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Verlangen

Titel: Verlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Quick
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arme Lucinda war entsetzlich schüchtern, als sie vor einem Jahr ihr Debüt gab. Vor Angst erstarrt, könnte man sagen. Aber Miss Huntington nahm sie unter ihre Fittiche und zeigte ihr, wie man sich in der Gesellschaft bewegt. Mama war ihr zutiefst dankbar. Und als Freundin von Miss Huntington bekam Lucinda schnell eine Reihe hervorragender Einladungen.«
    »Edgeworth hat einen richtigen Rückzieher gemacht, nicht wahr?« bemerkte der andere junge Mann eifrig. »Aber schließlich habe ich in der letzten Zeit bereits Gerüchte vernommen, denen zufolge der Mann sowieso kein Interesse an ehrlichen Spielen haben soll.«
    »Ich glaube, Sir«, sagte Merivale langsam, »daß Edgeworth Ihnen etwas böse ist wegen der Szene, die sich vor einer Weile am Spieltisch zugetragen hat. Jedermann weiß, daß Sie ein viel zu guter Spieler sind, um zufällig einen ganzen Stoß Karten auf den Boden fallen zu lassen. Nachdem Sie einen neuen Stoß erhalten hatten und anfingen zu gewinnen, begannen die Leute, sich nach dem Grund für Edgeworths unglaubliches Glück in der Vergangenheit zu fragen. Es wird für ihn immer schwerer, Spielpartner zu finden. Es würde mich nicht überraschen, wenn er bald ganz aus den Clubs geworfen würde.«
    »Interessant.« Lucas nickte den beiden jungen Männern kurz zu. »Wenn Sie mich entschuldigen wollen, ich muß gehen.«
    Einen Augenblick später stieg Lucas die Stufen vor dem Club hinunter und winkte die nächste Kutsche heran. Drinnen ließ er sich in den Sitz fallen und atmete tief aus. Er mußte nachdenken.
    Er starrte hinaus in die Nacht. Dieses Spiel, das er mit Victoria spielte, wurde zunehmend gefährlicher. Es gab nicht mehr nur die tatsächlichen Gefahren, in die sie sich bei ihren nächtlichen Abenteuern begaben, inzwischen stand auch ihr guter Ruf auf dem Spiel. Edgeworth beim Duell zu töten würde nicht ausreichen, um die einmal in Umlauf gesetzten Gerüchte zum Verstummen zu bringen.
    Er konnte es nicht zulassen, daß Victoria verletzt würde, sagte er sich grimmig. Die Sache wurde ernst. Mit jedem nächtlichen Ausflug liefen sie Gefahr, entdeckt zu werden, und jedes Mal, wenn sie zusammen auf Partys oder im Park gesehen wurden, war das Anlaß für Gerüchte.
    Lucas kannte Victoria gut genug, um zu wissen, daß sie, wenn er sich weigerte, sie weiterhin nachts zu begleiten, höchstwahrscheinlich einen Weg finden würde, allein auszugehen. Sie hatte allergrößtes Vertrauen in ihre männliche Verkleidung entwickelt.
    Außerdem gab es noch eine andere Möglichkeit, überlegte Lucas. Wenn er sie nicht mehr begleiten würde, fände sie vielleicht einen anderen Mann, der sich ihr zur Verfügung stellte. Und diese Vorstellung war unerträglich.
    Gedankenverloren massierte Lucas sein Bein. Es war klar, daß dieses gefährliche Werben schnellstmöglich ein Ende finden mußte. Die einzige Lösung war demnach, Victoria so schnell wie möglich zu heiraten.
    Er würde dieses wilde, leichtsinnige, nächtliche Hofieren nicht länger ertragen.
    Zwei Tage später saß Lucas, die Arme vor der Brust gekreuzt, neben Victoria und beobachtete amüsiert, wie sie unruhig auf ihrem Stuhl hin und her rutschte. Sie ordnete ihr Kleid und gab vor, seinen mahnenden Blick nicht zu bemerken.
    Neben Victoria saß Cleo Nettleship und lauschte aufmerksam dem anregenden Vortrag eines gewissen Sir Elihu Winthrop über »Prinzipien des Buchweizenanbaus«.
    Lucas zumindest fand das Thema höchst anregend. Er machte bereits Pläne, ein paar Felder von Stonevale auf Buchweizen umzustellen. Das Zeug war hervorragend als Futter für Rinder und Schafe geeignet, und Winthrop zufolge wurde es auf dem Kontinent auch von Menschen verzehrt. Natürlich war allgemein bekannt, daß die Menschen auf dem Kontinent fast alles aßen. Aber schließlich war Weizen in England hin und wieder recht knapp, so daß Buchweizen ein hervorragendes Getreide für Notzeiten war.
    Victoria begann, ungeduldig mit dem Fuß zu wippen. Lucas wußte, daß er ihr gegenüber nicht zu hart sein durfte. Offensichtlich hatte sie heute nachmittag andere Dinge im Kopf, und er war sich sicher, daß er wußte, weshalb sie so nervös war.
    Lucas versteckte ein zufriedenes Grinsen. Er hatte nicht die geringste Absicht, es der Lady leicht zu machen. Nun, da er sie an der Angel hatte, mußte sie schon ein wenig mehr dafür tun, um bei ihm zu landen.
    Während eines kurzen Augenblicks schwelgte er in der Erinnerung an ihre süße Leidenschaft, doch als er merkte, welche

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