Verlangen, das für immer brennt
Gabel reichte, auf dem Sofa landete, sagte sie: „Da siehst du mal, was du anrichtest.“
„Mach dir nichts draus“, antwortete Luc trocken. „Dieses scheußliche Ungetüm von Sofa kann von ein paar Flecken nur profitieren.“
Einen Augenblick lang sah Hattie ihn fassungslos an, dann brachen sie beide in Lachen aus. Doch gleichzeitig stiegen ihr die Tränen in die Augen. Sie versuchte, sich einzureden, dass es sich nur um eine verspätete Reaktion auf Eddies Angriff handelte. Doch in Wahrheit ging es um Luc. Darum, dass er gerade für einen kurzen Moment sein altes Ich preisgegeben hatte. Der junge Mann, den Hattie einst so sehr geliebt hatte, steckte immer noch in ihm.
Ob sie wohl eine Mitschuld daran trug, dass Luc so hart und sarkastisch geworden war? Hatte ihn ihre Ablehnung damals womöglich tiefer getroffen, als ihr bewusst gewesen war? In den letzten Jahren war kaum ein Tag vergangen, an dem sie ihre Entscheidung nicht infrage gestellt hatte. Natürlich war es gut für sie gewesen, sich ein eigenes Leben aufzubauen, und ihre Mutter war wahnsinnig stolz auf sie gewesen. Doch manchmal hatte sie sich gefragt, ob der Preis für ihre Unabhängigkeit möglicherweise nicht doch zu hoch war.
Nachdem sie aufgegessen hatte, schlug die Stimmung um. Schweigen legte sich über das kleine Wohnzimmer. Luc stapelte die leeren Teller aufeinander und sagte: „Bleib einfach liegen. Du musst dich morgen früh um Deedee kümmern, da kannst du jede Minute Ruhe gebrauchen.“
Hattie beobachtete, wie er das Geschirr wegräumte, und dachte darüber nach, wie sich ihr Leben so schnell so grundlegend hatte verändern können. Noch vor zwei Monaten war sie eine ganz gewöhnliche, alleinstehende Frau mit einem guten Job und einem erfüllten Sozialleben gewesen. Jetzt war sie Pflegemutter, stand kurz vor einem Sorgerechtsstreit und versuchte, ihr Gefühlschaos in den Griff zu bekommen, das entstanden war, weil sie bald den Mann heiraten würde, den sie einst für ihren Seelenverwandten gehalten hatte. Nein, es war wirklich kein Wunder, dass sie sich vom Verlauf der Ereignisse überwältigt fühlte.
Und ihre Lage besserte sich nicht gerade, als Luc ihr mitteilte, dass er über Nacht bleiben würde.
4. KAPITEL
Hattie sah ihn schreckerfüllt an. „Oh, nein! Ich meine, danke, aber das ist wirklich nicht nötig!“
„Du musst doch auch an das Baby denken. Heute Nacht wirst du bestimmt nicht besonders gut schlafen. Da kannst du eine helfende Hand morgen früh sicher gut brauchen. Ich schlafe auf dem Sofa. So hässlich es auch ist, wenigstens ist es bequem.“
Hattie war hin- und hergerissen. Die Vorstellung, mit Luc in dieser kleinen Wohnung eingesperrt zu sein, war zutiefst beunruhigend. Aber die Begegnung mit Eddie hatte sie vollkommen durcheinander gebracht, und sie war zum Umfallen müde.
Schließlich gab sie sich geschlagen. „Ich hole dir Handtücher und eine Decke.“ Vorsichtig stand sie auf und schob sich an Luc vorbei, wobei ihr der verführerische Duft seines Aftershaves in die Nase stieg.
Als sie wieder zurückkehrte, telefonierte er gerade mit Ana, um ihr Bescheid zu geben, dass er heute nicht nach Hause kommen würde und sie sich keine Sorgen machen solle. Sein gedankenvolles Handeln berührte Hattie. Abgesehen von seinem Humor, war es genau das, was sie damals so zu ihm hingezogen hatte: seine Freundlichkeit. Doch leider hatte er sich seitdem spürbar verändert.
Als sie anfing, sein Bett für das Sofa zu beziehen, legte Luc auf und hielt sie zurück. „Geh schlafen, Hattie. Ich komme schon klar.“
„In Ordnung, danke. Dann gute Nacht.“
Sein Blick wanderte zu der Tür, die in den hinteren Flur führte. Einen Moment lang wirkte er unentschlossen. „Darf ich sie sehen?“
„Deedee?“ Natürlich, wen oder was denn sonst?
„Ja.“
„Natürlich.“
Er folgte ihr ins Schlafzimmer, das von einer schwachen Schlummerlampe in weiches Licht getaucht wurde. Luc stützte sich auf dem Rand des Gitterbetts ab und schaute auf das friedlich schlafende Baby. Hattie hielt sich im Hintergrund. Der Anblick traf sie unerwartet tief. Wäre die Vergangenheit auch nur ein wenig anders verlaufen, hatte das hier ihr gemeinsames Kind sein können. Ihr Baby, das sie gemeinsam zu Bett brachten, ehe sie selbst zusammen schlafen gingen.
Luc streckte die Hand aus, zögerte kurz und strich Deedee dann sanft übers Haar. „Sie hat das alles nicht verdient“, flüsterte er.
Hattie schüttelte den Kopf. In ihren Augen standen
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