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Verletzlich

Verletzlich

Titel: Verletzlich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ravensburger
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damit ich ihn hochheben konnte.
    »Wo willst du ihn haben?«, fragte ich.
    »Was willst du noch wissen?«, fragte ich, als wir wieder an meinem Turm waren.
    Ich muss zugeben, dass mir diese kleine Vorstellung nach dem Schock, von Moreau aufgespürt worden zu sein, guttat. Ich habe schon immer gern gezeigt, was ich kann.
    »Ich weiß nicht einmal, was ich fragen soll«, antwortete er. »Na ja, eigentlich stimmt das nicht. Ich habe ungefähr drei Millionen Fragen, aber ich weiß nicht, wo ich anfangen soll. Mein gesamtes Wissen auf diesem Gebiet stammt aus Fernsehserien oder aus Filmen. Kann man dich zum Beispiel im Spiegel sehen?«
    »Ja, ich bin aus Fleisch und Blut. Eine Person mit einem Körper. Das würde sonst jeglichen physikalischen Gesetzen widersprechen.«
    »Und du hast gesagt, du trinkst kein Blut. Wie kann das sein?«
    »Das weiß ich auch noch nicht so genau. Ich kann es nur vermuten: Während des Überfalls bekam ich ja einen Anfall, während er noch … trank … und irgendwie ist bei meiner Verwandlung deshalb offenbar etwas schiefgelaufen. Ich habe also nur einen Teil des Gesamtpakets abbekommen. Genauso mit dem Tageslicht. Außer dass ich die hier tragen muss.« Ich tippte gegen meine Brille. »Normale Sonne blendet mich so stark, dass ich fast blind bin.«
    »Also …«
    »Nur das Gute und nicht das Schlechte, so wie’s aussieht. Abgesehen von der Tatsache, dass ich kein Zuhause mehr habe und ein mordlüsterner Vampir hinter mir her ist.«
    »Aber warum?«
    »Wer weiß das schon. Vielleicht fühlt er sich in seiner Ehre gekränkt, weil ich ihm beim ersten Mal entkommen bin? Vielleicht ist er aber auch einfach nur verbittert. Auf jeden Fall will er mein ›Geheimnis‹ wissen. Eigentlich sollte ich ihm einfach sagen: Kein Problem, mit Epilepsie geboren zu sein, ist schon die halbe Miete.«
    Sagan drehte sich um und blickte den Turm hinauf. »Und glaubst du wirklich, dass dies der beste Ort ist, um den Kampf gegen ihn auszutragen?«
    »Es ist mehr oder weniger der einzige Ort«, sagte ich. »Denk doch mal darüber nach: Würdest du dich mit jemandem wie Moreau auf offenem Feld auseinandersetzen wollen?«
    »Ich würde mich überhaupt nicht mit ihm auseinandersetzen wollen.«
    »Das setzt aber voraus, dass du eine Wahl hast.«
    »Zumindest kann ich jetzt verstehen, warum du nicht mehr nach Hause wolltest. Weil du ihn dann direkt zu deiner Familie führen würdest. Aber was hältst du davon, wenn … wenn wir uns irgendwo etwas mieten würden? Eine kleine Wohnung oder so? Wärst du dort nicht sicherer?«
    »Ich würde mich in die Enge getrieben fühlen. Hier kann ich in alle Richtungen schauen. Ich kann mich bewegen, erhalte vielleicht eine Vorwarnung und bin in der Lage, ihn ein wenig zu bremsen.«
    »Aber was hindert ihn daran, einfach auf den Turm zu klettern und dich umzubringen?«
    »Soll ich es dir zeigen?«, fragte ich.
    Ich nahm ihn mit hinauf und zeigte ihm meine Verteidigungsmaßnahmen. Die Stolperdrähte, die tödlichen Gartengeräte, die Chemikalien, alles.
    »Eine Hacke«, rief Sagan. »Du willst dieses … Monster … mit einer Gartenhacke zur Strecke bringen?«
    »Die ist eher als Glücksbringer gedacht«, erklärte ich. »Die Hacke war früher im Garten meines Großvaters immer mein Lieblingswerkzeug. Aber zur Not …« Ich zog die Hacke aus ihrem Versteck, drehte sie um 180 Grad und schrie: »Jeeeahh!« Die Spitze der Hacke steckte in der Metallverkleidung des Turms.
    Sagan war blass geworden und stammelte leise: »Ich habe nicht einmal gesehen, wie du das gemacht hast. Kein Witz, wie ist die Hacke so schnell dorthin geraten?«
    Ich zog sie wieder heraus und legte sie an ihren Platz zurück. »Keine Ahnung. Ist wahrscheinlich inbegriffen. Ich glaube, es ist so: Wenn eine Schnecke zum Vampir wird, ist sie die Schnecke unter den Vampiren. Wenn man aber supersportlich ist … na ja, dann vervielfacht es sich.«
    »Jetzt bleib mal auf dem Teppich. Du bist ja ganz schön überzeugt von dir!«
    »Sagan, ich muss überzeugt von mir sein. Hast du nie einen Mannschaftssport betrieben? Wenn man dabei nicht überzeugt von sich ist, braucht man gar nicht anzufangen. Dann ist man tot, bevor man das erste Mal angreift.«
    Er schüttelte den Kopf. »Ich habe das Gefühl, jeden Moment kommt jemand mit einer Kamera aus dem Gebüsch und sagt mir, das Ganze sei ein Scherz gewesen. Wenn ich dich nicht vorhin im Wald erlebt hätte …«
    »Verstehst du jetzt, warum die Polizei mich nicht

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