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Verlangen

Titel: Verlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Quick
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ein Lebemann und ein schlechter Spieler. Mit ihm begann die Tradition, derzufolge die Grafen von Stonevale mehr Zeit an den Spieltischen verbrachten als auf ihren Gütern. Auch er heiratete schließlich, aber nicht aus Liebe. Als mein Onkel geboren war, gingen sein Vater und seine Mutter getrennter Wege«, sagte Lucas.
    »Und die Ländereien verkamen weiter. Das überrascht nicht, wenn man das fehlende Interesse der Herren sieht. Was ist mit Ihrem Onkel?«
    »Maitland Colebrook dachte niemals daran, wegen seines Titels, geschweige denn aus Liebe zu heiraten. Er konzentrierte sich statt dessen darauf, den Rest des Familienvermögens zu verjubeln. Er hat die Ländereien ausgeblutet und sich anschließend aufs Land zurückgezogen, um gegen sein Schicksal zu wüten.«
    »So erklären die Dorfbewohner sich also ihre jetzige Armut.« Victoria starrte gedankenvoll ins Feuer. »Interessant.«
    Lucas betrachtete ihr abgewandtes Profil und fragte sich, was sie wohl täte, wenn er sie auf seinen Schoß ziehen und küssen würde. Würde sie dahinschmelzen wie in der Vergangenheit, oder würde sie ihm die Augen auskratzen? Eines war sicher, wenn er sie eines Tages endlich in seine Arme schließen würde, käme dies einem echten Abenteuer gleich.
    »Am interessantesten ist, daß dich das Kind von der Hawkins Bernsteinlady genannt hat«, sagte Lucas ruhig.
    »Weshalb? Offensichtlich ist ihr die Geschichte erzählt worden, und als sie mich in meinem gelben Kleid sah, hat sie eben ihre kindlichen Schlüsse daraus gezogen.«
    Im Schein des Feuers betrachtete Lucas den goldenen Bernsteinton in Victorias Haar. »Ich bin nicht so sicher, daß sie den falschen Schluß gezogen hat. Du hast durchaus etwas Bernstein-farbenes an dir. Deine Augen, dein Haar, die Farbe deiner Kleider.«
    Sie starrte ihn an. »Um Himmels willen, Lucas, rede keinen solchen Unsinn.«
    Er hielt ihr seine leere Tasse entgegen. »Kein Wunder, daß das Kind glauben möchte, daß du die Bernsteinlady bist. Ich habe dir das Ende der Geschichte noch nicht erzählt.«
    Sie betrachtete ihn argwöhnisch, während sie noch Tee einschenkte. »Wie endet die Geschichte?«
    »Es wird erzählt, daß der Bernsteinritter und seine Lady eines Tages in das Herrenhaus zurückkehren, und daß die Ländereien von Stonevale durch ihre Liebe zu neuem Leben erweckt werden.«
    »Was für ein hübscher Schluß«, sagte Victoria spöttisch. »Doch wenn das Glück der Region von einer Liebesheirat des Grafen und seiner Lady abhängt, müssen die Menschen offensichtlich noch eine Weile warten. Schließlich hat der jüngste Graf von Stonevale aus Geldgründen und nicht aus Liebe geheiratet.«
    »Verdammt, Vicky...«
    Sie hatte sich bereits erhoben. »Wenn Sie mich entschuldigen wollen, Graf. Ich wünsche Ihnen eine gute Nacht. Ich bin erschöpft.«
    Lucas fluchte erneut, während er sich erhob. Er wartete, bis sich die Tür hinter Victoria geschlossen hatte, bevor er seine Teetasse abstellte und den Raum durchquerte, um sich aus der Brandykaraffe zu bedienen.
    Er massierte sein schmerzendes Bein. Es würde eine lange Nacht werden.
    Drei Stunden später lag Lucas wach im Bett und horchte nach den leisen Geräuschen im Nebenzimmer. War er eigentlich verrückt, daß er sich zu derartiger Zurückhaltung zwang? Vielleicht war es doch nicht so klug abzuwarten.
    Wieder vernahm er eine leichte Bewegung im anderen Raum. Es klang, als wäre Victoria aufgestanden. Offensichtlich schlief sie noch nicht. Vielleicht hatte sie Angst davor, einzuschlafen und einen neuen Alptraum zu erleben.
    Das beste Mittel gegen böse Träume war die Leidenschaft, die sie miteinander erleben konnten, sagte sich Lucas. Als besorgter Ehemann war er ihr Trost und Schutz schuldig, selbst wenn er ihn ihr aufzwingen mußte.
    Resolut schlug er die Decke zurück und griff nach seinem Morgenmantel. Jetzt reichte es. Irgendwie mußten sie eine normale eheliche Beziehung führen, und es wurde schnell deutlich, daß seine selbstauferlegte Zurückhaltung keinerlei Wirkung auf ihre Widerspenstigkeit hatte.
    Mit anderen Worten, sie bat nicht gerade darum, von ihm geliebt zu werden.
    Gerade als er an die Zwischentür klopfen wollte, hörte er, wie die Außentür ihres Schlafgemachs geöffnet und wieder geschlossen wurde. Leise drehte er den Knauf und trat in das leere Zimmer seiner Frau.
    Wut und Panik wallten in ihm auf. Sicherlich war sie nicht dumm genug, um mitten in der Nacht davonzulaufen. Doch dann erinnerte er sich, daß Victoria

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