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Verletzlich

Verletzlich

Titel: Verletzlich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ravensburger
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glauben, dass es eine andere Sorte menschliche Wesen gibt? Fast menschliche Wesen, die zufällig zur falschen Zeit am falschen Ort waren und infiziert wurden.«
    »Infiziert? Du weißt also auch, wie Vampirismus entsteht?«
    Hups . Ich war mir nicht sicher, ob ich ihm auch von den soleils erzählen sollte.
    »Nein, das habe ich nur so gesagt«, wiegelte ich ab. »Aber stell dir mal die Leute vor. Sie haben nicht darum gebeten, zu Vampiren zu werden, und doch ist es geschehen. Und jetzt müssen sie damit leben und sich irgendwie vom Rest der Welt fernhalten. Überleg dir mal, wie das wäre!«
    »Und sich von normalen Leuten ernähren.«
    »Genau.«
    »Das klingt nicht wie eine Krankheit, sondern wie ein Fluch«, stellte Sagan fest. »Wie ein Albtraum.«
    »Kein glamouröses Leben jedenfalls«, stimmte ich ihm zu, »sich tagsüber an dunklen Orten zu verstecken und nachts anderen Menschen nachzustellen, um zu überleben.«
    »Und du bist also einer von diesen … Leuten.«
    »Ja, abgesehen von dem Bluttrinken und dem Problem mit dem Sonnenlicht. Alles andere an mir ist voll Vampir.«
    »Aber das bedeutet, dass du …«
    »Hauptsächlich bedeutet es, übermenschliche Fähigkeiten zu haben. In das Raumfahrtzentrum rein- und wieder rauszukommen ist für mich zum Beispiel nicht besonders schwierig. Ich springe einfach über den Zaun.«
    »Über einen Zaun, der über drei Meter hoch ist und oben Stacheldraht hat, springst du einfach drüber?«
    »Ziemlich häufig sogar.«
    »Das war es also, was ich nicht sehen sollte?«
    »Na ja … ist doch klar.«
    Sagan schüttelte den Kopf und fuhr sich mit den Fingern durchs Haar. »Aber genau das ist es: Du hast alles genau überlegt. Mit diesen Fähigkeiten meinst du, alles erklären zu können.«
    »Ich sage nur die Wahrheit. Beispiel Shoppingcenter. Ich habe einfach einige Ladentüren aus den Angeln gehoben. Und als die Bullen kamen …«
    »Die Polizei?«
    »Sie hätten mich erwischt, wenn ich nicht diese Fähigkeiten gehabt hätte. Sie haben sogar mit einem Taser auf mich geschossen, aber auch das konnte mich nicht aufhalten.«
    »Emma, das ist doch nicht wahr, das kann doch alles gar nicht sein!«
    »Ich kann dir die Löcher zeigen, wo die Geschosse in meinem Schuh steckten. Willst du sie sehen?«
    Sagan rieb sich die Augen und ging einmal im Kreis.
    »Du hast also zwei Möglichkeiten«, sagte ich, als er wieder vor mir stand. »Du kannst mir glauben – und vielleicht steht dir damit das größte Abenteuer deines Lebens bevor. Oder du kannst mich für eine kranke Irre halten, die eigenhändig ihre Medikamente abgesetzt und die Schule geschmissen hat … und mich damit für immer verlieren.«
    »Medikamente. Du musst wegen deiner Krankheit Medikamente nehmen«, stammelte Sagan.
    »Ja, früher habe ich was genommen«, sagte ich. »Ein verschreibungspflichtiges Mittel namens Epanutin. Jetzt habe ich es aber schon seit einer Weile nicht mehr genommen. Letzte Nacht hatte ich einen Anfall und bin vom Turm gefallen. Und währenddessen habe ich ihn hier gesehen.«
    »Wen?«
    »Moreau. Den Vampir, der mich verwandelt hat.«
    »Verwandelt, mein Gott, weißt du, wie das klingt, Emma?«
    »Ja.«
    »Und du hast ihn hier gesehen?«
    »Na ja … eine Projektion von ihm, seinen Geist sozusagen.« Ich erzählte ihm von Moreau und dem champ , ohne jedoch die anderen Vampire zu erwähnen.
    »Du glaubst also, dass dieser Vampir, dieser Moreau … du glaubst, dass er das champ benutzt, um in deinen Kopf einzudringen?«, versuchte Sagan zu begreifen.
    »Ja, aber anscheinend gelingt das nur, wenn ich einen Anfall habe. Bislang habe ich ihn nur dann gesehen.«
    »Und wenn er hier ist, kann er sehen, was um ihn herum ist?«
    »Ja. Er wirkt genauso real wie du jetzt gerade. Aber ich habe ein wenig herumexperimentiert. Wenn ich zuerst in sein champ eindringe, kann ich die Kontrolle übernehmen. Allerdings wird die Zeit langsam knapp.«
    »Wie meinst du das?«
    »Moreau kommt immer näher. Das meine ich. Jetzt, da er meinen Turm gesehen hat, wird es hier bald richtig gefährlich. Ich muss auf der Hut sein.«
    »Du willst dich also wirklich auf einen Kampf gegen diesen … Moreau einlassen?«
    »Ja, dafür bin ich hergekommen.« Ich deutete auf den Turm. »Das ist sozusagen meine Belagerungsfestung. Und noch etwas: Er wird nicht aufgeben. Ich weiß, dass er nicht aufgeben wird, bis einer von uns tot ist.«
    »Das heißt also, dass du … dass du ihn töten musst. Und das traust du dir zu?«
    Ich

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