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Verletzlich

Verletzlich

Titel: Verletzlich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ravensburger
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Ereignissen?«
    »Na ja, irgendetwas mit den Kometen. Das Neueste sind dunkle Asteroiden. Jemand hat herausgefunden, dass die meisten Objekte, die am Himmel untersucht werden, eine hochreflektierende Oberfläche haben. Darüber hinaus gibt es aber Tausende dunkle. Sie sind schwerer zu sehen, aber sie können genauso gefährlich für die Erde sein.«
    Ich biss in meinen Bagel. »Du scheinst der Unheilverkünder unter den Astronomen zu sein.«
    »Echt?«, sagte er. »So habe ich das noch nie gesehen, tut mir leid.«
    »An einem Morgen wie diesem an etwas Düsteres zu denken, ist gar nicht leicht. Aber ich wünschte, ich hätte auch so eine Leidenschaft für irgendetwas.«
    »Gut, was magst du?«
    »Am Leben bleiben.«
    Sagan lächelte nicht. »Nein, ehrlich. Was ist mit Geschichte? Du hast erzählt, dass du und dein Großvater …«
    »Ja, aber das ist sein Gebiet. Wir mögen Geschichte aus unterschiedlichen Gründen. Er mag sie, weil sie alt ist, und ich, weil einem früher nicht ständig jemand gesagt hat, was alles nicht möglich ist. Die Leute haben die Dinge einfach getan.«
    Er lächelte. »Besonders Frauen, sicher.«
    Ich warf mit einer zusammengeknüllten Serviette nach ihm. »Du weißt genau, was ich meine. Es gab mehr Abenteuer, Aufregung. Geheimnis. Heute ist alles vorsichtig, sicher, bekannt. Und es gibt Millionen von Regeln.« Ich hielt inne, weil ich plötzlich einen Kloß im Hals spürte und an Vampire denken musste. Wie sich meine Perspektive verändert hatte. »Egal, ich will einfach etwas Eigenes.«
    »Was hält dich davon ab?«
    Ich überlegte, ob ich ihm von meiner Epilepsie erzählen sollte. Aber nur für eine halbe Sekunde. Denn das würde ihm nur noch mehr Grund geben, mich auszuliefern. Für deine eigene Sicherheit , würde er sagen.
    »Ich arbeite daran«, sagte ich.
    Sagan knüllte die Tüte zusammen und versuchte damit in eine nahe gelegene Mülltonne zu treffen. Verfehlt.
    »Daneben«, rief ich.
    »Ich habe dir etwas mitgebracht«, platzte er heraus.
    »Dann bin ich wieder nett.«
    Er ging zu seinem Jeep und kam mit einer großen blauen Sporttasche zurück, die er auf den Tisch stellte und den Reißverschluss öffnete. Ich blickte hinein. Darin befanden sich eine Zahnbürste, Zahnpasta, Feuchttücher, einige Snacks wie Müsliriegel und Reiswaffeln sowie …
    »Das Wichtigste«, verkündete Sagan und wühlte in der Tasche. Ich kicherte. Er reichte mir ein kleines, schwarzes Gerät, das an einer Vorrichtung befestigt war, die man sich übers Ohr hängen konnte. »Das Neueste für Jäger und Wanderer«, erklärte er. »Funktioniert mit einem Funksignal und kann nicht geortet werden wie ein Handy. Du hast die Hände frei. Im Idealfall hat das Ding einen Radius von 80 Kilometern. Ich behalte das Gegenstück im Wagen und nehme es jeden Abend mit ins Observatorium. Falls du mich brauchst.«
    »Sagan. Das sieht aber teuer aus.«
    »Nur fünfhundert Dollar.«
    Fast hätte ich es fallen lassen. »Was?«
    »Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag, Emma.«
    Einen Moment war ich sprachlos. »Wow. Noch nie … noch nie in meinem Leben habe ich so etwas Wertvolles geschenkt bekommen. Und ich habe gar nicht Geburtstag. Du musst es zurückbringen.« Ich hielt ihm das Gerät hin, doch er winkte ab.
    »Dann betrachte es als Leihgabe. Mein Vater benutzt die Dinger sowieso nie.«
    »Nein wirklich. Bitte.«
    »Behalte es. Du bist in Schwierigkeiten. Und da du mir nicht sagen willst, was das Problem ist, musst du mich auf andere Art und Weise helfen lassen.«
    »Du vertraust also einer Obdachlosen, die du womöglich nie wiedersiehst?«
    »Nein, ich vertraue dir.«
    Ich spürte Tränen in den Augen.
    »Und hier ist das Ladegerät«, sagte er und legte es in meine andere Hand. »Du bekommst doch irgendwoher Strom?«
    »Ähm, ja. Aber …«
    »Du willst mir nicht sagen, wo du lebst. Und du willst mir nicht sagen, wer oder was hinter dir her ist. Das macht mich wahnsinnig. Bitte lass mich wenigstens etwas tun. Das musst du zulassen.«
    Ich tupfte mir mit dem Daumen eine Träne ab.
    »Fertig?«, erkundigte sich Sagan und fegte die Krümel vom Tisch. »Komm, ich will dir noch etwas zeigen.«
    »Aber …«
    »Wir bleiben auf dem Gelände.«
    Wir warfen alles in Sagans Jeep und fuhren los. Die hinteren Fenster waren aus Kunststoff und die Sitze steinhart. Doch ich lächelte die ganze Zeit, so gut fühlte es sich an, endlich mal wieder in einem Auto zu sitzen. So normal.
    Erster Halt: fünf rostige Raketen, die mich

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