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Verletzlich

Verletzlich

Titel: Verletzlich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ravensburger
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Schauer lief mir über den Rücken. »Habt ihr sie je selbst gesehen?«
    »Bist du verrückt?«, rief Donne. »Sehen wir so aus, als würden wir uns la mangeuse weiter als höchstens hundert Kilometer nähern?«
    »Aber wo ist sie?«
    »Soweit wir wissen, ist sie, genau wie die anderen perdus, immer unterwegs«, antwortete Lena.
    »Ich habe mal gehört, dass sie in Tennessee ist«, meinte Anton.
    »Eindeutig zu nah.« Das war Donne.
    » La Mangeuse hat alles verändert«, behauptete Lena. »Sie hat den Krieg angefangen.«
    »Und wie?«, fragte ich. »Wie hat sie die perdus zusammengebracht?«
    »Sie hat ihnen mithilfe des champs ein Angebot gemacht«, antwortete sie, »bei dem selbst ein perdu hellhörig werden musste.«
    »Und was war das für ein Angebot?«
    »Die Welt.«
    »Du meinst, sie wollen alle Menschen auslöschen?«, fragte ich ungläubig.
    »Oh nein, ganz und gar nicht«, entgegnete Anton. »Sie wollen sich mehr Menschen züchten, um sich zu ernähren.«
    Ich versuchte mir eine Welt vorzustellen, in der Menschen von Vampiren als Sklaven gehalten wurden, nur um deren Durst zu stillen.
    »Aber warum sind sie so mächtig? Wie kommt es, dass sie alles kontrollieren?«
    Die drei Vampire sahen sich abermals an.
    »Durch Androhung von Folter«, übernahm Lena schließlich die Antwort. »Einer so schrecklichen Folter …« Sie hielt inne, als fiele es ihr schwer, auch nur darüber zu sprechen.
    »Die soleils nennen es la perte . Den Verlust.«
    » La perte bedeutet, dass das Opfer von seinem champ abgeschnitten wird«, erklärte Anton.
    »Aber … ihr habt doch gesagt, das champ sei überall, in allem?«, wunderte ich mich.
    »Es ist sehr wohl noch da«, erklärte er, »aber das Opfer hat keinen Zugang mehr dazu. Uns wurde erzählt, von seinem champ abgeschnitten zu sein, sei so, als ob man existiere, ohne zu leben. Es gibt kein Entkommen. Bald wird sogar das Nachdenken darüber, wie man diesem Ort ohne champ entkommen könnte, zu schwierig.«
    »Und dann stirbt diese Person?«, fragte ich.
    »Das Opfer ist zwar noch ein lebendes, atmendes Wesen. Fühlt sich aber mit nichts und niemandem mehr verbunden. Nicht mit der Erde, nicht mit anderen Menschen. Diese Personen sind vollkommen isoliert und hilflos und werden nur notdürftig versorgt.«
    »Und in diesem Zustand befinden sie sich bis in alle Ewigkeit?«
    »Langsam begreift sie es«, sagte Donne schnippisch.
    Lena warf ihr einen warnenden Blick zu. »Wir wissen gar nicht mit Sicherheit, ob es so ist. Du machst Emma Angst.«
    »Ein bisschen Angst tut diesem Frischling ganz gut«, schimpfte Donne und spuckte auf Antons Zeichnung.
    »Und wie war der Krieg?«, fragte ich unbeirrt.
    »Es war eher eine Schlacht als ein Krieg«, antwortete Lena. »Die soleils wollten keinen Krieg. Aber als die perdus immer zahlreicher und stärker wurden, ging es um unser Überleben, da l’éruption du soleil offensichtlich auf sich warten ließ. Deshalb haben sich die soleils zusammengetan, um die Esserin zu finden und sie zu töten.«
    »Um der Schlange den Kopf abzuschlagen«, sagte ich.
    »Genau.«
    »Und was geschah dann?«
    Lena antwortete nicht sofort und hob stattdessen eine Hand an den Mund, als wollte sie die Worte nicht herauslassen.
    »Die soleils, die gegen sie in den Kampf zogen, haben la perte erlitten. Sie haben ihr champ verloren.«
    All das schwirrte mir im Kopf herum, als ich nach Hause eilte und einen verrückten Plan zu schmieden begann. Anton hatte mich darauf gebracht. Bei den champs gibt es immer einen Absender und einen Empfänger. Der Absender kontrolliert die Verbindung.
    Deshalb war es mir gelungen, zu Moreau vorzudringen, als ich mit den Spielkarten experimentiert hatte. Ich hatte den ersten Schritt getan. Ich war der Absender gewesen. Die Zeit für einen erneuten Angriff war reif. Ich wollte den Vampir zur Strecke bringen. Doch zuerst musste ich noch einen Anruf tätigen.
    Ich holte das Funkgerät hervor, um Sagan zu kontaktieren. Es dauerte eine Weile, bis er ranging.
    »Hi … du bist’s.« Ich konnte hören, wie er zufrieden gähnte. »Meine Straßenkehrerin.«
    »Sagan, hör zu …«
    »Ist alles in Ordnung? Was ist los?«
    »Alles in Ordnung. Aber ich muss dich um einen Gefallen bitten. Es ist sehr wichtig, sonst würde ich dich nicht damit behelligen. Allerdings musst du dafür in eine andere Stadt fahren.«
    »Ähm, klar, worum geht’s?«
    »Hast du noch die Adresse meiner Mutter?«
    »Machst du Scherze? Sie ist mir sozusagen in die Haut

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