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Verlangen

Titel: Verlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Quick
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daran gewöhnt war, in der Dunkelheit herumzulaufen. Er selbst hatte es ihr beigebracht.
    Lucas stellte seine Kerze ab und warf sich eilig in Reithosen, Stiefel und Hemd. Ein paar Minuten später stürzte er die Eingangshalle hinab. Sein Instinkt sagte ihm, daß sie das Haus durch die Küchentür verlassen würde. Dies war der Weg, den er genommen hätte, wenn er sich hätte heimlich hinausschleichen wollen. Er eilte ihr nach.
    Als er aus dem Haus trat, sah er Victoria. Ruhig stand sie in dem verfallenen, traurig überwucherten Küchengarten. Sie trug ihren langen, bernsteinfarbenen Umhang mit der Kapuze, um die Kälte abzuhalten. Ihr Anblick im Mondlicht weckte in ihm die Erinnerung an all die anderen Nächte, in denen er sich mit ihr im Garten ihrer Tante getroffen hatte und erfüllte ihn mit schmerzlicher Begierde.
    Sie war seine Frau, und er wollte sie.
    Langsam und geräuschlos trat Lucas aus der Dunkelheit. Doch sie spürte seine Gegenwart und wandte sich nach ihm um. Er hielt den Atem an.
    »Mir fehlen unsere mitternächtlichen Treffen im Garten«, sagte er sanft.
    »Sie haben mich auf höchst geschickte Art umworben, als Sie mir nächtliche Abenteuer versprachen. Ich erlag dieser Verlockung mehr, als ich irgendeiner anderen Verlockung erlegen
    wäre.«
    Sein Magen zog sich zusammen angesichts der Bitterkeit in ihrer Stimme. »Wolltest du heute nacht allein auf Abenteuersuche gehen, Vicky? Ich bezweifle, daß es hier im Dorf irgendwelche Spielhöllen, Bordelle oder Gasthäuser mit jungen Lords und Ballettänzerinnen gibt.« Er ging auf sie zu und blieb dicht vor ihr stehen.
    »Ich wollte lediglich Spazierengehen«, sagte sie ruhig.
    »Gestattest du mir, dich zu begleiten?«
    »Bleibt mir eine Wahl?«
    »Nein.« Als würde er ihr erlauben, mitten in der Nacht allein hier draußen herumzulaufen. »Wohin wolltest du gehen?«
    »Darüber habe ich noch nicht nachgedacht.«
    Er überlegte kurz. »Nicht weit von hier ist eine leerstehende Hütte. Ich glaube, sie gehörte dem Wildhüter. Weshalb spazieren wir nicht dorthin?«
    »In Ordnung.« Sie verfiel in Schweigen.
    »Eine herrliche Nacht, nicht wahr?«
    »Ich finde es recht kühl«, erwiderte sie abweisend.
    »Ja«, stimmte Lucas ihr zu. Vor der Hütte war ein Stapel Feuerholz, erinnerte er sich. Zu dumm, daß er gestern nicht angeordnet hatte, dort aufzuräumen. Er stolperte leicht über einen imaginären Stein und ließ ein leichtes Stöhnen vernehmen.
    »Was ist los?« fragte Victoria und runzelte ärgerlich die Stirn.
    »Nichts Besonderes. Mein Bein ist heute nacht ein bißchen lästig.« Er versuchte, stoisch und tapfer zu klingen.
    »Wirklich, Lucas, man sollte annehmen, Sie hätten inzwischen gelernt, daß Sie nicht in der Kälte herumlaufen sollten, wenn Ihr Bein schmerzt.«
    »Da haben Sie zweifellos recht, Madam. Doch Sie scheinen mit Vorliebe des Nachts herumzuspazieren, und es bleibt mir keine andere Wahl, als Sie zu begleiten.«
    »Sie hätten sich eine Erbin suchen sollen, die diese Art von Sport nicht betreibt«, sagte sie. »Die perfekte Miss Pilkington wäre gerade richtig gewesen.«
    »Meinst du? Ich gebe zu, sie stand auf Jessica Athertons Liste, aber irgendwie konnte ich nicht die rechte Begeisterung für sie aufbringen. Die Vorstellung, mit Miss Pilkington verheiratet zu sein, erschien etwas langweilig. Wie du und Annabella gesagt haben, ist sie Lady Atherton etwas zu ähnlich.«
    Victoria erwiderte mit gedämpfter Stimme: »Das stimmt. Wenn Sie denken, daß Lady Atherton mit den Jahren etwas langweilig geworden ist, sollten Sie erst Miss Pilkington sehen. Verstehen Sie mich nicht falsch. Sie ist sehr nett, aber sie ist erst neunzehn, und sie hat mir selbst erzählt, daß sie glaubt, sie habe vielleicht eine religiöse Berufung.«
    »Ich verstehe. Wir hätten also keineswegs zueinander gepaßt. Ich kann mir nicht vorstellen, sie mit in eine Spielhölle zu nehmen. Ebensowenig würde sie wohl mit einem Spazierstock auf den Butler eines Bordells losgehen.«
    »Andererseits würde sie Ihnen wahrscheinlich keine Schwierigkeiten gemacht haben. Ich bin mir sicher, daß sie eine pflichtbewußte Gattin gewesen wäre. Da wir gerade von Pflicht sprechen ...«
    Er seufzte. »Ja?«
    »Lady Atherton warnte mich, ich müsse bereit sein, meine Pflicht zu erfüllen, und Ihnen einen Erben schenken.«
    »Es würde mir nichts ausmachen, Lady Atherton zu erwürgen.«
    »Sie hat lediglich versucht zu helfen. Schließlich haben Sie sie gebeten, eine reiche Erbin

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