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Verlangen

Titel: Verlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Quick
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zahlreichen Bekannten zu, während sie sich verstohlen nach Lucas umsah. Allmählich hatte sie das Gefühl, daß er es absichtlich vermieden hatte, ihr zu begegnen, und sie fragte sich gerade, welche Entschuldigung er wohl Vorbringen würde, als er plötzlich auf einem eindrucksvollen Braunen neben ihr auftauchte. Für kurze Zeit vergaß sie ihren Ärger.
    »Was für ein herrliches Tier, Lucas. Er ist wunderschön.«
    Lucas lächelte leicht. »Danke. Ich selbst hänge ziemlich am alten George. Wir haben eine Menge zusammen erlebt, nicht wahr, George?«
    Victoria rümpfte die Nase. »Haben Sie ihn nach dem König benannt?«
    »Nein. Ich habe ihn George genannt, da mir der Name einfach genug erschien, um ihn nicht zu vergessen.«
    »Niemand vergißt den Namen eines solchen Pferdes, egal wie es heißt. Haben Sie irgendwelche Fohlen von ihm?« fragte Victoria.
    »Noch nicht, aber George hat große Zukunftspläne.«
    Sie mußte grinsen. »Ich verstehe. Sie erwarten, daß er eine Dynastie gründet?«
    »Warum nicht? Der männliche Teil einer Rasse hat gewisse Verpflichtungen, wenn er eine Abstammung wie der alte George aufweist. Wir Männer tun, was wir müssen, nicht wahr, alter Junge?« Er tätschelte den Hals des Hengstes.
    Victorias Grinsen erlosch. Sie bedauerte, das Thema Familiengründung angesprochen zu haben. Gelegentlich machte Lucas versteckte Anspielungen auf seine zukünftigen Verpflichtungen gegenüber seinem Namen und Titel, und sie hatte festgestellt, daß sie dieses Thema lieber mied. Die Vorstellung, daß sich der Graf von Stonevale eines Tages eine Frau nehmen und einen Erben bekommen würde, war seltsam unangenehm.
    »Nun, er ist ein wunderbares Tier, doch eigentlich wollte ich andere Dinge mit Ihnen besprechen, Lucas«, beeilte sie sich zu sagen.
    »Es tut mir leid, das zu hören. Ich spreche gern über Pferde.«
    Lucas nickte höflich in Richtung eines ältlichen Paares in einer stattlichen Kutsche. Sie erwiderten das Lächeln und sahen bedeutungsvoll zu Victoria hinüber.
    Victoria setzte ein königliches Lächeln auf und trieb ihr Pferd ein wenig an. Lucas und George fielen zurück. Sie warf einen finsteren Blick über die Schulter.
    »Wirklich, Lucas, trödeln Sie nicht so. Ich sagte bereits, daß ich mit Ihnen etwas zu besprechen habe.«
    »Dann stürmen Sie nicht einfach ohne Vorwarnung davon.«
    »Ich wollte lediglich ein Gespräch mit Lady Foxton vermeiden. Sie hat mich höchst wissend angesehen. Und sie ist nicht die erste. Das ist eines der Dinge, die ich mit Ihnen besprechen wollte, Lucas. Die Leute fangen an, unsere, eh, Beziehung zu bemerken.«
    »Was haben Sie erwartet? Sie wissen ebensogut wie ich, daß es immer irgend jemanden gibt, der sich fragt, ob sich da nicht eine Ehe anbahnt, wenn zwei Menschen öfter als dreimal miteinander tanzen«, sagte Lucas.
    »Aber wir tanzen nicht miteinander.«
    »Das ist nebensächlich. Wir wurden auf ein paar Bällen miteinander gesehen, das reicht.« Er grüßte eine ältere Dame, die ebenfalls wissend lächelte.
    »Egal. Da ist nichts zu machen. Ich wollte Sie sprechen, da ich befürchtete, heute abend keine Gelegenheit zu einem persönlichen Gespräch zu finden. Es sind jedoch einige Dinge zu klären.«
    »Das habe ich befürchtet.«
    »Es besteht keine Notwendigkeit, in die Rolle des Märtyrers zu schlüpfen. Sie haben unseren gemeinsamen Unternehmungen zugestimmt. Tatsächlich haben Sie sogar darauf bestanden, mich auf den nächtlichen Ausflügen zu begleiten. Dieser Handel zwischen uns kam auf Ihr Drängen hin zustande, Lucas«, sagte Victoria.
    Lucas’ Augen verengten sich. »Ich spüre da einen Vorwurf bezüglich meiner bisherigen Leistungen. Ich bin bestürzt. Haben Sie sich bei den beiden Ausflügen, wegen derer ich Leib und Leben beim Überklettern der Gartenmauer riskiert habe, nicht amüsiert?«
    »Sehen Sie mich nicht so an. Sie wissen sehr wohl, daß ich die beiden Unternehmungen in der vergangenen Woche recht interessant fand. Ich hatte jedoch etwas anderes erwartet, Lucas.«
    »Was haben Sie erwartet, als Sie hinauszogen, um die Männerwelt zu erkunden?«
    Nachdenklich nagte Victoria an ihrer Unterlippe. »Ich weiß es nicht genau. Ich denke, mehr Abenteuer. Mehr Aufregung.«
    »Hatten Sie Mittwoch nacht nicht genug Abenteuer und Aufregung?«
    »Ich gebe zu, daß ich das nächtliche Dinner im Restaurant recht amüsant fand. Zumindest, bis diese beiden jungen Männer sich über den Röcken ihrer kleinen Balletteusen übergeben haben.«

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