersitz untergebracht. Anschließend kehrte er an Mrs. Laughins Seite zurück und bot ihr seinen Arm an.
»Dr. Bates ist ein hübsches Ding, nicht wahr?«, fragte sie mit einem nicht gerade unschuldigen Seitenblick auf ihn.
»Ja, das ist sie.«
»Ich glaube, sie ist alleinstehend. Sie arbeitet hart. Und sie ist klug. Und sie hat auch Geschmack, wenn es um Inneneinrichtung geht. Keine andere Tierarztpraxis in der Stadt sieht so apart aus. Und Mathilda liebt sie.«
Aidan grinste noch breiter. »Mathilda hat einen guten
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