Verlangen - unbezähmbar wie ein Sturm (German Edition)
wieder an Sabrina denken, wie sie sich nackt in einem Schaumbad räkelte und ihm die Arme entgegenstreckte … Sein Puls raste. Schnell wandte er den Blick von der Wanne ab. Auf der kleinen Frisierkommode standen erstaunlich wenig Tigel und Fläschchen, ganz anders, als er es von seinen früheren Freundinnen gewohnt war.
„Ich weiß nicht, wie das passiert ist.“ Sabrina zeigte auf das Fenster. „Vielleicht ist ein Vogel dagegengeflogen. Allerdings habe ich draußen keinen finden können.“
Die Scheibe war diagonal gesprungen und vorsorglich mit einem transparenten Klebestreifen zusammengeflickt. Gavin warf nur einen kurzen Blick darauf. Viel mehr interessierte ihn, warum Sabrina so nervös war und so hastig sprach. Wahrscheinlich weil sie nicht wusste, wie sie mit ihren eigenen Gefühlen ihm gegenüber umgehen sollte. Sie begehrte ihn, auch wenn sie es sich vielleicht noch nicht eingestehen wollte. „Das ist leicht zu reparieren. Ich sage dir, wie, und du führst es aus.“
„Nein, nein, mach du’s. Ich kann schon mal was anderes tun.“
Sie trat einen Schritt zurück, doch er ergriff ihre Hand. „Ich dachte, du wolltest lernen, wie man so was macht.“
Sie warf ihm einen scheuen Blick zu und entzog ihm dann hastig die Hand. „Ich … ich muss mit dem Mittagkochen anfangen.“
Erstaunt sah Gavin ihr hinterher. Eins war klar: Wenn sie sich berührten, war sie genauso erregt wie er, auch wenn es sich anders zeigte. Aber warum stieß sie ihn immer wieder zurück? Schnell wechselte er die Scheibe aus und ging zurück in ihr Schlafzimmer. Er musste unbedingt sehen, wessen Foto auf dem anderen Nachttisch stand, das heißt, wen sie beim Einschlafen immer ansah. Aber das gerahmte Bild war nicht mehr da. Sabrina hatte es mitgenommen.
Aber warum? Was hatte sie zu verbergen?
Beim Abwaschen versuchte Sabrina so leise wie möglich zu sein, denn sie wollte unbedingt erfahren, was die beiden Männer im Wohnzimmer zu besprechen hatten. Leider aber hörte sie nur Gemurmel und konnte die einzelnen Worte nicht verstehen.
So weit war es schon mit ihr gekommen! Und das nur, weil sie Gavin Jarrod möglichst bald loswerden wollte. Eigentlich sollte sie ihren Großvater nicht mit ihm allein lassen, aber sie konnte Gavins Gegenwart einfach nicht über einen längeren Zeitraum ertragen. Er war in allem so intensiv – seine Blicke, seine Bemerkungen, seine Nähe –, dass sie froh war, für sich zu sein. Als er in ihrem Schlafzimmer stand, hatte sie das als Eindringen in ihre Privatsphäre empfunden. Allerdings hatte sie das weniger abgestoßen oder empört, sondern eher erregt … Wahrscheinlich weil seit Russells Tod kein Mann außer ihrem Großvater diesen Raum betreten hatte.
Als Gavins erstaunter Blick auf die Fahne hinter Glas gefallen war, hatte sie daran denken müssen, wie sie bis vor gar nicht allzu langer Zeit vorm Einschlafen immer die Fahne angesehen und sich daran erinnert hatte, dass ihr Mann für eine Sache gestorben war, an die er fest geglaubt hatte. Wann hatte sie eigentlich damit aufgehört? Sie wusste es nicht mehr. Dennoch hatte sie schnell das Bild von Russell in der Nachttischschublade verschwinden lassen, weil Gavin sie bestimmt nach ihm gefragt hätte, neugierig, wie er war. Und das hätte sie nicht ertragen. Während des Lunchs hatte er sie ständig beobachtet, sodass sie kurz davor gewesen war, ihn aufzufordern, die Fragen zu stellen, die ihm offensichtlich auf der Seele brannten. Aber er fragte nicht, sondern erzählte von seinen verschiedenen Bauprojekten überall auf der Welt.
Als Henry, gefolgt von Gavin, in die Küche schlurfte, fuhr sie erschrocken zusammen. Ihr Großvater nahm seine Jacke vom Garderobenständer, und Sabrina runzelte verwundert die Stirn. „Wo willst du denn hin?“
„Henry möchte mit mir zur Mine fahren“, ließ Gavin sie wissen.
„Aber es schneit!“
„Nein, es hat vor einer Stunde aufgehört. Und der nächste Schneefall soll laut Wetterbericht erst in ein paar Stunden einsetzen.“ Gavin half Henry in den Mantel.
„Aber … aber der Boden ist sicher gefroren und glatt.“
„Ich werde so nah wie möglich an den Stolleneingang heranfahren“, versuchte Gavin sie zu beschwichtigen. „Die Wettervorhersage für die nächsten Tage ist schlecht, da sollten wir diese schneefreie Zeit nutzen.“
Wenn er nur nicht so verdammt logisch und ruhig wäre! Sabrina hätte schreien können vor Wut. „Aber Großvater, warum tust du dir das an? Denk doch an deine
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