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Verleumdet: Ein Henning-Juul-Roman (German Edition)

Verleumdet: Ein Henning-Juul-Roman (German Edition)

Titel: Verleumdet: Ein Henning-Juul-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Enger
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müssen wir reden«, sagt Gjerstad. »Noch heute.«
    »Ich kann mich darum kümmern«, erwidert Bjarne.
    »Gut.«
    Stang fährt sich mit der Hand über den muskulösen, braunen Oberarm, ehe er fortfährt: »Das Opfer hat in Oslo studiert und war auf diversen Datingseiten aktiv, unter anderem auf match.com und sukker.no . Wir stellen eine Liste der Leute zusammen, mit denen sie Kontakt hatte, und checken, ob da irgendwas Auffälliges dabei ist. Ich bin mir allerdings unsicher, ob wir diese Spur priorisieren sollten, da das Opfer vollkommen bekleidet aufgefunden wurde. Ich meine, es gab keine Hinweise auf ein sexuelles Tatmotiv.«
    »Überprüf es trotzdem«, sagt Gjerstad.
    Stang nickt.
    »Apropos Freunde: Sie hatte mehr als 1800 Facebook-Freunde. Allein in den letzten zwei Tagen hat sie mehr Statusänderungen geschrieben als ich in einem ganzen Jahr.«
    »Vielleicht wusste der Täter daher, dass sie vor zwei Wochen nicht zu Hause war«, sagt Bjarne, »und er einbrechen konnte.«
    »Damit wäre der Kreis der Verdächtigen ja deutlich eingeschränkt«, sagt Sandland, und ihre Stimme trieft vor Sarkasmus.
    Stang legt seinen Notizblock weg. Es wird still am Tisch.
    Bjarne nimmt den Kugelschreiber, der vor ihm liegt, und klickt die Mine in schnellem Rhythmus ein und aus. »Ich habe mir etwas überlegt und wüsste gern eure Meinung dazu«, sagt er schließlich. »Am Sonntag wurde die dreiundachtzigjährige Erna Pedersen umgebracht. Sie wurde erwürgt, und in ihren Augen steckten Stricknadeln. Überdies hat der Täter ein Bild zerschlagen und ein anderes mitgenommen, das noch nicht lange bei ihr an der Wand gehangen hat. Keiner von denen, mit denen wir im Heim gesprochen haben, weiß, wie dieses Bild dorthin gekommen ist. Es ist also nicht unwahrscheinlich, dass der Täter selbst das Bild aufgehängt hat. Das würde auch bedeuten, dass er früher schon einmal dort war und das Opfer irgendwoher kannte.« Bjarne macht eine kurze Pause, um sich zu vergewissern, dass alle ihm zuhören. »Heute wurde Johanne Klingenberg tot in ihrer Wohnung aufgefunden. Auch sie wurde erwürgt, und auch an ihrer Wand wurde ein Bild zerschlagen. Die Vermutung, dass sie von derselben Person erwürgt wurde, die auch vor zwei Wochen den Einbruch begangen hat, liegt nahe.«
    »Und du meinst, dass es einen Zusammenhang zwischen den beiden Morden gibt?«, fragt Gjerstad.
    Bjarne macht eine kurze Pause. »Ich meine, dass bestimmte Dinge darauf hindeuten, ja. Sieht man mal davon ab, dass beide Opfer erwürgt wurden, scheint der Täter in beiden Fällen ein ganz besonderes Verhältnis zu Bildern oder Fotografien zu haben. Sie bedeuten etwas für ihn und scheinen in seinem Inneren eine unbändige Wut auszulösen. Und diesen Punkt habe ich bei all den anderen Mordfällen der letzten Jahre so noch nicht gesehen.«
    »Es kann aber auch Zufall sein«, wirft Pia Nøkleby ein. »Ich meine die Bilder. Im Eifer des Gefechts kann so etwas passieren.«
    Bjarne will weiter argumentieren, aber Ella Sandland blickt von ihren Unterlagen auf und kommt ihm zuvor. »Es gibt noch eine weitere Übereinstimmung. Beide Opfer stammten aus Jessheim.«
    Es wird still im Raum. Bjarne lässt seinen Blick von einem zum anderen gleiten und erkennt, dass seine Theorie Interesse zu wecken beginnt.
    »Das muss nicht unbedingt etwas zu bedeuten haben«, sagt Nøkleby. »Viele gebürtige Jessheimer sind nach Oslo gezogen. Schließlich ist das gerade mal fünfzig Kilometer entfernt.«
    »Vierzig«, sagt Bjarne. »Aber bei drei derartigen Übereinstimmungen müssen wir überprüfen, ob es einen Zusammenhang zwischen den Fällen geben kann.«
    Bjarne sieht zu Hagen und Sandland, die ihm anerkennend zunicken.
    »Und es gibt noch eine weitere Sache, die ich auffällig finde. In beiden Fällen wirkt es so, als hätte der Täter sich vorbereitet.«
    »Wie kommst du darauf?«, fragt Emil Hagen.
    »Warum bricht man bei einem Menschen ein, der nicht zu Hause ist, wenn man nicht die Absicht hat, irgendetwas mitgehen zu lassen?« Bjarne sieht in die Runde, bekommt aber keine Antwort. »Um Recherchen zu betreiben«, fährt er fort. »Er hat seine Tat vorbereitet. Er muss auch in Erna Pedersens Zimmer gewesen sein, mindestens ein Mal, bevor er sie ermordet hat – zumindest wenn wir davon ausgehen, dass er es war, der das verschwundene Bild dort aufgehängt hat. Was Johanne Klingenberg angeht, so denke ich, dass der Täter ihre Wohnung ausspioniert hat, um seine Möglichkeiten und Grenzen darin

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