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Verleumdet: Ein Henning-Juul-Roman (German Edition)

Verleumdet: Ein Henning-Juul-Roman (German Edition)

Titel: Verleumdet: Ein Henning-Juul-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Enger
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trainieren Sie?«, fragt Bjarne.
    »Äh … in Sveins Gym«, antwortet Nielsen.
    »Dürfen wir kurz reinkommen?«, fragt Sandland.
    Nielsen sieht sie an. »Können wir nicht hier reden? Es sieht ziemlich übel bei mir aus, und ich … ich …«
    »Wir würden gerne in Ihre Wohnung gehen«, sagt Bjarne bestimmt und lässt keinen Raum für weitere Ausflüchte.
    »Na dann.« Nielsen nickt und geht voraus, hält ihnen die Tür auf und kickt ein paar Schuhe aus dem Weg, um sie in den engen Flur zu lassen. Die Haken an den Wänden hängen voller Jacken und Mäntel, zwischen denen ein einzelner Schirm herausragt. Sie drücken sich an einem zerbrochenen Spiegel und an einer weißen Kommode mit drei Schubladen vorbei, von der einer der Griffe lose herabhängt.
    Dann kommen sie ins Wohnzimmer. Auf dem Schreibtisch steht ein Laptop mit aufgeklapptem Bildschirm. Auf einem Teller daneben liegt eine angebissene Scheibe Brot. Ein halb volles Glas Milch rundet das Arrangement ab. An den Wänden hängen große gerahmte Fotos: Snowboardfahrer an weißen Berghängen. Ein bis zur Hüfte in einem Fluss stehender Angler. Ein paar kleinere Nahaufnahmen von Blumen in kräftigen Farben.
    »Wir möchten uns mit Ihnen über Caroline unterhalten«, sagt Bjarne und setzt sich. Die abgewetzten Sofakissen unter ihm geben nach, er sinkt tief ein.
    Nielsen sieht ihn mit großen Augen an, bevor er sichtlich zusammensackt. »Natürlich.« Er schlägt den Blick nieder. »Ich hätte wissen müssen, dass Sie das herausfinden.« Er seufzt schwer und ballt die Hände zu Fäusten.
    »Sie haben Ihrer Chefin nichts von Ihrer Vorstrafe gesagt?«
    Nielsen sieht zu Sandland. »Glauben Sie wirklich, ich hätte den Job dann noch gekriegt? Ich war blank, und ich …« Er schüttelt den Kopf. Die Polizisten geben ihm Zeit. Dann hebt er wieder den Blick. »Aber ich habe nichts mit dem zu tun, was Erna Pedersen passiert ist«, sagt er. »Ehrenwort.«
    »Kannten Sie sie gut?«
    »Nein«, sagt er schnell. »Also, nur über die Arbeit, wenn Sie das meinen …«
    »Das meine ich.«
    »Nein«, wiederholt Nielsen. »Absolut nicht.«
    Bjarne nickt langsam. »Hatten Sie gestern Dienst?«
    »Äh, nein, also, ich war kurz im Heim, war aber nicht eingeteilt.«
    »Warum waren Sie dann da?«
    »Ich musste was abliefern.«
    Bjarne sieht ihn an und wartet auf eine Fortsetzung, die nicht kommt.
    »Wann waren Sie da?«
    »Irgendwann am Nachmittag. Halb fünf, fünf oder so.«
    Es wird still zwischen ihnen.
    »Sie haben nicht zufällig jemanden in Erna Pedersens Zimmer gehen sehen?«, fragt Bjarne schließlich.
    Nielsen schüttelt den Kopf, ehe er sich mit dem Handrücken die Nase abwischt.
    »Ist Ihnen irgendetwas Ungewöhnliches aufgefallen, als Sie da waren?«
    Nielsen kratzt sich mit dem Zeigefinger an der Nasenwurzel. »Nein, nicht dass ich wüsste.« An seinem Haaransatz färbt der Schweiß die Haare dunkler.
    Sandland sieht sich um. »Warum waren Sie in Geldnot?«, fragt sie.
    Nielsen runzelt die Stirn. »Sind Sie sich darüber im Klaren, was heutzutage eine Zweizimmerwohnung in Oslo kostet? Selbst hier oben?«
    Sandland schüttelt den Kopf.
    »Etwas mehr als zwölf Lappen muss ich jeden Monat aufbringen – ohne Strom und Telefon. Ich bin auf diesen Job angewiesen. Und den verliere ich jetzt womöglich.«
    Nielsen knibbelt an der Nagelhaut seines Daumens, und es beginnt leicht zu bluten. Er streckt die Hände nach einer Klorolle aus, die auf dem Couchtisch steht, eingekeilt zwischen zwei kantigen Steinen.
    »Wie würden Sie Erna Pedersens Verhalten in der letzten Zeit beschreiben?«
    Nielsen denkt einen Moment nach, reißt ein Blatt ab und rollt es um seinen Finger.
    »Tja, schwer zu sagen. Ich kannte sie ja nicht wirklich gut. Ich bin erst seit ein paar Monaten für sie zuständig, und es war nicht so leicht, etwas Vernünftiges aus ihr herauszubringen.«
    »Okay«, sagt Bjarne und steht auf, Sandland macht es ihm nach. »Wir werden uns sicher noch einmal bei Ihnen melden. Und es wäre nett, wenn Sie ans Telefon gehen würden, wenn wir Sie anrufen, damit wir nicht jeden Tag zu Ihnen kommen müssen.«
    »Ja, äh, sorry, ich …«
    »Schon in Ordnung«, sagt Bjarne. »Sie waren beim Training. In Sveins Gym.« Bjarne sieht ihm tief in die Augen.
    »Ja«, sagt Nielsen und lacht abgehackt. »Das war ich.«
    »Danke für das Gespräch«, sagt Sandland und geht als Erste nach draußen.
    Nielsen begleitet sie zur Tür und schlägt sie laut hinter ihnen zu.
    »Niemals war der beim

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