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Verleumdet: Ein Henning-Juul-Roman (German Edition)

Verleumdet: Ein Henning-Juul-Roman (German Edition)

Titel: Verleumdet: Ein Henning-Juul-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Enger
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Brücke nahe der Osloer Börse gefunden. Tot. Überdosis. Doch statt sich in Trauer zu vergraben, schmiedete Hagen einen Plan, tauchte ins Drogenmilieu ein und redete, mit wem er reden musste, ungeachtet der Gefahren, in die er sich begab. Er wollte einfach nur herausfinden, wer Lise Merethe die tödliche Dosis verkauft hatte.
    Der Dealer war in dem großen Teich nur ein kleiner Fisch, aber Hagen erkannte, dass er einen siebten Sinn für Ermittlungen hatte, womit der Kurs für sein zukünftiges Leben abgesteckt war.
    Noch heute, Jahre später, beneidet Bjarne ihn um den Elan und die Kraft, ganz so als versuche Hagen noch immer, seine Schwester zu retten.
    Bjarnes Beweggründe waren bei Weitem nicht so edel. Er fand es einfach nur cool, Polizist zu sein. Die Uniformen und die Möglichkeit, mit dem Auto herumzurasen, ohne dabei den Führerschein zu verlieren. Und natürlich ging es ihm auch darum, Frauen aufzureißen. Das war damals das wichtigste Thema.
    Er treibt noch heute Sport, weiß, dass er gut aussieht, und verfügt natürlich immer noch über Uniform, Handschellen und Schießeisen – drei Attribute, die nie fehl am Platz sind, wenn man auf die Jagd geht. Eine Jagd, die im Fall Ella Sandland bisher noch ergebnislos geblieben ist.
    Sie stellt sich neben ihn, während Emil Hagen sich eine Portion Snus unter die Oberlippe schiebt. »Die Rechtsmedizin sagt, dass das Opfer gestern irgendwann zwischen 15 und 18 Uhr ermordet wurde«, nuschelt er. »Ich habe die Besucherlisten durchgesehen und alle ausgeschlossen, die vor 15 Uhr schon wieder weg waren. Es bleiben gut zwanzig Leute.«
    »So viele?«, entgegnet Bjarne.
    »Ja, das Heim ist groß. Wenn wir all diejenigen hinzunehmen, die zu der entsprechenden Zeit im Haus gearbeitet haben, sind wir schnell bei sechzig, siebzig Personen. Aber ich habe eine Art Rangfolge aufgestellt.« Hagen reicht Bjarne ein Blatt Papier. »Die fett gedruckten waren zur entsprechenden Zeit oben auf Station 4.«
    Bjarne studiert die Liste und erkennt die Namen einiger Personen wieder, mit denen er tags zuvor gesprochen hat.
    Fridtjof Holby
    Astrid Solberg
    Carl-Severin Lorentzen
    Per Espen Feydt
    Reidun Ruud
    Maria Reymert
    Markus Gjerløw – E
    Unni Kristine Fagereng – E
    Remi Gulliksen – E
    Petra Jørgensen – E
    Dorthe Arentz – E
    Ivar Lorentz Løkkeberg
    Knut Bergstrøm
    Signe Marie Godske
    Trond Monsen
    Janne Næss
    Danijela Kaosar
    Per-Aslak Rønneberg
    Egil Skarra
    Ole Edvald Åmås
    Mette Yvonne Smith
    Kristin Tømmerås
    Thea Marie Krogh-Sørensen
    »Was bedeutet das E hinter den Namen? Sind das ehrenamtliche Helfer?«, fragt Bjarne.
    »Ja.«
    »Es haben sich aber bestimmt nicht alle eingetragen, die hier zu Besuch waren«, gibt Ella Sandland zu bedenken. »Besonders diejenigen, die regelmäßig hier sind.«
    Bjarne nickt.
    »Außerdem kann man leicht von einer Etage auf die nächste kommen. Es gibt sowohl Aufzüge als auch diverse Treppenaufgänge«, fährt Hagen fort. »Aber fangen wir mit denen an, die zur entsprechenden Zeit hier oben auf der Station waren.«
    »Gibt es eine eigene Liste für die Angestellten?«
    Hagen nickt. »Und eine Patientenliste, natürlich.«
    »Okay«, antwortet Bjarne. Er sieht eine endlose Reihe von Verhören vor sich. »Sonst noch irgendetwas Interessantes?«
    »Vielleicht«, sagt Hagen und verlagert das Gewicht von einem Bein aufs andere. »Eine Putzfrau hat mir erzählt, dass sie gestern Nachmittag hier oben einen Streit mitbekommen hat. Sie weiß nicht, ob es Patienten oder Angehörige waren, aber sie meint, dass da einige Türen geknallt haben. Und es war auf dieser Seite des Flurs.« Hagen geht einen Schritt auf das Schwesternzimmer zu und deutet den Flur entlang, in dem auch Erna Pedersens Zimmer liegt. »Einen genauen Zeitpunkt konnte sie uns nicht angeben, aber es ist am Nachmittag gewesen, da war sie sich sicher. Keiner der anderen, mit denen wir bis jetzt gesprochen haben, hat etwas gesehen oder gehört.« Er fährt sich mit der Zunge über die Oberlippe.
    »Was bedeuten könnte, dass der Täter den meisten hier drinnen bekannt ist.«
    »Dass er hier arbeitet, meinst du?«
    »Zum Beispiel. Wenn du irgendwo vorbeigehst, an irgendeiner Sache, die du tagaus, tagein vor Augen hast, siehst du es nicht mehr wirklich. Das kennst du doch sicher auch. Nimm zum Beispiel den Wasserspender, der bei uns im Büro steht. Kannst du mir sagen, ob der Behälter heute früh halb oder nur ein Viertel voll war?«
    Hagen denkt einen Augenblick nach,

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