Verlangen unter falschem Namen
fertig.
Wenige Schritte vor ihr blieb Vicenzo stehen und sah sie weiterhin ungerührt an. „Die Geschichte über einen Valentini-Erben kann man heute schon in der englischen und italienischen Boulevardpresse nachlesen. Es wird unmöglich sein, es abzustreiten, ohne eine noch größere Sache daraus zu machen.“
„Warum solltest du es auch abstreiten? Es ist die Wahrheit.“
Einen Moment wandte Vicenzo sich von ihr ab und fuhr sich ungeduldig durchs Haar. Als er sie wieder ansah, wirkte sein Blick kalt und gnadenlos. „Kannst du es beweisen?“
Seine Frage tat weh, aber Cara nickte kaum merklich. Sie hatte den Ultraschallausdruck vom Arzt aufgehoben, auf dem auch stand, wann das Baby voraussichtlich geboren werden würde. Um ihn zu suchen, kehrte sie Vicenzo einen Moment den Rücken zu. Währenddessen nahm Vicenzo das Apartment zum ersten Mal richtig in Augenschein und fand es schockierend. An einer Wand zog Feuchtigkeit hoch, das einzige Fenster des Raums ging auf eine dunkle Seitenstraße und war zerbrochen, sodass man die Zugluft spürte, die durch den Riss eindrang. Die Vor hänge waren dünn und zerschlissen. Kein Wunder, dass Cara hier rauswollte.
Sie reichte ihm den Ausdruck. Die Daten stimmten. Cara war wirklich schwanger, und Vicenzo brauchte nicht lange, um sich auszurechnen, dass der Geburtstermin wunderbar zu ihrer gemeinsamen Nacht in London passte. Er war wie vor den Kopf geschlagen: Wurde er womöglich wirklich Vater?
„Siehst du? Falls ich also nicht sofort mit einem anderen Mann ins Bett gegangen bin – was ich nicht getan habe –, ist das Kind von dir.“ Sie atmete tief durch, als ihr plötzlich die volle Bedeutung dieser Worte bewusst wurde.
Vicenzo sah sie prüfend an, als ob irgendetwas mit ihr nicht in Ordnung war, und Cara fühlte sich plötzlich auch ein bisschen merkwürdig. Sie hörte ihn etwas sagen, verstand es aber nicht. Wie aus weiter Ferne drang es an ihr Ohr. Gleich darauf saß sie am Tisch, und Vicenzo stellte ein Glas Wasser vor sie hin.
„Trink das“, herrschte er sie an und strapazierte damit ihre ohnehin schon angegriffenen Nerven. „Wie kann ich sicher sein, dass das Kind wirklich von mir ist?“
Cara bebte vor Empörung. „Heutzutage kann man anhand des ersten Ultraschallbildes hochrechnen, wie alt der Fötus ist“, erklärte sie und widerstand dem drängenden Bedürfnis, aufzuspringen und ihm eine Ohrfeige zu verpassen, damit endlich dieser verächtliche Ausdruck aus seinem Gesicht verschwand. Mutig hielt sie seinem Blick stand, spürte aber bereits, dass sich ihre Verärgerung in etwas Verletzliches wandelte. „Ich …“, erklärte sie zögerlich und verabscheute sich dafür, „… bekomme ein Kind, weil du getan hast, was du getan hast.“
Er machte einen Schritt auf sie zu. „Muss ich dich daran erinnern, dass ich verhütet habe? Und ich erinnere mich nicht, dass da etwas schiefgelaufen wäre. Du vielleicht?“
Wie sollte sie das denn beurteilen? Sie hatte mit Sicherheit nicht so viel Erfahrung wie er. Plötzlich fiel ihr der herrlich intensive Moment wieder ein, in dem sie gespürt hatte, wie Vicenzo sich in ihr verströmte.
„Bist du sicher, dass es gehalten hat?“, fragte sie dann leise.
Alles in Vicenzo reagierte auf ihre hingehauchte, beinah flehentlich geäußerte Frage. Ein wenig beschämt erinnerte er sich daran, dass er in jener Nacht auf dem Gipfel seines Höhepunkts eine Art Blackout gehabt hatte, weil es mit Cara einfach so gut gewesen war. Trotzdem erschütterte ihn die Vorstellung, dass er ein Kind gezeugt haben könnte. Sein Entschluss, keine Familie zu gründen, ging auf einen alten Schwur zurück. Sogar sein Vater wusste, dass er von ihm keine Enkelkinder erwarten durfte, nachdem, was sich in ihrer Familie zugetragen hatte. Aber das war vor dem Unfall gewesen, dachte Vicenzo nun grimmig, da hatte sein Vater noch hoffen dürfen, dass Allegra diese Aufgabe übernahm.
Aber seine kleine Schwester war tot, und daran trug Cara Brosnan einen guten Teil der Schuld. Und jetzt sollte ausgerechnet diese Frau von ihm schwanger sein? Sein Magen verkrampfte sich. Er hatte doch unzählige Frauen gehabt. Warum konnte nicht eine von denen ihm diese Mitteilung machen? Mit deren hartherziger Art und gekünsteltem Äußeren hätte er umgehen können, genauso wie mit ihrer Habgier. Aber Cara war anders, viel gefährlicher. Sie hatte etwas, wogegen er nicht ankam.
„Nun“, sagte er jetzt, „du hättest immer noch direkt nach mir mit einem
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