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Verlieb dich nie in einen Vargas

Verlieb dich nie in einen Vargas

Titel: Verlieb dich nie in einen Vargas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Ockler
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ein Vargas ist.«
    Sie hatte natürlich recht und die Schuld lastete schwer auf mir. Teufelchen-Jude badete geradezu genüsslich darin. Mom kam nie in den Schuppen – die Kartonstapel stressten sie –, aber früher oder später würde sie Fragen über Emilios Familie stellen, insbesondere wenn sie dachte, wir würden uns anfreunden.
    »Verpetzt du mich jetzt?«
    Mari schüttelte den Kopf, den Mund verzerrt, als sie ihre Zigarette zu Boden warf und austrat. Ich bückte mich, um die Kippe aufzuheben und in die Kaffeedose zu werfen, und in dem Moment stolzierte sie auch schon auf Emilio zu.
    »Also, Emilio Vargas. Erzähl mir was von dir. Von deiner familia .« Sie dehnte dieses letzte Wort, bis es ätzte wie ein tödliches Gift.
    Ein langsamer und schmerzhafter Tod, auf diese Weise würde Mari töten. Ich litt schon jetzt mit ihrem zukünftigen Exmann.
    Emilio fasste die Höhepunkte seines Lebens in einer superkurzen Version für sie zusammen. Als Letztes erzählte er von seiner Arbeit im Duchess und wie er sich den Valentina-Job gesichert hatte. Er musste Mari immer wieder ausweichen, um sich Zugang zum Motorrad zu verschaffen, und war offensichtlich gerade dabei, etwas Wichtiges zu überprüfen, aber Mari ließ sich davon nicht beirren.
    »Wie alt bist du, einundzwanzig?«, fragte sie.
    »Neunzehn«, sagte er.
    Mari fuhr mit dem Finger Valentinas Rückgrat entlang, und ich schwöre, die Maschine erschauerte unter ihrer Berührung. »Bist du überhaupt qualifiziert genug für das hier? Braucht man dazu keine spezielle Ausbildung?«
    »Genau das hier ist die Ausbildung.« Er sah sie die ganze Zeit über nicht an, er fuhr nur mit einem weichen Tuch über die Stellen, an denen Mari die Maschine berührt hatte.
    »Bekommt man von einem Vertragshändler nicht weitaus mehr Expertenwissen geboten?«, fragte Mari. »Mir sind hier in der Gegend die vielen Touristen mit ihren dicken fetten Harleys aufgefallen.«
    Emilio sah zu mir hoch und hob die Augenbrauen, als wollte er mir zu verstehen geben: Schaff mir endlich diese loca vom Hals. Aber als ich nur hilflos mit den Schultern zuckte, gab er schließlich auf und kam hinter dem Motorrad hervor. Er rieb sich die Finger an einem alten Kopftuch aus der Werkzeugkiste ab, aber sie waren dauerhaft mit Ölflecken tätowiert, Zeugnis dessen, was er am meisten liebte.
    »Duke ist ein anständiger Kerl«, sagte er. »Er schanzt uns Extraarbeit wie die hier zu und behält nicht allzu viel davon für sich. Ich brauche sämtliche Kohle, die ich kriegen kann.«
    »College?«, fragte Mari.
    »Motorradtour. Sobald ich hier fertig bin, geht’s als Erstes zum Grand Canyon.«
    »Mit deiner Freundin hier?«, fragte Mari.
    »Ich bin nicht seine Freundin. Und ich fahre mit Zoe«, sagte ich patzig. »In den Sand-Dunes-Nationalpark.«
    Emilio fing meinen Blick auf und lächelte. »Die Straße ist sowieso nicht der richtige Ort für eine Freundin. Vielleicht komm ich gar nicht zurück. Ich fahre einfach so lange, bis mir der Sprit ausgeht, und sehe, wo es mich hin verschlägt.«
    Er zwinkerte mir zu, und bevor ich ihm die passende Antwort geben konnte, machte er einen Schritt auf mich zu und strich mir die Haare aus der Stirn, fuhr mit dem Finger meine Augenbraue nach. Es war eine so beiläufige Geste, vertraut und intim zugleich. Meine Wangen brannten, als hätte er mich in die Arme gezogen und leidenschaftlich geküsst.
    Ich schlug seine Hand weg.
    Emilio beugte sich zu Mari und formte mit der Hand einen Trichter, als wolle er ihr etwas zuflüstern. »Sie spielt die Unnahbare, aber ich weiß genau, wie dieses Mädchen tickt.«
    »Machst du Witze? Hör auf!« Ich verpasste ihm einen halbherzigen Schubser und er stolperte rückwärts.
    »Ein Streit unter Liebenden! Viel Spaß noch dabei«, sagte Mari. »Ich werde mal nach Papi sehen.«
    »Wir streiten nicht«, widersprach ich.
    Emilio wand seine Finger in meine Haare, direkt über dem Nacken, und lehnte sich näher zu mir. Sein Atem kitzelte mein Ohr, federleicht und sengend, gleichermaßen wohltuend und gefährlich. »Heißt das, wir sind Liebende?«
    Emilio hatte – wahrscheinlich genau wie seine Brüder – die Art Stimme, die wie geschaffen dafür war, einem Mädchen eine Gänsehaut zu bescheren, und Stunden später hingen se ine neckenden Worte immer noch in der Luft. Selbst nachdem er die Werkzeuge weggeräumt und sich verabschiedet hatte, klangen sie noch nach. Ihr Echo hallte in mir wider, al s Mom nach Hause kam und ihre zweitbeste

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