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Verlangen

Titel: Verlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Quick
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sehr, sehr vorsichtig sein«, warnte Lucas, während er sich zum Beweis umblickte.
    »Zum Teufel mit meinem Ruf. Ich muß mit Ihnen sprechen.«
    Ihre Beharrlichkeit verblüffte und erfreute ihn. Offensichtlich war sie mit ihrer Weisheit am Ende. Und bei Gott, er selbst war mehr als bereit für die nächste Stufe des Unternehmens. Es war an der Zeit, ihrer und auch seiner Überreizung ein Ende zu bereiten.
    »Nun gut«, sagte Lucas, als erwäge er die Angelegenheit sorgsam. »Ich werde in meinem Terminkalender nachsehen, ob ich heute gegen Mitternacht ein paar Minuten für Sie erübrigen kann. Wird das genügen?«
    »Sie sind zu freundlich, Graf.«
    Ihre spitze Zunge traf ihn. »Nicht im geringsten.«
    »Allmählich denke ich, Sie spielen mit mir, Lucas.«
    Er hob die Brauen. Er durfte niemals vergessen, daß die Frau äußerst scharfsinnig war. »Ich werde mein möglichstes tun, um zur gewohnten Zeit in Ihrem Garten zu sein. Wenn Sie mich nun einen Augenblick entschuldigen würden, ich sehe Tottingham dort drüben. Er versprach, mir seine Ausgabe von Whites Naturgeschichte und Altertum in Selborne auszuleihen. Ich habe es lesen wollen, seit er mir davon erzählte.«
    »Sie brauchen Tottingham mit Ihrer Bitte nicht zu belästigen, Graf«, sagte Victoria eisig. »Sollte es Ihnen gelingen, unsere Verabredung heute nacht einzuhalten, so werde ich Ihnen gestatten, meine Ausgabe des Buches auszuleihen.«
    Er grinste. »Victoria, versuchen Sie mich zu bestechen?«
    Sie errötete noch ein wenig mehr und wirbelte herum, um sich auf die Suche nach ihrer Tante zu begeben.

8
    Als Lucas über die Gartenmauer stieg, sah er, daß sie im Schatten eines Baumes auf ihn wartete. Mit ihrer in gelben Satin eingefaßten kastanienbraunen Samtkapuze, die sie bereits auf dem Ball bei den Foxtons getragen hatte, glich sie einem eleganten Geist.
    Er ließ sich vorsichtig auf den Rasen fallen, wobei er sein Gewicht automatisch mit dem rechten Bein auffing, während er mit dem linken Bein die Balance hielt. Doch selbst so spürte er ein scharfes Stechen in seinem verletzten Bein. Es war einfach nicht seine Sache, des Nachts über Gartenmauern zu klettern.
    Lucas richtete sich auf, massierte die alte Wunde und fragte sich, wie es Victoria gelungen war, ihn so lange nach ihrer Pfeife tanzen zu lassen. Er hatte es zugelassen, daß die Lady ihn wie eine Marionette benutzte.
    Es war höchste Zeit, mit ihr zu schlafen, und sie sich so zu eigen zu machen. Viel lieber hätte er sie zuvor geheiratet, doch da diese Möglichkeit nicht in Betracht kam, würde er nehmen, was er bekommen konnte. Allein der Gedanke, mit Victoria eine angenehme Nacht im Bett zu verbringen, statt in gemieteten Kutschen durch die Gegend zu fahren - in beständiger Angst vor irgendeiner Katastrophe -, genügte, um den Schmerz in seinem Bein zu lindern. Außerdem war er sich sicher, daß der Weg über das Bett in die Ehe münden würde.
    »Lucas?« Ihre Stimme war ein sanftes Flüstern, als sie durch das feuchte Gras herankam. Sie hob ihr verhülltes Gesicht und sah ihn mit einem süßen, verletzlichen Blick an, der sein Herz erweichte.
    Er stöhnte und schob seine Hände unter ihre Kapuze. Ohne ein Wort senkte er seinen Kopf, um sie leidenschaftlich zu küssen. Als er sie schließlich wieder freigab, war sein ganzer Körper vor Verlangen gestrafft.
    »Verdammt, es war hart, dich heute abend bei den Foxtons mit einer ganzen Reihe Männer tanzen zu sehen«, murmelte er an ihrem Hals.
    »Lucas, bitte, Sie dürfen mich heute nacht nicht so küssen. Wir haben keine Zeit. Meine Tante wird in Kürze nach Hause kommen. Als ich das Fest bei den Foxtons verließ, habe ich ihr gesagt, ich hätte Kopfweh. Sie wird also wahrscheinlich direkt auf mein Zimmer gehen, um nach mir zu sehen, wenn sie zurückkommt.«
    »Was ist denn so wichtig, daß wir mal wieder unseren guten Ruf aufs Spiel setzen müssen, Vicky?«
    Sie schlang ihren Samtumhang noch enger um sich und sah ihm mutig in die Augen. »Ich dachte, es würde mir leicht fallen, mit Ihnen darüber zu sprechen, doch ich stelle fest, daß es äußerst schwierig ist.«
    Er widerstand der Versuchung, sie eng an sich zu pressen, und ihr zu verstehen zu geben, daß sie gar nichts sagen müsse. Sie mußte diesen Schritt von allein gehen. Strategie, erinnerte er sich selbst trübe.
    Strategie und der verzweifelte Wunsch, später nicht dem Vorwurf ausgesetzt zu sein, er habe sie verführt. Es wäre weit besser für sie beide, wenn sie ihre

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