Verlieb dich nie in einen Vargas
draufhatte, und Papi guckte Emilio an, und der Junge konnte kein einziges vor Charme sprühendes, kokettes, unangebrachtes Wort mehr sagen.
Papi drehte sich mit einem wohlwollenden Nicken zu mir um und ich ließ die Augenbraue sinken und wurde vollkommen geschäftsmäßig. Plätzchen, ja. Ich nehme die Herausforderung an und verspreche, rechtzeitig und kostengünstig zu liefern.
» Está bien, queridita «, sagte Papi. »Du musst ab und zu mal aus dem Haus. Du wirst sonst noch zu einer Einsiedlerin.«
»Was liest du da?« Ich ließ mich neben Mari auf das Sofa plumpsen, wobei ich sorgfältig darauf achtete, die Blätter nicht durcheinanderzubringen, von denen sie umringt war. Ich griff mir den Stapel, der am nächsten lag.
»Es ist das Manuskript, das ich dir geschickt habe.« Sie fächerte einen weiteren Stapel zusammen und reichte ihn mir, jede Seite davon mit roten Notizen in ihrer schwungvollen Handschrift übersät. »Bei der Liebesgeschichte hat sie sich total von Tim Riggins inspirieren lassen.«
»Warum hast du das nicht gleich gesagt? Ich hätte es letzte Woche gelesen!«
Mari verpasste meinem Bein einen Klaps mit ihrem Stift. »Lies es heute Abend, wenn’s geht. Ich telefoniere morgen mit der Autorin. Du kannst dabei sein, ihr erzählen, was du davon hältst.«
Ich sprang vom Sofa auf und verstreute dabei den halben Stapel. »Echt? Das wäre irre! Ich schaffe bestimmt …«
Die wilde Freude erstarb auf meinen Lippen. Ich ließ mich zurück aufs Sofa fallen und schloss die Augen. »Papi hat Emilio angeboten, dass ich seiner Mom bei irgendeiner Plätzchenverkaufsache helfe.«
Schweigen flutete den Raum zwischen uns.
Ich öffnete die Augen und Mari saß mit offenem Mund da.
»Ich habe versucht, da rauszukommen«, sagte ich. »Aber du weißt ja, wie Papi ist.«
Noch mehr Schweigen.
»Danach kommen wir direkt her, damit er weiter an Valentina arbeiten kann«, sagte ich. »Sonst hätte er morgen gar keine Zeit dafür gehabt.«
Grillen. Vögel. Tickende Uhr. Ich schwöre, ich hörte meine Haare wachsen.
»Es sind nur Plätzchen«, sagte ich.
Mari kehrte zu ihrer Hälfte des Manuskripts zurück und kritzelte irgendeine Anmerkung an den Rand. Nachdem noch ein paar unbehagliche Momente verstrichen waren, legte sie ihren Stift beiseite und sah mich an. »Frage: Warum ist Tim Riggins so heiß?«
Ich stürzte mich auf das neue Thema. »Du bist zu alt für ihn.«
»Bin ich nicht! Er ist achtzehn. Hab ich recht? Außerdem gehört es zur Recherche. Ich verdiene mein Geld damit, das romantische Potential niedlicher fiktiver Jungs zu bewerten.«
»Ich bin mir sicher, der Richter wird dir glauben«, sagte ich.
»Es stimmt.«
»Willkommen in Cougar Town. Einwohner: Du.«
»Klappe! So alt bin ich noch lange nicht!«
» Sch! Lass mich lesen.« Ich blätterte weiter, und wir kuschelten uns aufs Sofa, unsere nackten Füße fanden wieder den Weg zueinander, während ich versuchte, mich in der fiktionalen Hitze zu verlieren.
Nach ein paar Absätzen liebte ich das Buch bereits, sabberte wie erwartet wegen dieses neuen rigginshaften Bad Boys.
Aber egal wie süß er war, egal wie unglaublich sexy, es gelang ihm nicht, mich von dem Funken hinter meinem Bauchnabel abzulenken. Die nicht fiktive Hitze, die meinen Sommer so unerwartet erobert hatte, wurde stärker und schwerer zu ignorieren.
Ich lugte über den Rand des Manuskripts zu Mari hinüber und studierte ihr Gesicht, die winzigen Fältchen um ihre Augen. Es waren clevere Augen, kluge Augen. Alle meine Schwestern hatten diesen Blick, jenes Wir wissen, was am besten ist, unsere Weisheit gründet auf Erfahrungen und Herzeleid .
Emilios blöde Grübchen drängten sich in meine Gedanken, und ich schloss die Augen und gestattete mir, die Möglichkeit in Betracht zu ziehen, dass meine Schwestern, verrückt wie sie waren, vielleicht tatsächlich gewusst hatten, was sie taten, als sie mich den Schwur unterzeichnen ließen.
»Lies weiter«, sagte Mari, die meine plötzliche Melancholie für einen Anfall guter, alter Romanfigurhingerissenheit hielt. »Es geht bald echt heiß zur Sache.«
13
Papi hatte mich mitten in die Höhle des Löwen geschickt: Casa de Vargas.
Dieser hübsche Bungalow aus Backsteinen war Haus und Herd der Zerstörung, die Brutstätte des abgrundtief Bösen.
Völlig egal, dass der Weg zur Haustür von weißen und rosafarbenen Rosen gesäumt war. Völlig egal, dass ein Windsack in den Farben der puerto-ricanischen Flagge stolz in der Brise
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