Verlieb dich nie in einen Vargas
saß auf den Händen, weil Klatschen ein wenig übertrieben gewesen wäre, besonders, da es Maris erster voller Tag bei uns war.
»Danke, Juju. Die seit dreißig Jahren darauf wartet, dass man ihr etwas Aufmerksamkeit schenkt. Und noch etwas, mein Schmetterling.« Er stieß seine Schüssel zu Mari rüber. »Nennen sie so was bei euch in der City heutzutage Frühstück? Dios mío , es schmeckt wie Gefängnisfraß.«
Ein breites unverfälschtes Lächeln glitt über Maris Gesicht und Papi lachte sich über seinen Witz kaputt. Mari sprang von ihrem Stuhl, um ein paar süße Hörnchen hervorzukramen, die Mom aus der Bäckerei in Willow Brush mitgebracht hatte.
»Es gibt keinen Grund, die hier alt werden zu lassen.« Sie stellte die Schachtel auf den Tisch wie einen Olivenzweig, ein Versuch, den Tag noch mal von vorn zu beginnen.
Während der Haferbrei in unseren Schüsseln eine harte Kruste bekam, schlugen wir uns die Bäuche mit medialunas voll. Ich wollte mir gerade ein zweites nehmen, als Pancake anfing, mit seiner Nase an der Fliegengittertür zu schubbern.
Kurz darauf kündete ein leises Knattern von Emilios Ankunft.
Maris Augenbrauen schossen bis zu ihrem weißblonden Pony hoch. »Er ist zurück ?«
»Wir haben ihn engagiert. Es ist sein Job.« Ich sagte es völlig lässig und beherrscht, aber meine Nerven waren zum Zerreißen angespannt. Meine Schuldgefühle wegen des Schwurs hatten sich noch nicht vollständig in Luft aufgelöst – dafür hatte Maris List mit dem Buch gesorgt –, aber ein leichter Nebel schlich sich ein, durch den die Details nur mehr schemenhaft zu erkennen waren.
Achtung, Reisende auf Abwegen: Sie betreten nun die Twin Citys, moralisch nicht eindeutige Grauzone. Genießen Sie Ihren Aufenthalt!
»Das ist der einzige Grund, aus dem er hier ist? Na klar.« Mari wartete darauf, dass er den Motor abstellte, und als er die Veranda betrat, stieß sie die Tür auf und ging nach draußen.
»Morgen.« Er versuchte, über ihre Schulter zu spähen, aber sie verlagerte das Gewicht, um ihm den Blick zu versperren. »Ist Jude da?«
»Arbeitest du nicht eigentlich für meinen Vater?«, fragte Mari.
»Ich wollte nur kurz mit Jude sprechen.«
»Warum?«
Emilio seufzte. »Ich muss sie um einen Gefallen bitten.«
»Tut mir leid, sie ist nicht da.«
»Kommt sie heute noch mal wieder?«, fragte er.
»Sie kommt gar nicht mehr wieder. Sie ist für immer gegangen.«
»Ja, den weiten Weg bis zum Küchentisch«, rief ich aus. Ich verdrückte den letzten Rest meines Hörnchens und versuchte, nach draußen zu gelangen, aber Mari wich keinen Zentimeter von der Tür weg.
»Wir müssen die Rahmenbedingungen deines Arbeitsverhältnisses noch einmal klarstellen«, eröffnete sie Emilio. »Meinst du, du kannst hierherkommen, mit deinen Grübchen und … dieser Frisur und der miesen Einstellung? Ich habe Neuigkeiten für dich, Vargas .« Sie rückte ihm auf die Pelle und pikste ihn bei jeder Silbe mit dem Finger in die Brust. »Meine kleine Schwester hat das Licht der Welt nicht erblickt, um dir irgendwelche Gefallen zu tun. Sie ist tabu für Gefallen. Meine ganze Familie ist tabu. In hundert Jahren würde ich unsere Ururenkel immer noch nicht mit deinen im Sandkasten spielen lassen, also warum machst du nicht einfach kehrt und marschierst in den Schuppen und hörst auf, dir um meine Schwester Gedanken zu machen.«
Jesses. Wenn Mari nicht das melodramatische Arschloch rausgekehrt hätte, wäre ich von ihrem Auftritt überaus amüsiert gewesen. Vielleicht sogar beeindruckt. Aber es ließ sich leider nicht leugnen …
»Mari, du benimmst dich wie …«
»Geh wieder rein, Juju. Ich regle das.«
»Aber …«
»Emilio!« Papi tauchte hinter mir auf, ein warmes Lächeln im Gesicht, das T-Shirt mit Krümeln bedeckt. »Gott sei Dank bist du hier. Diese Frauen machen mich noch wahnsinnig.« Papi schnappte sich sein Lieblingsflanellhemd von der Lehne des Küchenstuhls und folgte Emilio nach draußen zum Schuppen, und Pancake stolperte durch die Hundeklappe hinter ihnen her, Nur für Pancake – nicht benutzen .
Papi war eindeutig auf etwas Zeit unter Männern mit Emilio aus, also schnappte ich mir Angelkasten und -rute und lief Pancake nach, um ein paar Fische zu verjagen. Er war echt gut darin – er steckte seine Schnauze ins Wasser, als könne er sie erschnüffeln, und dann kam er hoch und nieste und schüttelte sich, als wollte er sagen: Verdammt! Hunde können unter Wasser nicht atmen, wie konnte ich das
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