Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Verleumdet: Ein Henning-Juul-Roman (German Edition)

Verleumdet: Ein Henning-Juul-Roman (German Edition)

Titel: Verleumdet: Ein Henning-Juul-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Enger
Vom Netzwerk:
den Ball auf den Boden. »Siehst du die Wand da?«
    Er zeigt auf die meterhohe Wand in der Ecke des Fußballfeldes, die das Stadion vom Seilduken-Kindergarten abschirmt. Und er achtet darauf, den anderen Jungen nicht anzuschauen.
    »Die beste Möglichkeit, Pässe und Annahmen zu üben, ist das Schießen gegen eine Wand. Da hast du einen Mitspieler, der nie den Platz räumt. Pass auf.«
    Henning trifft den Ball genau mit der richtigen Stärke. Der Ball rollt über den Kunstrasen, prallt gegen die Wand und kullert wieder zurück. »Und wenn der Ball zurückkommt, versuchst du, ihn zu stoppen. Dein Bein darf dabei nicht durchgestreckt sein, sonst springt dir der Ball vom Fuß, und dann ist es viel schwieriger, ihn unter Kontrolle zu bekommen. Verstanden?«
    Henning tritt den Ball wieder gegen die Wand, stoppt den Ball und schießt wieder. »Versuch du es mal.«
    Adil zögert noch. Dann nimmt er einen Schritt Anlauf und tritt zu, aber er muss ein Stück zur Seite laufen, um den Ball zu stoppen. Er springt ihm vom Fuß, wie er es auch sonst immer getan hat.
    Er sieht zu Henning.
    »Okay, schon nicht schlecht. Aber du hast auch gesehen, was passiert, wenn du deinem Mitspieler nicht präzise zupasst, nicht wahr? Er muss sich dann zur Seite bewegen, wodurch es schwerer wird, den Ball zu kontrollieren. Versuch es noch einmal. Und denk dran, dass dein Fuß die Geschwindigkeit des Balles bremsen soll. Dein Fuß ist keine Wand. Komm schon, probier es noch einmal.«
    Adil legt sich den Ball zurecht, trifft die Wand und muss sich dieses Mal auch nicht bewegen. Er versucht, den Fuß auszustrecken, aber das Resultat ist das gleiche. Der Ball springt ihm vom Fuß.
    »Übertreib die Bewegung am Anfang ruhig ein bisschen, damit du verstehst, wie der Ball sich verhält. Und versuch, dein Bein locker zu lassen, wenn der Ball auf dich zukommt.«
    Henning zeigt es ihm noch einmal, ehe wieder Adil an der Reihe ist. Dieses Mal springt ihm der Ball nicht halb so weit vom Fuß.
    »Super!«, ruft Henning etwas lauter als geplant. »Gut gemacht! Und jetzt probierst du es noch mal. Und bist dabei noch lockerer im Bein.«
    Adil tritt den Ball ein weiteres Mal gegen die Wand. Streckt den Fuß aus und stoppt ihn, sodass er ruhig vor seinem Fuß liegen bleibt.
    Henning sagt nichts. Er wartet darauf, dass Adil ihn ansieht.
    »Ich glaube, so gut kriegt das nicht mal Wayne Rooney hin.«
    Ein Lächeln blitzt in Adils Gesicht auf.
    »Und jetzt kommt es einfach nur darauf an, das immer wieder zu üben, bis du es im Schlaf kannst.«
    Adil lächelt noch immer. Henning geht zu ihm und wuschelt ihm durch die Haare. »Das hast du wirklich gut gemacht.«
    Adil sagt nichts, sieht Henning dieses Mal aber richtig an. Henning sieht zu dem blonden Jungen hinüber.
    »Und was ist mit dir? Hast du Lust, es auch mal zu probieren?«
    33
    Henning zeigt ihnen nicht nur, wie man Pässe an die Wand spielt, sondern auch noch viele andere Tricks, damit sie ihre Technik verbessern können. Schließlich stehen sie im Dreieck und passen den Ball mit dem Spann zwischen sich hin und her. Henning merkt, dass sie annehmen, was er ihnen sagt.
    Nach etwa einer Stunde sagt Henning, dass er eine Pause braucht. Adil und sein Freund setzen sich zu ihm. Auf ihrer Stirn steht Schweiß.
    »Übt euer Trainer nie so etwas mit euch?«, fragt Henning.
    Die Jungs schütteln den Kopf.
    »Niemand wird besser, wenn man ihn nur anschreit«, sagt Henning. »Meint ihr nicht auch?«
    Die Jungs nicken.
    Henning lehnt sich zurück und stützt sich auf die Ellenbogen. Es ist lange her, dass er Fußball gespielt hat. Früher ist er oft mit Jonas hierhergekommen, sonntagvormittags, wenn sie den ganzen Platz für sich hatten. Jonas stand im Tor, schoss Elfmeter, übte mit beiden Füßen Innenspannpässe. Wenn er gedurft hätte, hätte er den ganzen Tag nichts anderes getan, nicht einmal gegessen.
    Henning sieht Ulrik an. Der blonde Junge erinnert ihn ein bisschen an Jonas. Die Haut, die Haarfarbe. Aber wo Jonas ein kleines Dynamitfass war, das ziemlich oft explodierte, ist Ulrik eher introvertiert, ein Denker, der nicht viel sagt. Jonas hat unentwegt geplappert. Einem Löcher in den Bauch gefragt.
    »Wisst ihr, was mir vor ein paar Tagen passiert ist?«, sagt Henning und wartet mit der Fortsetzung, bis er sieht, dass ihm ihre Aufmerksamkeit sicher ist. »Ich habe gesehen, wie auf dem Markveien ein Vogel angefahren wurde. Er war nicht tot, das Auto hat ihn mit der Seite gestreift, sodass er vor die

Weitere Kostenlose Bücher