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Verlangen

Titel: Verlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Quick
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hingegeben hatte. Er hatte noch nie etwas Erotischeres erlebt als zu sehen, wie sie ihre Sinnlichkeit entdeckte.
    Das Gemälde von der Strelitzia reginae hing bereits oben in seinem Zimmer an der Wand neben dem Ankleidetisch, wo er es jeden Morgen würde sehen können. Lucas hatte angeordnet, daß es zu den ersten Dingen gehören sollte, die ausgepackt würden. Er fragte sich, ob Victoria eine Vorstellung davon hatte, wieviel ihm dieses kleine Geschenk bedeutete.
    Wahrscheinlich nicht. Sie dachte im Augenblick ausschließlich an ihren gekränkten Stolz.
    Es hatte ihn überrascht festzustellen, wie sehr ihn die Strelitzia anrührte. Vielleicht lag es daran, daß dies das erste Geschenk war, das er seit dem Tod seiner Mutter je von einer Frau erhalten hatte. Das Medaillon mit einer dunklen Haarsträhne, das Jessica Atherton ihm vor vier Jahren gegeben hatte, zählte nicht.
    Sie hatte es ihm in die Hand gedrückt, nachdem sie seinen Antrag unter Tränen abgelehnt und ihm erklärt hatte, sie müsse ihre Pflicht erfüllen. Eines Nachts vor einer Schlacht hatte er das Medaillon in einen Graben geworfen.
    Lucas nahm den letzten Schluck Portwein und betrachtete die leere Flasche. Dann dachte er an das leere Bett, das ihn erwartete.
    Hätten die Dinge sich nicht derart überstürzt, dann würde er sich jetzt in seiner Londoner Wohnung darauf vorbereiten, eine bestimmte Gartenmauer zu übersteigen. Seine leichtsinnige, leidenschaftliche Gefährtin würde ungeduldig auf das nächtliche Abenteuer warten.
    Aber die Dinge hatten sich geändert. Er war jetzt mit dem kleinen Luder verheiratet, und irgendwie mußte er einen Weg finden, mit ihr zurechtzukommen. Er weigerte sich, den Rest seines Lebens an der Seite einer schmollenden Frau zu verbringen, und er war sich sicher, daß er die Nächte nicht allein in seinem Schlafzimmer verbringen würde.
    Es war so verdammt einfach für Victoria, zu allen freundlich zu sein, dachte Lucas verärgert, als er sich erhob. Weshalb konnte sie nicht ein kleines bißchen Freundlichkeit für ihren Ehemann erübrigen? Auf jeden Fall mußte sie wissen, daß er in der letzten Zeit nicht anders hatte handeln können, als er es getan hatte.
    Ein Mann in seiner Situation hatte keine andere Wahl, als sich auf jede mögliche Weise eine vermögende Frau zu sichern. Victoria war alt genug, um zu verstehen, welchen Zweck die Ehe erfüllte. Auf jeden Fall waren sie nun einmal verheiratet, und Victoria blieb keine Wahl, außer sich klaglos in ihr Schicksal zu fügen. Diese Schmollerei mußte aufhören. Er würde ihre schlechte Laune nicht länger dulden.
    Ebensowenig würde er es lange tolerieren, allein in seinem Bett zu schlafen. Er war jetzt ein verheirateter Mann, und das gab ihm gewisse Rechte.
    Voller Entschlossenheit verließ Lucas den Speisesaal und ging die Treppe hinauf. Er würde heute abend noch einen Versuch unternehmen, mit Victoria zu sprechen, und wenn sie sich immer noch weigerte, ihm zuzuhören, dann würde er einen anderen Weg finden, ihr Temperament zu zügeln. Das schwor er sich.
    In seinem Schlafgemach war sein Diener Ormsby immer noch eifrig mit Auspacken beschäftigt. Er sah überrascht auf, als Lucas den Raum betrat.
    »Guten Abend, Sir. Wünschen Sie, sich heute abend früh zurückzuziehen ?«
    »Ja, tatsächlich. Sagen Sie Griggs, er könne die Bediensteten ebenfalls zu Bett schicken. Es war für alle eine lange Reise.«
    Ormsby nickte. »Werden Sie noch etwas für Ihr Bein brauchen, Sir? Normalerweise haben Sie nach einem langen Ritt Probleme.«
    »Ich habe gerade eine Flasche Portwein geleert. Das sollte genügen.«
    »Sehr gut, Sir.« Ormsby räumte mit wohltuendem Geschick herum. »Nan sagte mir, Lady Stonevale habe sich ebenfalls bereits zurückgezogen. Falls ich das richtig deute, so werden wir hier auf dem Lande wohl alle einen anderen Rhythmus haben als in der Stadt.«
    »Auch gut. Ich ziehe das Leben auf dem Lande auf jeden Fall dem Treiben in der Stadt vor.« Abwesend massierte Lucas sein verwundetes Bein. Die Kletterei über die verdammte Gartenmauer würde er bestimmt nicht vermissen. Und er konnte ebenfalls gut darauf verzichten, sich permanent den Kopf darüber zu zerbrechen, wie er seine unbekümmerte Gefährtin auf ihren Zügen durch Spielhöllen, Bordelle und Londoner Seitenstraßen am besten beschützte.
    Einige Minuten später verließ Ormsby den Raum. Lucas wartete, bis seine Schritte verhallt waren, bevor er nach einer Kerze griff und sich der Verbindungstür

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