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Verleumdet: Ein Henning-Juul-Roman (German Edition)

Verleumdet: Ein Henning-Juul-Roman (German Edition)

Titel: Verleumdet: Ein Henning-Juul-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Enger
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als Erna Pedersen ermordet wurde, und dass er gestern Nachmittag Daniel Nielsen zum Holmenkollen gefahren hat. Den Grund dafür kennen wir nicht. Aber wir können annehmen, dass sie mehr sind als nur Kollegen. Es kann sein, dass sie sich gegenseitig schützen.«
    »Aber Sunds Sohn war an diesem Nachmittag doch auch im Heim«, wendet Sandland ein. »Du glaubst doch nicht, dass Sund einen bestialischen Mord begehen würde, während sein Sohn um die Ecke spielt?«
    »Pssst, ich bin mitten in einer Schlussfolgerung. Da wäre – drittens – noch Pernille Thorbjørnsen«, sagt Bjarne, aber die Gedankenreihe, die ihm eben noch so klar erschienen ist, hat sich plötzlich verflüchtigt.
    »Was ist mit ihr?«
    »Ich weiß es nicht«, gesteht Bjarne. »Aber es war ihr Auto, mit dem Sund und Nielsen gestern zum Holmenkollen gefahren sind.«
    »Das ist ja an sich nicht verboten.«
    »Nein, aber ich denke an eine andere Sache: Welche Versuchungen bieten sich einem Hilfspfleger in einem Pflegeheim?«
    Sandland hebt den Blick. »Geld jedenfalls nicht.«
    »Und wie ist es mit Medikamenten?«
    Sie denkt einen Moment nach.
    »Die Heimleiterin hat gesagt, dass Medikamente verschwunden sind.«
    »Das ist sicher nicht ungewöhnlich, Bjarne.«
    »Nein, vielleicht nicht, aber rezeptpflichtige Medikamente haben einen gewissen Straßenwert, egal ob in Sinsen oder am Holmenkollen. Und Daniel Nielsen hat selbst zugegeben, in Geldnot gewesen zu sein.«
    Die Erde am Birkelunden bebt unter ihnen. Drei Straßenbahnen fahren gleichzeitig an der Haltestelle vor. Eine endlose Reihe von Menschen steigt aus und ein.
    »Und was hat das alles mit Erna Pedersen zu tun?«, fragt Sandland, während Bjarne sich auf dem Zebrastreifen zwischen zwei Autos hindurchschiebt. »Meinst du, sie könnte gesehen haben, wie sie Medikamente entwendet haben?«
    Bjarne antwortet nicht gleich. »Keine Ahnung«, sagt er dann und gibt Gas. »Aber wir sollten der Sache auf alle Fälle nachgehen. Es muss einen Grund dafür geben, warum Pernille Thorbjørnsen Erna Pedersens Stricknadeln in den Fingern hatte.«
    41
    Die Punkte sind nicht so blau, wie sie sie in Erinnerung hat. Eigentlich erinnert sie sich gar nicht mehr richtig an den Küstenpfad, nur dass sie ihn oft entlanggegangen sind. Es waren immer schöne Ausflüge. Kakao und Käsebrote, hin und wieder auch eine Tafel Milchschokolade. Eine Plastikflasche mit Saft.
    Sie hat die Leibwächter über ihren kleinen Marsch informiert, bevor sie ein kleines Picknick in einen Rucksack gepackt hat, der im gelben Zimmer lag. Nachdem sie ihnen gesagt hat, was sie vorhat, haben sie darauf bestanden, sie in die Mitte zu nehmen und vor ihr den Weg zu überwachen, um sie zu warnen, falls ihnen jemand entgegenkommt. Wenn sie vermeiden wolle, dass irgendjemand erfährt, wo sie sich aufhält, sei das notwendig. Ganz zu schweigen vom Sicherheitsaspekt, den sie natürlich akzeptiert hat. Trotzdem hat sie verlangt, dass sie einen Mindestabstand einhalten.
    Nach anderthalb Stunden Fußmarsch in leichtem Nieselregen klingelt ihr Telefon. Sie nimmt es aus der Tasche ihrer Allwetterjacke und bleibt auf einem glatt geschliffenen Felsen stehen. »Hallo, Katarina, ich hab mich schon gefragt, wann du dich meldest.«
    »Es gab heute früh jede Menge zu tun. Hast du die Schlagzeilen gelesen?«
    »Nein.«
    »Es ist …«
    Trines Kommunikationschefin seufzt, ehe sie von der Pressemitteilung erzählt, die am Vorabend alle in Aufruhr versetzt hat.
    »Das ist nicht dein Ernst«, sagt Trine.
    »Leider doch. Die Ministerialdirektorin war heute Morgen bei mir und wollte wissen, was zum Teufel du eigentlich tust. Du würdest sie komplett aushebeln, wie sie meinte.«
    Trine schließt die Augen. Diese verbitterte, inkompetente Ziege.
    »Ich weiß nicht, wie lange wir mit unserem Schweigen noch durchkommen, Trine. Das Geschrei nach Information wird zunehmend lauter. Politisch hält Ullevik dem Druck sicher noch eine Weile stand, aber …«
    »Was ist mit dem Büro des Ministerpräsidenten? Haben die irgendwas gesagt?«
    »Der Informationschef hat mich heute Morgen angerufen und nach unserer Strategie gefragt. Ich habe ihn vertröstet. Ich hab gesagt, ich rufe ihn zurück. Aber das ist jetzt schon eine Weile her.«
    Trine schlägt die Augen wieder auf und schaut über die bewegte Wasseroberfläche.
    »Wo steckst du überhaupt?«, fragt Katarina.
    »Ich mache eine Wanderung, um den Kopf ein bisschen frei zu kriegen.«
    »Gute Idee. Ich will dich auch wirklich nicht

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