Verlangen unter falschem Namen
Mortimer?“, wiederholte er kalt.
„Weil ich nicht mit ihm geschlafen habe“, stieß Cara hervor und versuchte, sich von Vicenzo loszumachen, was ihr nicht gelang. „Er hat ohne mein Wissen Cormacs Schulden bezahlt und ist zu mir ins Apartment gekommen, um mich vor vollendete Tatsachen zu stellen. Er hat gehofft, dass ich mich dankbar erweisen würde, indem …“ Sie schluckte. „Indem ich seine Geliebte werde und bei ihm einziehe.“ Noch jetzt erschauerte sie bei dem Gedanken, wie kurz er davor gewesen war, sich ihr aufzuzwingen.
Nach wie vor hielt Vicenzo ihren Arm fest, und dadurch fühlte sie sich auf absurde Wei se beschützt. Das verwirrte sie noch zusätzlich. Aber wieso war er hier?
„Hat dir die Vorstellung, seine Geliebte zu werden, etwa nicht gefallen?“
Sie schüttelte den Kopf und überlegte, welche Gemeinheit sich Vicenzo nun wieder ausdachte. „Er droht mir damit, das Geld zurückzufordern“, sagte sie dann mit Blick auf den Brief, „sodass die Schulden wieder auf meinen Namen lauten, falls ich meine Meinung nicht ändere.“
Vicenzo wirkte ungerührt. „Offensichtlich war er sich deiner ziemlich sicher, sonst hätte er nicht im Voraus bezahlt.“
Dass Vicenzo sie so schnell verurteilte – ein bisschen wie an dem Morgen vor zwei Monaten –, verletzte Cara. Sebastian Mortimer war ein arroganter Psychopath mit einer total überzogenen Vorstellung von seiner Wirkung auf Frauen. Als Cormacs Ver trauter wusste er von dem Konto auf ihren Namen und hatte darauf gebaut, dass sie mit seinen Plänen einverstanden wäre. Als sie ihm eine Abfuhr erteilt hatte, war er im Handumdrehen unangenehm geworden.
„Tja“, brachte sie jetzt hervor, „er hat nicht die Antwort bekommen, die er hören wollte.“
„Hat er dir wehgetan?“, fragte Vicenzo und runzelte die Stirn.
Noch immer stockte Cara der Atem, wenn sie sich daran erinnerte, wie dieser schreckliche Mortimer ihr immer näher gekommen war. Sie hatte panisch versucht, ihn gnädig zu stimmen, um dann, als er trotzdem zudringlich wurde, nach einem Fluchtweg zu suchen. Zuletzt hatte er sie angefasst, wobei sich sein Gesicht zu einer schlüpfrigen Grimasse verzog.
Sie verdrängte die Erinnerung und schüttelte rasch den Kopf. „Nein, er hat mir nicht wehgetan. Der Hausmeister hat rechtzeitig hat an meine Tür geklopft, und ich bin Mortimer losgeworden, bevor irgendetwas passiert ist.“
Vicenzo sah Cara forschend an. Sie wich seinem Blick aus, aber zu seiner Überraschung stellte er fest, dass das Entsetzen auf ihrem Gesicht echt wirkte – als würde sie eine schlimme Situation noch einmal durchleben. Er verdrängte den absurden Wunsch, sie beschützen zu wollen. Doch gleich darauf wurde ihm noch etwas klar: Er glaubte ihr. Genau wie am vergangenen Abend. Da hatte er sich schließlich eingestehen müssen, dass sie in London tatsächlich noch Jungfrau gewesen war. Die Anzeichen dafür konnte er rückblickend besehen nicht abstreiten.
Trotzdem verstand er nicht, warum sie Mortimers Angebot nicht angenommen hatte. Vielleicht wollte sie einen noch größeren Fisch an Land ziehen? Was hatte sie sonst am Abend nach der Beerdigung in dem Club verloren gehabt? Und er war ihr direkt ins Netz gegangen …
Endlich gelang es ihr, sich seinem Griff zu entziehen und vor ihm zurückzuweichen. „Und übrigens, bevor du mich wieder einmal beschuldigst: Ich hatte gestern Abend nichts mit der Reportermeute zu tun. Irgendjemand aus dem Ballsaal muss ihnen einen Wink gegeben haben.“
„Was?“ Er schüttelte den Kopf. „Tut mir leid, aber das kauf ich dir nicht ab. Natürlich hast du den Paparazzi Bescheid gegeben, bevor du da reingeplatzt bist! Bestimmt hast du dir auch schon zu deinem genialen Pokerspiel gratuliert, deine Jungfräulichkeit an den Meistbietenden verschenkt zu haben. Oder hast du nur mit mir geschlafen, weil du Mortimer abstoßend gefunden hast, der Tod deines Bruders dich aber zwang, deine Jungfräulichkeit zu opfern, um versorgt zu sein?“
Einen Augenblick war sie wie benommen, sodass sie schon befürchtete, sie würde ohnmächtig. „Du gemeiner –“
„Na, na“, unterbrach er sie und kam näher.
Aber Cara fühlte sich nicht bedroht, nicht wie bei Mortimer. Was ihr hier drohte, war etwas ganz anderes. Es hatte damit zu tun, dass sie ein wohliger Schauer nach dem anderen überlief, während Vicenzo auf sie zukam. Außerdem wollte sie gar nicht zurückweichen, sondern nur noch auf ihn zugehen. Das machte sie fix und
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