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Verletzlich

Verletzlich

Titel: Verletzlich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ravensburger
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Aluminiumkuppel des Observatoriums. Der Geruch von frischem Gras lag in der Luft und der Himmel war noch bläulich. Die einzigen Sterne, die man sah, waren Sagan zufolge eigentlich die Planeten Venus und Jupiter. Wie konnte an einem Abend wie diesem irgendetwas nicht stimmen.
    Wo mag er sein?, überlegte ich. Verbarg sich Moreau dort irgendwo und wartete, bis es dunkel wurde? Wo genau hielt er sich auf? Wie weit entfernt war er? Woher wusste ein Vampir, wann er herauskommen konnte? War ich das Erste, woran er dachte, wenn er erwachte? Suchte er gleich wieder nach neuen Wegen zu mir zu gelangen? Oder dachte er an etwas anderes … seinen Hunger …
    Nein, darüber will ich jetzt nicht nachdenken. Ich lasse mich von dir nicht kontrollieren.
    Vor einer Tür blieb ich stehen.
    »Dass du es nur weißt. Eine bessere Gelegenheit bekommst du nicht«, sagte ich. »Zeig mir alles.«
    Doch Sagan ging weiter und zog mich an der Hand hinter sich her. »Nein, komm mit. Hier ist nur der Vektor-Magnetograph. Das ist ein Teleskop, aber es ist nicht besonders groß.«
    »Vektor… was?«
    »Damit kann man chromosphärische Strukturen erkennen. Netzähnliche Flecken auf der Sonne, die durch magnetische Felder entstehen und …«
    »Puh, das reicht.«
    Sagan zwinkerte, wenn auch nur ganz leicht.
    »Aber das Observatorium …«, sagte ich.
    »Die Kuppel? Sie ist nicht das eigentliche Observatorium. Das Observatorium, in dem meine Mutter arbeitet, ist woanders. Komm mit.«
    Er führte mich an der Kuppel vorbei und verschaffte uns mit seiner Karte Einlass in einen langen dunklen Gang, der in einen langen dunklen Raum führte.
    Sagan begann in einem hübschen Drosseleier-Blau zu schimmern.
    »Lass mich nur eben den Lichtschalter finden.«
    Ich konnte bereits einige Dutzend Bürostühle auf Rollen vor Computerbildschirmen erkennen. Die meisten Monitore waren schwarz, auf einigen flimmerten jedoch irgendwelche Daten.
    »Lieber nichts anfassen«, warnte Sagan.
    »Das hatte ich auch nicht vor.«
    »Hier kommt fast jede Nacht ein Wachmann vorbei, aber er ist cool drauf. Meistens kommt er rein und dreht seine Runde und wir erschrecken uns gegenseitig.«
    »Und wenn er uns entdeckt?«
    Sagan lächelte verschmitzt. »Wenn er dich entdeckt, meinst du. Dann säßen wir beide ziemlich tief in der Sch…«
    Ich muss beunruhigt ausgesehen haben, denn er fuhr fort: »Aber wir müssen uns keine Sorgen machen. Normalerweise kommt er viel später. Und selbst wenn er kommt, müssen wir einfach nur auf der Hut sein, damit du dich noch schnell auf der anderen Seite verstecken kannst.«
    »Im Verstecken bin ich gut.«
    »Das habe ich bemerkt.«
    Er drehte sich um und machte eine galante Armbewegung, als stünden wir vor majestätischen Pyramiden.
    »Das ist STEREO .«
    Ich konnte einen riesigen ovalen Konferenztisch erkennen, um den bequeme Stühle standen. Auf dem Tisch lagen überall Kabel, die zu Telefonen und Computertastaturen führten.
    »Na, dann spiel mir mal was vor«, sagte ich.
    »Es ist doch keine Stereoanlage.«
    Er trat an eine der Tastaturen und berührte die Maus. Auf dem riesigen Bildschirm leuchtete eine Windows-Login-Seite auf.
    » STEREO steht für › S olar TE rrestrial RE lations O bservatory‹. Dahinter verbergen sich zwei fast identische Raumsonden. Die eine befindet sich vor der Erde auf ihrer Umlaufbahn, die andere folgt ihr. Und das Coole daran ist, dass wir von ihnen zum ersten Mal 3-D-Aufnahmen von der Sonne erhalten.«
    Er klickte sich in dem Programm weiter. »Das ist eine dieser Stationen. Meistens sehe ich, was STEREO sieht. Befehle kann ich ihm nicht wirklich senden. Bei Kosten von über hundert Millionen Dollar habe ich dazu keinen Zugang. Aber es ist schon cool, mit den Daten zu arbeiten, die STEREO sammelt.«
    »Und? Was bekommt man für hundert Millionen?«, fragte ich und tat so, als würde ich ein Gähnen unterdrücken.
    Sagan berührte abermals die Maus. »Das hier.«
    Der Bildschirm leuchtete in superhellem grünem Licht auf, das mich trotz der Sonnenbrille zusammenzucken ließ. Instinktiv machte ich einen Schritt zurück und wandte mich ab, um meine Augen vor dem außerirdischen Strahlen zu schützen.
    »Ziemlich beeindruckend, oder?«, fragte er.
    Als sich meine Augen daran gewöhnt hatten, sah ich ein Bild von der Sonne, ungefähr ein Viertel der gesamten Kugel, die sich langsam drehte. Riesige Flammen schossen daraus hervor und drehten sich dann um die eigene Achse. Die Bewegung erinnerte an Tornados, die

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