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Verlangen

Titel: Verlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Quick
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Stunde reicht mir«, sagte Bertie Lyndwood schnell.
    »Mehr Zeit kann ich uns leider nicht geben«, sagte Annabella mit Bedauern.
    »Oh, ich verstehe.« Victoria klang leicht verärgert, doch sie gab nach. »Eine Stunde dann. Wir werden uns aber beeilen müssen, wenn wir alles sehen wollen.«
    Lucas erwiderte nichts, sagte sich jedoch, daß die nächste Stunde eine der längsten in seinem Leben werden würde.
    Eine halbe Stunde später wurde seine Befürchtung bestätigt. Der riesige Park wurde von Laternen erhellt, die eine offensichtlich unbegrenzte Reihe von Ständen beleuchteten, an denen Fleischpasteten und Bier verkauft wurden. Zudem gab es Buden, in denen Akrobaten und Seiltänzer auftraten, sowie gut besuchte Zelte für Marionettentheater und andere Aufführungen.
    Die Menge bestand aus Menschen aller Schichten. Bedienstete, die sich aus den Häusern ihrer Herren gestohlen hatten, Ladenbesitzer mit ihren Frauen, Lehrlinge und Ladenmädchen, Dandys auf der Suche nach einem Zeitvertreib, ein paar wagemutige Mitglieder der besseren Gesellschaft, Prostituierte, Zuhälter, Taschendiebe, junge Männer aus gutem Haus, Soldaten und Hafenarbeiter drängten sich auf der Suche nach den Abenteuern des Jahrmarktes.
    »Graf«, sagte Victoria leise, als sie anhielten, um ein Sahnetörtchen zu erstehen. »Ich weiß, daß Sie keine Aufmerksamkeit auf meine Verkleidung lenken wollen.«
    »Das ist eine leichte Untertreibung, Miss Huntington. Diese verdammten Reithosen sitzen bei Ihnen wie eine zweite Haut«, murmelte Lucas, während er den sanften Schwung ihrer Hüften betrachtete.
    »Ich nenne Ihnen gerne den Namen meines Schneiders. In der Zwischenzeit wäre es jedoch vielleicht das beste, wenn Sie meinen Arm loslassen würden. Der Herr da drüben starrt uns bereits
    an.«
    »Verdammt.« Lucas ließ ihren Arm fallen, als hätte er sich daran verbrannt. Er spürte die Röte in sich aufsteigen, als ihm klarwurde, was ein Fremder wohl denken würde, der sah, daß er einen anderen Gentleman wie eine Lady am Arm hielt. »Wegen dieser lächerlichen Aufmachung werden wir noch in Schwierigkeiten geraten.«
    »Niemand wird sich etwas dabei denken, solange Sie mich nicht wie eine Frau behandeln«, sagte Victoria und biß herzhaft in ihr Törtchen.
    »Es geht nicht nur darum, wie ich Sie behandle, es ist vielmehr Ihr Aussehen in den Reithosen.«
    Victoria betastete ihr Halstuch. »Ich dachte, der Frack würde meine Figur recht gut verstecken.«
    »Ich habe eine Neuigkeit für Sie. Er versteckt sie nicht.«
    »Sie sind fest entschlossen, heute abend schwierig zu sein, nicht wahr, Graf? Wenn Sie sich freundlicherweise erinnern wollen, daß Sie selbst darauf bestanden haben, uns auf diesem Ausflug zu begleiten. Ich bin lediglich das unschuldige Opfer Ihrer Erpressung.«
    Lucas lächelte mitleidig. »Unschuldiges Opfer, Miss Huntington? Irgendwie habe ich das Gefühl, daß diese Beschreibung auf Sie niemals zutreffen dürfte. Sie werden nie das unschuldige Opfer von irgend jemandem sein.«
    Victoria musterte ihn und dachte einen Augenblick über seine Worte nach. »Ich sollte wegen dieses Ausspruchs vielleicht beleidigt sein, doch habe ich momentan viel zuviel Spaß. Oh, sehen Sie, die Akrobaten beginnen mit ihrer Aufführung. Lassen Sie uns hinübergehen und zuschauen.«
    Lucas sah sich um. »Ich sehe weder Lyndwood noch seine Schwester.«
    »Bertie wollte sich noch ein Bier holen. Sie werden sofort zurück sein. Hören Sie auf, sich Sorgen zu machen, Graf.«
    »Ich mache mir keine Sorgen, Miss Huntington. Ich versuche lediglich, ein gewisses Maß an Vorsicht walten zu lassen. Niemand sonst scheint das zu tun.«
    »Das liegt daran, daß es nur wenig Spaß macht, vorsichtig zu sein. Kommen Sie, wir müssen uns beeilen, sonst verpassen wir die Akrobaten.«
    Einen Augenblick später, gerade als Lucas begonnen hatte, sich zu entspannen und sogar zu der Überzeugung gelangt war, daß sie alle vielleicht diese Stunde auf dem Jahrmarkt unbeschadet überstehen würden, brach unvermittelt Chaos aus.
    Vielleicht war es das außerordentlich prächtige Feuerwerk, das den kleinen Brand auslöste. Vielleicht war es der Streit, der zwischen zwei Prostituierten ausbrach, die von einem Soldaten die Bezahlung ihrer Dienste verlangten. Oder vielleicht war es einfach der normale Hang jeder größeren Menschenmenge in London, sich ohne jeden Anlaß plötzlich in gemeinen Pöbel zu verwandeln.
    Was auch immer der Grund war, die Verwandlung der Menge fröhlicher

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