Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Verleumdung

Verleumdung

Titel: Verleumdung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Vad Bruun , Benni Boedker
Vom Netzwerk:
Hecke.
    »Verdammt«, murmelte er.
    Er tastete nach seiner Pistole, und es dauerte einen Moment, bis er sie aus seinem Hosenbund gezerrt hatte. Dann ging er hinter dem Schuppen in Deckung.
    »Legen Sie Ihre Waffe weg. Ich komme gleich zu Ihnen, um mit Ihnen zu reden.«
    Keine Antwort.
    »Bleib, wo du bist«, drang es schließlich aus dem Haus. »Ich schieße!«
    Thor sah auf seine Pistole. Im Grunde genommen war sie ihm in dieser Situation keine große Hilfe. Laut Dienstvorschrift sollte man immer erst einen Warnschuss abgeben, aber er wusste genau, dass nichts eine angespannte Situation so sehr eskalieren lassen konnte wie ein Schuss. Außerdem lag es in der Natur des Schusses, dass er sich nicht in Luft auflöste, ganz gleich, ob er auf eine Person oder in den Himmel gefeuert wurde. Ein Projektil findet immer ein Ziel – schlimmstenfalls mit fatalen Konsequenzen.
    »Sind Sie allein?«, rief er dann. »Es ist noch nicht zu spät, Uffe. Legen Sie die Waffe weg! Sind Sie allein?«
    46
     
    S ein Instinkt ließ ihn nur selten im Stich, und das war auch diesmal so.
    Kevin Love hatte sich gerade heruntergebeugt, um einen Fleck von seinem linken Schuh zu entfernen, als ihm das Pling des Aufzugs verriet, dass er in der richtigen Etage angekommen war. Als sich die Tür öffnete, war er noch dabei, seine Schuhspitzen einer kritischen Betrachtung zu unterziehen. Eigentlich müssten sie noch ein gutes Jahr taugen, aber er konnte seinem Schuhmacher in der St. James’s Street genauso gut gleich eine Nachricht schicken. Er kannte seine Maße seit mehr als zehn Jahren und konnte im Laufe weniger Wochen ein Paar Schuhe von einer Qualität herstellen, die eigentlich unbezahlbar war – und natürlich musste man sich dieses Handwerk etwas kosten lassen. Doch John Lobb hatte auch alles Recht dazu, solche Preise zu verlangen, da sein Name seit 1849 für die höchste Schuhmacherkunst stand. Seine Schuhe zogen Politiker und Schauspieler von überall her an, und Kevin Love scherzte gern damit, dass er denselben Schuhmacher hatte wie James Bond.
    Er blieb im Aufzug stehen und starrte auf den Hotelgang vor sich. Er war sich unsicher, was er gerade wahrgenommen hatte. Nichts von dem, was er sah, unterschied sich von den anderen Malen, als er den Aufzug hinauf zu seinem Zimmer im dritten Stock des D’Angleterre genommen hatte. Die Türen glitten wieder zu, und er drückte auf den Knopf, um sie wieder zu öffnen und für einen weiteren Moment die Umgebung zu beobachten. Der Flur lag verlassen da, es war nichts zu hören und niemand zu sehen, abgesehen von einer ungeöffneten Flasche Champagner vor einem Zimmer. Vermutlich war sie in einem romantischen Anflug von einem Paar bestellt worden, das inzwischen zu einer konkreteren Form der Liebe übergegangen war.
    Dann trat er endlich aus dem Lift und hörte, wie sich die Türen hinter ihm schlossen. Erst da fiel ihm auf, dass tatsächlich etwas nicht stimmte. Dass sein Instinkt zu Recht von etwas alarmiert worden war. Einem gedämpften Atem.
    Doch da war es bereits zu spät.
    »Bloody hell!«
    Er fluchte, als er umgestoßen wurde und mit dem Kinn zuerst auf dem Teppichboden aufschlug. Direkt vor seinem Auge konnte er den Schriftzug »Pol Roger 1999« lesen und begriff, dass das die Champagnerflasche sein musste, die er um Haaresbreite mit der Stirn zertrümmert hätte.
    »Nenn mir einen guten Grund dafür, dass ich dich nicht auf der Stelle umbringe!«
    Es war eine weibliche Stimme, und wenn ihn nicht alles täuschte, gehörte sie Peggy-Lee Wu, auch wenn er sie nur vom Telefon kannte. Dann waren es also ihre Schenkelinnenseiten, die er an seinem Nacken spürte, und ihre schlanken Beine, die seinen Oberkörper energisch zu Boden pressten.
    »Was solltest du davon haben? Ich habe einen Auftrag für dich.«
    »Ich werde nicht mehr für dich arbeiten. Mit dir bin ich fertig. Und du wirst auch bald fertig sein. Und zwar für immer!«
    Er erstarrte kurz, als er spürte, wie eine Pistolenmündung gegen seinen Hinterkopf gedrückt wurde, doch dann entspannte er sich wieder. Er war in seinem Element und zweifelte nicht daran, wie er die Angelegenheit lösen konnte. Er wartete, bis die Pistole ein weiteres Mal bedrohlich gegen seinen Schädel gedrückt wurde. Dann krümmte er seinen Körper zusammen, rollte sich halb herum und packte mit festem Griff Peggy-Lees Hand mit der Pistole.
    Er befand sich nun in derselben Position wie zuvor, nur lag er jetzt auf dem Rücken, hatte somit Peggy-Lees Schritt

Weitere Kostenlose Bücher