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Verleumdet: Ein Henning-Juul-Roman (German Edition)

Verleumdet: Ein Henning-Juul-Roman (German Edition)

Titel: Verleumdet: Ein Henning-Juul-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Enger
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Antwort. »Ja, das haben sie.«
    »Und? Haben Sie einen Verdacht?«
    Lange Pause. Henning setzt ihn nicht unter Druck.
    »Nein. Aber ich habe natürlich Angst, dass es dieser Jemand auch auf mich abgesehen haben könnte.«
    Henning richtet sich auf. »Wie meinen Sie das?«
    »Ich denke an das Bild, das in ihrem Zimmer hing und zerschmettert worden ist.«
    Henning unterbricht ihn nicht, lässt Pedersen einfach erzählen. Als er fertig ist, läuft Henning ein Schauder über den Rücken.
    »Haben Sie denn Feinde? Jemand, vor dem Sie Angst haben sollten?«
    »Nein, und das habe ich der Polizei auch gesagt.«
    »Okay.«
    Im selben Augenblick sieht Henning noch einen Jungen in Richtung Platz laufen. An der Hand seiner Mutter. Und mit einem Mal weiß Henning, wer der Vater des Jungen ist.
    »Danke, dass Sie so offen zu mir waren, Herr Pedersen. Ich weiß das wirklich zu schätzen.« Henning steht auf und sieht wieder zu dem Jungen hinüber.
    »Keine Ursache. Und? Werden Sie etwas über meine Mutter schreiben?«
    Henning denkt einen Augenblick nach. »Ich hab es vor, ja. Aber im Moment weiß ich noch nicht, was das für eine Geschichte werden wird.«
    31
    Der Besprechungsraum ist voll besetzt. Sämtliche Kommissare und Ermittler sind zusammengekommen. Wie gewöhnlich ist die Aufmerksamkeit auf das Ende des Sitzungstisches gerichtet, wo Ermittlungsleiter Arild Gjerstad noch einmal die Fakten und den aktuellsten Kenntnisstand des Falls durchgeht.
    »Wie weit sind Sie mit den Verhören im Altersheim?«, fragt er.
    Emil Hagen räuspert sich. »Wir sind noch nicht ganz durch.«
    »Hat sich jemand als besonders interessant herausgestellt?«
    Hagen schüttelt den Kopf. »Viele haben einander Alibis gegeben, und die meisten behaupten, nichts gesehen zu haben.«
    Gjerstad nickt. »Die Kriminaltechnik hat die Partikel analysiert, die wir auf Erna Pedersens Kleidung gefunden haben«, sagt er dann und fährt sich mit Daumen und Zeigefinger über seinen Bart. »Es handelt sich um winzige Steinfragmente, vermutlich von der zweiten Waffe, die wir noch nicht gefunden haben.«
    »Mit der die Stricknadeln in ihre Augen geschlagen worden sind?«, fragt Ella Sandland.
    Gjerstad nickt wieder. »An einem der Fragmente hing noch etwas Wolle. Wolle mit einem winzigen Rest Leim.«
    »Wolle?«, fragt Emil Hagen ungläubig und leckt sich die Oberlippe.
    »Stein, Wolle und Leim«, wiederholt Gjerstad und sieht in die Runde. »Was ergibt das?«
    Die anderen Beamten sehen sich an.
    »Haare«, sagt Sandland.
    Verwirrte Blicke.
    »Habt ihr nie Steintrolle gebastelt?«
    »Nein.« Hagen schnaubt.
    »Du nimmst zwei Steine«, erklärt Sandland, »leimst sie zusammen und beklebst sie mit Haaren aus Stroh oder Wolle. Dann malst du Augen, Nase und Mund darauf. Das ist ziemlich verbreitet in Kindergärten und Schulen.«
    »Genau das hat Ann-Mari Sara auch vermutet«, sagt Gjerstad. »Also suchen wir vermutlich nach einem Steintroll, der ein paar Haare verloren hat und jetzt die Kerben von Stricknadeln trägt.«
    Hagen schüttelt den Kopf. »Werden in Pflegeheimen denn auch Steintrolle gebastelt?«
    »Es ist sicher nicht ungewöhnlich, dass die Bewohner irgendwelche Handarbeiten machen – wenn ihnen danach ist. Ich habe aber mit einem der Pfleger auf der Station über die Beschäftigungsangebote gesprochen, und da findet nicht viel statt.«
    »Und wie ist der Steintroll dann dort gelandet?«, fragt Pia Nøkleby.
    Bjarne räuspert sich. Er sieht Sandland an. »Daniel Nielsen hatte so ein Teil zu Hause auf dem Tisch stehen, als wir heute früh bei ihm waren. Ich habe natürlich nicht darauf geachtet, ob er irgendwelche Kerben hatte. Ich glaube aber nicht, dass er so dumm ist, die Tatwaffe auf seinem Wohnzimmertisch stehen zu lassen. Direkt neben einer Klopapierrolle.«
    »Vielleicht gehört er ja zu denen, die sich an so etwas aufgeilen?«, schlägt Hagen vor.
    »Aufgeilen?«, fragt Sandland zurück.
    »Der Kerl wohnt allein. Mordwaffe, Klopapier.«
    Sandland sieht nicht so aus, als würde sie ihn verstehen.
    Hagen seufzt resigniert. »Vielleicht hat er dagesessen und auf seine Mordwaffe gestarrt und ist dabei so geil geworden, dass es ihm gekommen ist, und die Klorolle hat er dann gebraucht, um die Schweinerei wieder wegzumachen.«
    »Ich wollte nur checken, ob du dich wirklich traust, das zu sagen«, kontert Sandland mit hochgezogener Augenbraue.
    »Vielleicht ist der Steintroll auch von dem kleinen Jungen«, wirft Bjarne ein. »Laut Aussage des Vaters war er

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