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Verletzlich

Verletzlich

Titel: Verletzlich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ravensburger
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fühlte, als wäre ich von einem gewaltigen Zementmischer überrollt worden. Ich wagte es, tief Luft zu holen.
    »Ohhhhh.«
    Dann verließ ich den Bunker, setzte mich auf die niedrige Mauer davor und blickte an dem dreißig Meter hohen Turm empor auf den offenen Eingang zu meinem kleinen Zimmer. Wenn ein Mensch von dort hinunterfiele, wäre er sofort tot. Die schmerzenden Rippen, der Druck auf meine Seite, bestätigten mir jedoch, dass ich abgestürzt sein musste.
    Wahnsinn.
    Dieses champ war mir immer noch ein Rätsel. Ich hatte den Eindruck gehabt, die Kontrolle zu haben. Doch der Grand-Mal-Anfall hatte alles verdorben und der Vampir hatte sich durchgesetzt. Die mit so einem Anfall einhergehende Gedächtnislücke half nicht gerade. Und jetzt wusste er genauestens, wie mein Versteck aussah.
    Unter höllischen Schmerzen richtete ich mich auf. Aber gebrochen war anscheinend nichts. Mühsam begann ich Stufe für Stufe den Turm hinaufzuklettern. Als ich das kleine Zimmer erreichte, musste ich fast lachen … Der Tisch war durch den ganzen Raum bis zum Eingang gezerrt worden. Ein Bein stach aus der Türöffnung heraus und hing in der Luft – das, an dem ich das Seil angebunden hatte.
    Ich schlief fast den ganzen Tag auf meiner Luftmatratze oben auf dem Turm und erwachte äußerst schlecht gelaunt. Rein körperlich ging es mir besser. So viel besser, dass ich mich ohne Probleme aufsetzen konnte. Ich rieb mir die Seite. Sie tat noch weh, aber jetzt fühlte es sich nur noch so an, als hätte ich beim Fußball einen harten Ball abbekommen. Unterhalb der Rippen hatte sich ein langer Bluterguss gebildet.
    Ich lehnte mich über die Kante und blickte nach unten. Keine gute Idee . Mein Kopf wurde schwer. Unvorstellbar, dass ich dort hinuntergefallen war und den Sturz überlebt hatte. Dem Bluterguss zufolge musste ich beim Fallen gegen das Geländer einer der Galerien gestoßen sein. Woraus bestand ich wohl? Und wenn Moreau aus demselben Zeug gemacht war, welche Hoffnung gab es, ihn zu töten?
    Ich trank ein wenig Wasser und behielt es tatsächlich im Magen. Ich war hungrig, konnte mich aber nicht aufraffen. Stattdessen ließ ich mich auf die Luftmatratze fallen und döste wieder ein. Ich träumte vom Fallen. Als ich zum zweiten Mal erwachte, verließen die NASA-Angestellten gerade das Gelände. Ich streckte mich und zog mir Schuhe an. Mir ging es jetzt unglaublich viel besser. Der blaue Fleck war zwar noch da, aber Schmerzen hatte ich so gut wie keine mehr.
    Langsam kletterte ich vom Turm und machte mich noch langsamer auf den Weg durch den Wald. Einige Male wurde mir schwindelig, ich musste mich vornüberbeugen und mich auf den Knien abstützen. Doch als ich Sagans Jeep sah, ging es mir sofort besser.
    »Du bist hier!« Gern hätte ich mich ihm in die Arme geworfen, aber ich wollte kein Risiko eingehen. Außerdem wirkte Sagan abweisend.
    »Was ist los?«, fragte ich.
    »Mit dir ist also alles in Ordnung.«
    »Na ja …«
    »Du rufst mich mitten in der Nacht an und redest seltsames Zeug, das klingt, als ginge es um Leben und Tod. Du willst, dass ich nach deiner Familie sehe und mich melde, wenn ich vor ihrer Wohnung stehe. Und dann …«
    »Moment! Stopp! Wie geht es ihnen, hast du sie gesehen? Sagan, nun sag schon.«
    »Alles gut, Emma. Wie du gesagt hast: süßes, kleines Mädchen, gut aussehende Mutter. Ich habe sie aus der Haustür kommen sehen, und sie wirkten ganz normal. Dann sind sie ins Auto gestiegen und losgefahren.«
    »Mein Gott, du hast sie wirklich gesehen! Das zu hören, tut mir unendlich gut!« Nur mit Mühe konnte ich die Tränen zurückzuhalten.
    »Deshalb habe ich immer wieder versucht dich kontaktieren. Du hattest mich ja darum gebeten. Aber du bist nie rangegangen.«
    »Oh nein, das tut mir leid. Das habe ich überhaupt nicht mitbekommen. Ich muss das Funkgerät ausgeschaltet haben! Ich war mit etwas anderem beschäftigt und habe nicht daran gedacht. Und danach … na ja, da habe ich vergessen es wieder anzuschalten.«
    »In der Zwischenzeit habe ich dich auf dem ganzen Gelände gesucht. Ich war mir sicher, dass dir etwas Fürchterliches zugestoßen sein musste. Du hättest in Schwierigkeiten stecken oder verletzt sein können. Wer weiß … Und stattdessen war alles in Ordnung und du hast das Funkgerät einfach nur … abgestellt …« Seine Stimme bebte. Auch zuvor hatte ich ihn schon wütend erlebt, doch noch nie so wie im Augenblick.
    »Heißt das … du warst die ganze Zeit hier draußen? Oh

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