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Verletzlich

Verletzlich

Titel: Verletzlich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ravensburger
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wenn ich es überhaupt geschafft hätte, war jetzt innerhalb von Minuten erledigt. Wie sich herausstellte, hatten Vampire auch besonders kräftige Lungen.
    Ich legte mich nieder und breitete den Rest der Plane über mir aus. Mist, kein Kopfkissen. Darum würde ich mich morgen kümmern. Komisch, was man alles vermisst.
    Dabei fiel mir ein, dass ich noch immer zur Toilette musste.
    Letztendlich entschied ich, dass ich in dem Turmzimmer nicht schlafen konnte. Abgesehen davon, dass es dort oben gruselig war, hatte ich auch das Gefühl, in dem kleinen Raum leicht in die Enge getrieben werden zu können. Wenn Moreau ohne Vorwarnung auftauchte, säße ich womöglich in der Falle.
    Ich brachte die Matratze aufs Dach hinauf und legte den Kopf auf meinen Arm. Hier war es etwas luftiger und viel bequemer. Die Axt hatte ich neben mich gelegt. Meine Hand ruhte auf dem Griff.
    Und wenn ich hinunterfiele? Es gab kein Geländer, und bis nach unten war es weit. Sehr weit. Vielleicht würden Vampire einfach unten landen und wie ein Flummi wieder hochhüpfen? Schlaf jetzt, du blöde Nuss .
    Die Dunkelheit stellte seltsame Dinge mit einem an, selbst wenn man darin sehen konnte. Auf dem Rücken liegend schaute ich in die Sterne und versuchte, nicht an Manda zu denken. Mich quälte ein extrem schlechtes Gewissen und ich fragte mich, ob sie mich wohl im Moment gerade vermisste. Ich stellte sie mir vor, wie sie mit dem Dr.-Seuss-Buch neben sich in ihrem kleinen Bett lag und Angst vor der blassgrünen Hose hatte.
    Ich umfasste den Griff der Axt und zwang mich, stattdessen an Sagan Bishop zu denken. Cooler Name. Inzwischen wünschte ich, dass ich ihm meinen verraten hätte, und fragte mich, ob ich ihn je wiedersehen würde. Wahrscheinlich hing es von mir ab. Aber wer weiß, womöglich benachrichtigte er gerade die Sicherheitsleute, damit sie mich vom Gelände holten. Allerdings wirkte er nicht wie jemand, der so etwas tun würde. Jedenfalls konnte ich nicht mehr aufhören an ihn zu denken. Immer wieder kreisten meine Gedanken um ein und dasselbe: den Leberfleck unten auf seiner Wange und wie es wohl wäre, diesen zu küssen.
    Mitten in der Nacht fuhr ich hoch, weil ich einen der Stolperdrähte scheppern hörte.
    Sofort sprang ich von meiner Luftmatratze auf und griff nach der Axt. Mein Herz hämmerte wie verrückt. Der Halbmond segelte auf einer Wolke und sein Schein drang durch die Bäume hindurch. Der Wind fuhr mir durchs Haar. Ich war hoch oben. Draußen .
    Abermals schepperte es in der Stille und dann fiel es mir wieder ein. Moreau, der Turm, mein Frühwarnsystem. Offenbar hatte sich jemand in dem Draht verfangen und versuchte sich zu befreien.
    Ich hechtete auf die andere Seite des Daches, landete so leise wie möglich auf Zehen- und Fingerspitzen und lugte über die Kante.
    Es war nichts zu sehen. Als das Geräusch abermals zu hören war, erkannte ich, dass sich der Eindringling auf der Nordseite befand. Ich ließ mich auf der Ostseite auf die nächste Galerie hinab, nahm die Axt von der linken in die rechte Hand und schlich mich barfuß bis zu der Ecke, wo die Ostseite auf die Nordseite des Turms traf. Mit dem Bauch drückte ich mich an das Geländer und beugte mich so weit vor, wie ich konnte. Gerade wollte ich einen Blick um die Ecke wagen, als das Scheppern aufhörte.
    Ich zog den Kopf zurück und presste mich gegen die Wand des Turms Meine Wange drückte in das kalte rostige Eisen.
    Ich schluckte. Das war’s. Jetzt ging es wirklich los. Meine Nerven waren in höchster Alarmbereitschaft und ich hatte das Gefühl, Finger würden über meinen ganzen Körper streichen. Womöglich sterbe ich gleich , dachte ich.
    Ich kämpfte darum, bei klarem Verstand zu bleiben. Starrte auf die Axt. Sollte ich zurücklaufen und die Kettensäge holen?
    Keine Zeit . Abermals stieß der Vampir gegen den Stolperdraht. Ich blickte auf den glänzenden Wald unter mir und wäre am liebsten gesprungen. Alles wäre besser als das. Doch ich musste es tun, ich musste sehen, was dort auf der Nordseite vor sich ging.
    Ein zweites Mal beugte ich mich über das Geländer, streckte meinen Hals und näherte mich mit dem Kopf der Ecke immer weiter. Dabei entblößte ich meine Kehle demjenigen, der sich auf der anderen Seite verbarg.
    Bitte …
    Als ich es sah, konnte ich nur noch geräuschvoll die Luft aus der Lunge blasen: Ein langes Stück Rohr hing an der Wand des Turms herunter und baumelte im Wind hin und her. Dabei stieß es immer wieder gegen den

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