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Verlangen

Titel: Verlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Quick
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Sie gewinnen immer«, schloß Victoria zufrieden. »Wirklich, Lucas, ich kann es kaum erwarten, die Würfel zu werfen. Meine Tante und ich haben uns selbst das Glücksspiel beigebracht, als wir uns mit Wahrscheinlichkeitsrechnung befaßt haben. Wirklich ein faszinierendes Spiel. Wußten Sie, daß man manche Zahlen häufiger wirft als andere?« »Das ist mir durchaus bewußt.« Lucas’ Ton war bemerkenswert trocken.
    »O ja, natürlich wissen Sie solche Dinge, nicht wahr? Nun denn, lassen Sie uns einen Tisch suchen.«
    »Halten Sie Ihre Begeisterung ein wenig in Zaum, meine Liebe. Sie werden hier doch wohl nicht würfeln wollen? Es gibt nicht ein einziges ungezinktes Paar in diesem Haus.«
    »Unsinn. Das sagen Sie nur, um mich vom Spielen abzuhalten. Doch ich bin hierher gekommen, um mich zu amüsieren, und ich bin entschlossen zu spielen. Ich bin eine recht gute Spielerin, falls Sie sich erinnern.«
    »Victoria, Sie sind bei weitem nicht so talentiert, wie Sie denken.«
    Sie sah ihn unschuldig an. »Aber ich muß eine gute Spielerin sein, wenn ich gegen Sie beim Kartenspiel gewonnen habe.«
    »Victoria...«
    »Die einzig andere mögliche Erklärung für Ihr Verlieren an jenem Abend wäre, daß Sie falsch gespielt haben. Doch ich möchte Sie nicht mit einer derartigen Anschuldigung beleidigen.«
    »Wie weise«, sagte Lucas kühl.
    »Fordern Sie Genugtuung für den Fall, daß ich Sie beleidigt haben sollte?« fragte Victoria.
    »Wohl kaum. Ich hege eine gewisse Abneigung gegen Pistolen im Morgengrauen oder zu jeder anderen Zeit.«
    »Es erstaunt mich, so etwas von einem alten Soldaten zu hören.«
    »Wenn Sie mich fragen, so ist es das Vernünftigste, was ein alter Soldat sagen kann.«
    »Sie tragen aber eine Pistole«, sagte Victoria leise.
    Er zuckte mit den Schultern. »Das hier ist London, und Sie bestehen darauf, mit mir nachts durch die Straßen zu ziehen. Da bleibt mir keine Wahl.«
    Victoria nippte erneut an ihrem Bier, und dann beugte sie sich vor. »Haben Sie an dem Abend, als wir Karten spielten, falsch gespielt, Lucas? Diese Frage hat mich seitdem sehr beschäftigt.«
    »Es ist nicht wichtig.«
    »Ha, wenn Sie sich nicht unterhaltsamer zeigen, muß ich mir wohl eine andere Quelle der Unterhaltung suchen.« Victoria wandte sich in Richtung des nächsten Spieltisches.
    »Victoria, warten Sie...«
    Doch Victoria suchte sich bereits einen Platz vorn am Tisch. Halb erdrückt von den heißen, schwitzenden Männerkörpern beugte sie sich vor, um dem Spiel zuzuschauen. Sie bemerkte, wie Lucas sich hinter sie stellte, doch sie schenkte ihm keinerlei Aufmerksamkeit. Die Würfel wurden ihr bereits in die Hand gegeben. Sie ließ sie aneinander klicken und warf sie dann lässig auf den grünen, flanellbespannten Tisch.
    »Der junge Gentleman hat ’ne Sieben«, rief jemand. Sofort wurde auf Victorias nächsten Wurf gewettet.
    Victoria spürte, wie sie ein Schauer durchlief. Sieben war eine hervorragende Zahl für den ersten Wurf. Es gelang ihr beinahe, den Geruch der Männerkörper, die sich um sie drängten, zu ignorieren. Lucas hinter sich zu wissen verlieh ihr ein wundersames Gefühl der Unverwundbarkeit. Sie fühlte sich sicher und hatte großen Spaß. Erneut warf sie die Würfel.
    »Bei Gott, ’ne Elf«, rief ein begeisterter Zuschauer. »Der Kerl hat’s geschafft.« Triumphgeschrei erhob sich am Tisch.
    »Sammeln Sie Ihren Gewinn ein, Vicky. Sie haben genug gespielt«, befahl Lucas leise.
    »Aber ich gewinne gerade. Ich kann jetzt nicht aufhören.«
    Ein angetrunkener, rotgesichtiger Mann in einem abgetragenen Mantel und mit einer schmutzigen Krawatte hörte Victorias Bemerkung. Er wandte sich mit glitzernden Augen an Lucas. »Hör’n Sie mal, der Knabe hat ein Recht darauf zu spielen. Sie können ihn nicht einfach abschleppen.«
    »Der Mann hat vollkommen recht, Lucas. Ich habe ein Recht darauf zu spielen.«
    Lucas ignorierte den Mann und näherte sich Victoria. Er war sichtbar verärgert. »Vicky, man wird Sie noch eine Weile gewinnen lassen, bis Sie vom Spielfieber gepackt sind, und dann werden Sie anfangen zu verlieren. Glauben Sie mir, ich weiß, wovon ich spreche.«
    »Gut, dann spiele ich eben, solange ich gewinne«, versicherte sie ihm fröhlich und wandte sich erneut dem Tisch zu. Sie meinte zu hören, wie Lucas leise fluchte, doch die Rufe ihrer begeisterten Mitspieler übertönten seine Worte.
    Zehn Minuten später wandelte sich ihr Glück, genau wie Lucas vorausgesagt hatte. Victoria mußte

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