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Verletzlich

Verletzlich

Titel: Verletzlich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ravensburger
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gesagt?«
    »Ich habe befürchtet, dass du mich dann verpfiffen hättest. Du weißt schon, für meine eigene Sicherheit.«
    »Okay.« Er ließ sich wieder neben mir nieder, als würden ihn seine Beine nicht länger tragen. »Erzähl mir alles darüber. Alles.«
    Also erzählte ich ihm alles: über das Fußballturnier und darüber, dass ich Gretchen die Nase gebrochen und das Auto genommen hatte und schließlich im Krankenhaus wieder zu mir gekommen war. Dann berichtete ich ihm von den Veränderungen, die ich an mir bemerkte.
    »Und … du hast ihn gesehen?«, fragte Sagan. »Den Typen … äh, den Vampir … der über dich hergefallen ist?«
    »Das ist das Schlimmste«, seufzte ich und erläuterte ihm, was es mit Moreau auf sich hatte, wie er aus meinem Bein getrunken hatte und mir dann später in der Nacht, in der ich schließlich von zu Hause weglief, erschienen war.
    »Und er kehrt ständig zurück.«
    Als ich geendet hatte, blickte Sagan auf seine Hände. Ich glaube, das war wichtig für ihn. Auf das Vertrauteste überhaupt, seine eigenen Hände, zu schauen, half ihm offenbar, den Realitätssinn nicht zu verlieren.
    »Lässt du mich jetzt sitzen oder was?«, fragte ich.
    Sagan hob leicht den Kopf. »Oder was.«
    »Das bedeutet?«
    »Ich weiß nicht, was es bedeutet. Du hast Recht. Ich habe dich angefleht, dass du mir die Wahrheit sagst, und jetzt … jetzt weiß ich nicht, wie ich darüber denken soll.«
    Ich stand auf. »Soll ich dir etwas zeigen?«
    »Ich möchte dir vertrauen. Dich einen Beweis erbringen zu lassen, ist nicht Vertrauen.«
    »Aber es würde schon helfen, nicht wahr?«
    Sagan stand ebenfalls nicht auf. Er sah mich an, als seien wir uns noch nie zuvor begegnet.
    »Vielleicht will ich auch gar keinen Beweis«, sagte er. »Vielleicht habe ich auch Angst davor. Du bist das Beste, was mir je passiert ist, und vielleicht will ich einfach nicht, dass es wahr ist.«
    »Glaubst du, dass ich lüge?«
    »Nein. Und das macht mir Angst.«
    »Aber warum begeisterst du dich für Astronomie?«, fragte ich. »Was hoffst du dort zu finden? Weißt du, ich habe Filmaufnahmen von diesen Mondmissionen gesehen – in der Schule. Und ich kenne die Bilder von den Mars-Rovern. Weißt du was? Langweilig. Dort sind doch nur Steine, nichts als Steine. Mehr hat man dort nicht gefunden, oder?«
    »Sie versuchen herauszufinden, ob es dort flüssiges Wasser gab und …«
    »Das ist ja wahnsinnig spannend! Wonach sucht ihr wirklich dort oben? Nach Wasser? Niemals. Sucht ihr nicht nach etwas Fundamentalem? Nach etwas vollkommen anderem? Nach etwas, was man sich in den kühnsten Träumen nicht hätte ausmalen können? Was ist mit all den Büchern, die du als Kind gelesen hast? Hättest du sie gelesen, wenn das Geheimnis, die Gefahr, das Unheimliche am Ende immer aus einer öden Gesteinswüste bestehen würde?«
    »Was willst du damit sagen?«
    »Ich will damit sagen … dass du vielleicht reif dafür bist. Reifer als du denkst. Mein Großvater sagt immer, es gibt für alles einen Grund. Einen Grund, dass die Dinge geschehen. Vielleicht habe ich deshalb ausgerechnet dich getroffen. Unter all den Leuten, die hier auf dem Gelände unterwegs sind. Was hätten alle anderen getan, ausnahmslos alle, wenn sie mich hier erwischt hätten, nachdem ich in ein Gebäude eingebrochen bin und Essen geklaut habe?«
    Sagan atmete aus. »Sie hätten dich ausgeliefert.«
    Ich hielt ihn fest und sah ihm tief in die klaren, blauen Augen. »Eine Sache musst du begreifen. Ich habe damit bereits eine Weile gelebt. Lebe im Moment damit. Tu nur eine Minute so, als sei es Wirklichkeit, und versetze dich in meine Lage. Würdest du dich nicht danach sehnen, dass jemand anders eingeweiht ist. Jemand, der dir sehr wichtig ist? Jemand, der an dich glaubt?«
    »Ja, doch.«
    »Aber auch du würdest davor zurückschrecken, es ihm zu sagen, weil es so verrückt klingt. Weil es unmöglich scheint, wie etwas für Leute, die an Yetis und UFOs glauben.«
    »Ich glaube an UFOs.«
    »Na siehst du«, sagte ich und ließ ihn lächelnd los. »Du willst mir also erzählen, dass du an kleine grüne Männchen glaubst …«
    »Grau, meistens sind sie grau …«
    »Meinetwegen, kleine graue Männchen mit Köpfen wie riesige Glühbirnen und schwarzen Fußbällen als Augen … die auf die Erde kommen und Leute entführen und …«
    »Dass sie so aussehen, habe ich nie behauptet«, erwiderte er.
    »Aber, du glaubst, dass es sie gibt. Warum kannst du dann nicht daran

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