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Verlangen

Titel: Verlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Quick
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Die Erinnerung an diese Szene verursachte ihr Übelkeit.
    »Ich muß Sie enttäuschen, Vicky, doch die traurige Wahrheit ist, daß Männer keine besonders erbaulichen Dinge tun, wenn sie nachts zusammensitzen und trinken. Wie steht es mit dem Ausflug nach Vauxhall? Der hat Ihnen doch gefallen.«
    »Um Himmels willen, Lucas, es wird Ihnen nicht gelingen, mich mit Ausflügen nach Vauxhall abzuspeisen. Das ist viel zu harmlos. Viel zu seriös. Ich hätte mit Annabella oder irgendeiner meiner anderen Bekannten dorthin gehen können, ohne daß jemand daran Anstoß genommen hätte.«
    »Seien Sie fair. In Ihrer Männerkleidung haben Sie eine ganz andere Seite des Ortes kennengelernt.«
    »Sie verstehen mich nicht, Lucas«, sagte Victoria unnachgiebig. »Ich glaube, Sie tun das absichtlich.«
    »Worum geht es Ihnen denn?«
    »Mir geht es darum, daß Sie mich bisher an keinen der auf meiner Liste aufgeführten Orte mitgenommen haben.«
    »Ach ja, die berühmte Liste. Ich hatte schon befürchtet, daß sich unser heutiges Gespräch um diese verdammte Liste drehen würde.«
    »Sie haben es versprochen, Lucas. Sie sagten, Sie würden mich mitnehmen, wohin ich will. Statt dessen haben Sie bewußt versucht, mir die Idee vom Abenteuer zu verleiden, nicht wahr? Glauben Sie nicht, daß ich Ihre Pläne nicht durchschaue. Sie haben gehofft, daß so abstoßende Erlebnisse wie das exzessive Trinken der beiden jungen Männer und der Boxkampf in Vauxhall mich ernüchtern würden«, hielt Victoria ihm vor.
    »Ich habe lediglich versucht, Ihnen zu zeigen, was Sie erwartet, ohne Sie unnötigen Gefahren auszusetzen. Sie müssen zugeben, daß das ganze Blut, das bei dem Boxkampf vergossen wurde, Sie nicht gerade in Begeisterung versetzt hat.«
    »Ah, ich wußte es. Sie versuchen, mich mit ungefährlichen Abenteuern abzuspeisen. Nun, das wird Ihnen nicht gelingen«, erklärte Victoria. »Ich verlange, daß Sie Ihren Teil des Abkommens erfüllen. Ich bestehe darauf, daß wir morgen nacht in ein Bordell oder eine Spielhölle gehen.« Ihr Gesicht hellte sich auf. »Ich denke, letzteres würde mir besser gefallen. Ja, lassen Sie uns in eine richtige Spielhölle gehen.«
    »Es wird Ihnen nicht gefallen. Vicky.«
    »Das müssen Sie mich schon beurteilen lassen. Nun, abgemacht, oder muß ich mir jemand anderes suchen, der mich dorthin bringt?«
    Lucas lächelte und nickte einer weiteren neugierigen älteren Frau zu, die in einer Kutsche vorbeifuhr. Äußerlich war er der höfliche Galan, doch als er auf Victorias Drohung antwortete, war seine Stimme eiskalt.
    »Stellen Sie mir kein Ultimatum, das Sie wahrscheinlich nicht einhalten können, Vicky.«
    Victoria hatte gelernt, daß sie am besten einen Rückzieher machte, wenn er diesen Ton anschlug. Es ärgerte sie, daß der Mann vollkommen unnachgiebig wurde, wenn sie ihn allzusehr drängte, doch er hatte recht. Wo sollte sie einen anderen Gefährten finden, der ihr die Geheimnisse der Nacht zeigen würde?
    Außerdem gab es da noch einen Punkt. Die Abschiedsküsse, mit denen Lucas sie bedachte, bevor er am Ende eines Abenteuers den Garten verließ, verzauberten sie mehr und mehr. Seit der Nacht, in der sie auf dem Jahrmarkt waren, hatte sie noch zwei solcher Küsse bekommen, und Victoria sehnte bereits die nächste Gelegenheit herbei, bei der er sie in seine Arme nehmen würde.
    »Lucas, Sie scheinen die Tatsache zu übersehen, daß ich der Kopf dieses Unternehmens bin. Muß ich Sie daran erinnern, daß ich diejenige bin, die die Entscheidungen fällt? Nun, was unser nächstes Abenteuer betrifft... Oh, verdammt.« Victoria setzte ein gezwungenes Lächeln auf, als ein ihr bekanntes Paar in einer Karriole neben ihrem Pferd zum Halten kam. Sie sah Isabel Rycotts amüsierten Blick.
    Isabel funkelte wie ein kleines, geschliffenes Juwel in ihrem rubinroten Kleid. Neben ihr, die Zügel in der Hand, saß ihr momentaner Begleiter Richard Edgeworth. Victoria, die ihm am Vorabend vorgestellt worden war, war von ihm nicht sehr beeindruckt. Tatsächlich fragte sie sich, was Isabel, die so ziemlich jeden Mann hätte haben können, an ihm fand.
    Äußerlich betrachtet war nichts verkehrt an diesem Mann. Edgeworth war blond und den allgemeinen Vorstellungen gemäß wohl hübsch. Er war Anfang Dreißig, doch Victoria war sich sicher, daß er sein gutes Aussehen wohl nicht ins Alter würde hinüberretten können. Seine Augen blickten unangenehm verdrossen, so als fühle er sich vom Leben bestraft. Darüber hinaus hatte er

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