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Verletzlich

Verletzlich

Titel: Verletzlich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ravensburger
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Hier lauert an jeder Ecke Lebensgefahr. Industriechemikalien. Unberechenbare Maschinen. Die Armee hat alles Mögliche im Boden vergraben. Dazu die Gefahren durch Elektrizität. Strahlung, Laser. Die Liste ist lang.«
    »Ich werde aufpassen.«
    »Du weißt, ein einziger Anruf genügt. Sie würden dich holen und dich vom Gelände eskortieren. Das sollte ich schon deshalb tun, weil ich dich dann in Sicherheit wüsste.«
    Fast hätte ich gesagt: »Das sollen sie nur versuchen.« Doch dieses Mal konnte ich mich rechtzeitig bremsen. Stattdessen tat ich etwas, was mir nicht leichtfiel, weil ich Leuten nicht gerne einen falschen Eindruck von mir vermittelte. Ich nahm seine Hand und sagte: »Aber das wirst du nicht tun.«
    »Woher willst du das wissen?«
    »Ich weiß es einfach.« Denn wenn du es tust, siehst du mich nie wieder , hätte ich gern hinzugefügt.
    »Woher soll ich wissen, dass es dir gut geht?«, fragte Sagan.
    »Du kennst mich doch gar nicht. Warum solltest du dir um mich Sorgen machen?«
    Er seufzte. »Du hast Recht. Ich kenne dich nicht. Ich weiß nicht einmal, wie du heißt. Hast du etwas zu essen? Etwas Richtiges zum Anziehen?«
    »Ich komme schon zurecht.«
    »So wie heute Abend?«
    Ich merkte, wie ich errötete. »Wann fangen die meisten Leute hier eigentlich an? Was sind die normalen Arbeitszeiten?«
    »Meine Eltern sind immer ab ungefähr sieben Uhr hier. Aber sie sind eine Ausnahme. Die meisten Leute kommen wahrscheinlich zwischen acht und halb neun. Nach 17.30 Uhr ist das Gelände meistens leer.«
    »Gut.«
    »Warum? Damit du noch mal einbrechen kannst?« Sagan lächelte, aber sein Blick war ernst. »Der Nächste, der dich erwischt, ist vielleicht nicht so locker. Die meisten, die hier arbeiten, sind Ingenieure. Nicht einmal grüne Zehen können dich dann retten.«
    »Ich werde mein Glück versuchen«, antwortete ich.
    Sagan wirkte jetzt richtiggehend besorgt. »Bitte, lass mich schnell drüben abschließen. Dann kann ich dich zumindest hinbringen, wohin du willst, und du musst nicht laufen.«
    »Du bekommst mich in kein Auto.«
    Ich verließ den Raum und begann den Gang hinabzugehen. Er blieb mir dicht auf den Fersen.
    »Gut, dann lass mich wenigstens mit dir gehen«, bat er. »Ich habe noch einige Programme laufen, die ich noch runterfahren muss. Komm, ich zeig’s dir.«
    Kurz vor dem Ausgang blieben wir stehen. »Nein, danke, ich warte hier auf dich.«
    »Das würdest du tun? Super! Es dauert nicht lange. Nur einige Programme, die ich laufen lassen habe …«
    Ich lehnte mich gegen eine der Säulen und klopfte mir mit der flachen Hand auf den Mund, um zu zeigen, wie müde ich war. Plötzlich fühlte ich mich wirklich müde und gähnte.
    »Gut, ich bin gleich wieder da«, verabschiedete er sich und wandte sich bereits zum Gehen, blieb dann aber noch einmal stehen. »Manchmal drehen die Wachleute spätabends eine Runde und überprüfen die Ausgänge und so etwas. Wenn du Scheinwerfer in der Auffahrt siehst …«
    »Verschwinde ich auf dem Klo.« Ich musste tatsächlich.
    »Prima.« Er zeigte in eine Richtung. »Das WC ist den halben Gang runter auf der linken Seite.«
    Er verließ das Gebäude. Durch die Fenster der Cafeteria konnte ich sehen, dass er sich auf dem Weg zum Observatorium immer wieder umblickte, so als hätte er Angst, dass ich abhauen könnte.
    Er hatte Recht.
    Obwohl ich befürchten musste, dass Moreau irgendwo dort draußen unterwegs war, ging ich in gemäßigtem Tempo zurück. Ich hatte einfach keine Lust zu rennen. Irgendetwas beunruhigte mich und das ungute Gefühl verschlimmerte sich, als ich zu meinem Schlupfloch in dem Turm hinaufkletterte. Die morbide Atmosphäre passte zu meiner Stimmung. Der Raum schien bereits wieder in die Wildnis übergegangen zu sein, und dass ich ihn nun erneut als Zimmer beanspruchte, war irgendwie falsch.
    Ich versuchte es mir so gemütlich wie möglich zu machen. Licht brauchte ich eigentlich nicht, dennoch schaltete ich – nur für das Leuchten – eine batteriebetriebene Laterne an. Dann sprühte ich alles mit Desinfektionsspray ein. Anschließend schob ich den Rest meiner Beute aus dem Baumarkt in eine Ecke, um eine Plane ausrollen zu können, die den größten Teil des Fußbodens bedeckte. Es war die dickste Sorte, die der Baumarkt führte. Die Luftpumpe erwies sich als unbrauchbar – ein Teil schien zu fehlen –, deshalb blies ich die Matratze mit guter alter Lungenkraft auf. Was mich früher mindestens eine Stunde gekostet hätte,

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